5artikel veröffentlicht ein historisches Dokument, das brisante Einblicke hinter die Kulissen des Politikbetriebs und seine mediale Vermittlung gestattet: Mit welcher Bundestagsfraktion, mit welchem politischen Spitzenpersonal schickten sich vor ein paar Jahren die Grüninnen an, Macht in Deutschland zu übernehmen? Die Redaktion entdeckte hierzu einen bisher unveröffentlichten Fragebogen aus dem Jahr 2020, den die Heinrich-Böll-Stiftung im Rahmen ihres Ausleseverfahrens für die seinerzeit aufzubauende Expertengilde entwickelt hat, welche für die Exegese der neuen bundesrepublikanischen Transformatorenzunft ausgebildet wurde. Der Fragebogen fungierte dabei, so ist parteinahen Insiderkreisen zu entnehmen, nicht nur als Eingangstest für die stiftungseigene Expertenakademie, sondern sollte zugleich auch allen im Wahlkampf eingesetzten wissenschaftlichen Parteihilfskräften Argumente für die mediale Begleitung eines unaufhaltsamen Aufstiegs progressiver Feministinnen und Völkerrechtlerinnen zu den Schalthebeln der Macht an die Hand geben.
Eine Dokumentation unseres Archivars Jürgen Schmid.
1. Welche Ausbildung hat die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Deutschen Bundestag?
Antwort: Abitur.
(Ihr Studium der Evangelischen Theologie hat Katrin G., 53, abschlußlos beendet; eine sonstige Ausbildung nicht absolviert; berufliche Tätigkeiten außerhalb grüner Politiksphäre nie aufgenommen — eine eindeutige Qualifikation für Führungspositionen aller Art.)
2. Wo liegt der Altersdurchschnitt der Frauen in der grünen Bundestagsfraktion?
Antwort: 50 Jahre.
(Der Wert — errechnet für die Mitte der Legislaturperiode — illustriert vorzüglich den Selbstanspruch der grünen Partei und des ihr angeschlossenen Qualitätsmedientrosses, die entschiedensten Förder*innen junger Frauen zu sein. Mit dieser Quote im Rücken läßt sich auch trefflich über überalterte Konkurrenz-Parteien herziehen.)
3. Wie viele Akademikerinnen sind anteilsmäßig in der Fraktion vertreten?
Antwort: 100 Prozent.
(Wenn man den vier Studienabbrecherinnen diesen »Titel« ehrenhalber verleiht, was sich Gelehrte wie Katrin G. oder Claudia R. auf Grund ihrer Lebensleistung ja nun wirklich verdient haben. — Selbst die sieben Mandatsträgerinnen, die etwas gelernt haben, d. i. Polizistin, Zootechnikerin, Bäckerin, Bürokauffrau, Hauswirtschafterin, Erzieherin, Krankenschwester, haben anschließend ein Hochschulstudium dazugesattelt.)
4. Was ist das Studienfach, das grüne MdeBinnen am häufigsten absolviert haben?
Antwort: Politikwissenschaften.
(11 von 39 haben PoWi studiert, was mit knapp 30 Prozent exakt dem Anteil von Politikwissenschaftlern an der Gesamtbevölkerung entspricht. In der Altersgruppe der unter 40jährigen liegt der grüne Anteil sogar mehr als doppelt so hoch — exakt zwei von drei. In dieser Altersgruppe haben die Abgeordnet*innen entweder keinerlei berufliche Tätigkeiten vorzuweisen oder deren einzige im Bereich Politik und Verwaltung. Ausnahme in der »freien Wirtschaft«: Eine freiberufliche Reiseleiterin.)
5. Was wird die grüne Frau, wenn sie zuerst ein Germanistik-Studium ohne Abschluß zurückgelassen und sodann ein weiteres Studium (u. a.) Politikwissenschaften ebenfalls erfolgreich abgebrochen hat? (Und auch ansonsten keinerlei berufliche Qualifikationen oder eine Ausübung entsprechender Tätigkeiten aufweisen kann?)
Antwort: Zunächst Schul-Dezernentin in Darmstadt, dann Bundestagsabgeordnete.
(Die Rede ist von Daniela W., 62, Frau des Darmstädter Oberbürgermeisters.)
6. Was für eine Position steht einer 34jährigen zu, die einen Magisterabschluß in Politikwissenschaften (Nebenfach: Philosophie) innehat?
Antwort: Prinzipiell jede.
(Bereits mit 24 Jahren ist eine solche Frau, in diesem Fall Agnieszka B., befähigt, dem Deutschen Bundestag anzugehören und sich bald darauf als Obfrau für den Unterausschuß Abrüstung und Rüstungskontrolle des Verteidigungsausschusses zu qualifizieren. Der stellvertretende Fraktionsvorsitz in Grün darf keinesfalls der Höhepunkt in der Vita eines solch außergewöhnlichen Talents bleiben.)
7. An welcher Stelle bringt eine Islamwissenschaftlerin (Magisterarbeit »Feminismus im Islam am Beispiel der palästinensischen Frauenbewegung«) ihre spezifische Expertise in die Politik ein?
Antwort: Im Bundestagsausschuß für Inneres und Heimat.
(Luise A.l, 35, spricht ansonsten engagiert für Flüchtlinge und bekennt, »erstmal nicht« an Gott zu glauben.)
8. Was macht eine Fernsehwissenschaftlerin und Geschlechterforscherin im richtigen Leben?
Antwort: Queersprechen im Deutschen Bundestag.
(Ulle S., 53, leitete Aufnahmen in der Filmproduktion, bevor es sie in den Greenroom des Berliner Reichstags beamte.)
9. Wie sieht die perfekte Karriere im grünen Biotop aus?
Antwort: Frau studiere Energie- und Umweltmanagement (inkludierend ein Praxissemester bei Jürgen Trittin im grünen Bundesumweltministerium) und promoviere als Lehrstuhlmitarbeiterin im Bereich Umwelt- und Energiepolitik mit einer Studie zu »The costs of climate change in the agricultural sector« und sei gleichzeitig grünes Bundestagsmitglied als studierende Expertin für Energiewirtschaft. Sogleich nach dem Rigorosum wechsle Frau von der Universität direkt ins Amt einer Staatssekretärin für Energiewende.
(Die Geschichte spielte sich ab an der Universität Flensburg und im schwarz-grünen Kabinett zu Schleswig-Holstein. Die Darstellerin heißt Ingrid N., 42.)
10. Was waren in den Anfangszeiten der Grünen Bewegung Qualifikationskriterien für eine aufstrebende Politikerin?
Antwort: Studiere irgendwas Lustiges, etwa Theaterwissenschaften, aber nicht zu lange (zwei Semester genügen). Lungere sodann an inspirierenden Orten herum, zum Beispiel beim Comic Theater (später kannst Du ja sagen, Du wärest dort Dramaturgin gewesen). Verknalle Dich in einen Musiker und geh’ mit dessen Band auf Tournee. Dann kannst Du als »Managerin« politisch voll durchstarten.
(Kurz-Biographie Claudia R., 64.)
11. Welche Möglichkeit haben junge Abgeordnetinnen der hinteren Reihen, in der Öffentlichkeit bekannt zu werden?
Antwort: Frau schlägt als erste Greta Thunberg für den Friedensnobelpreis vor.
(So unter großem Bohei die Politikwissenschaftlerin Lisa B., 36, bereits im Februar 2019.)
12. Was machen Sie, nachdem Sie alle Fragen richtig beantwortet und sich erfolgreich als Grün-Experte etabliert haben?
Antwort: So schlimm wird’s schon nicht kommen. (Ich schaff’ das sowieso nicht.)