Ein winziges Bauerndorf zwischen München und Bad Tölz, in dem es kaum mehr Bauern gibt, dafür jede Menge Autos. An der Kreuzung im Ort, wo drei Straßen zusammentreffen: Eine Kapelle, die erstmals, seit wir hier vorbeikommen, offen steht. Zwei Buben sind eifrig damit beschäftigt, Sand aus den Fugen zwischen der einen Steinstufe, die in die Kapelle hinaufführt, und der Bodenfuge der Eingangstür zu kratzen. »Derft’s scho eini geh’«, sagt der Kleinere der beiden, seine Arbeit — sie ist ein ernstes Spiel —, dabei nicht unterbrechend. Er lädt das bißchen Sand, das er zu Tage fördert, in einen gelben Plastik-Laster. Wir steigen über sein Arbeitsfeld, der Ältere hintendrein, uns in der Kapelle bedeutend, nicht zwischen den Bänken nach vorne zu gehen zum Altar — »do is frisch butzd.«
Drinnen — eine Überraschung: An den Seitenwänden Votivtafeln.1 Sollte diese Kapelle, in der höchstens zwanzig Leute, dichtgedrängt, in den wenigen Bank-Reihen Platz finden, ein Gnadenbild besitzen, zu dem Hilfesuchende gepilgert sind? Es sind naive Malereien aus dem 18. Jahrhundert, wie man sie aus so vielen oberbayerischen Wallfahrtsorten kennt, Altötting mit der Schwarzen Madonna als der bekannteste, oder Tuntenhausen, wo’s zu Hundhammers Zeiten auch gerne mal politisch wurde bei der Männerwallfahrt.2 Kniende Beter im Sonntagsstaat sind da zu sehen, die sich »anhier verlobt« haben, wie es auf einer Tafel heißt, für den Fall, daß ihr Gebetsanliegen erhört wurde. Meist sind es Krankheiten, die durch die Hilfe der Angerufenen überstanden wurden. Wen haben diese Menschen um Hilfe angerufen, wem haben sie sich »verlobt«? Auf den vier kleinen Tafeln auf der linken Seitenwand neben der Eingangstür sind zwei Gnadenbilder zu sehen: Eine Muttergottes der Schmerzen, in Betrübnis über den Tod des Sohnes, Maria mit einem Schwert, das in ihrer Brust steckt, einer Situation, der die »G’setzln« des schmerzreichen Rosenkranzes gewidmet sind, die man für die Verstorbenen betet — und Christus in der Rast. Der schmerzhaften Muttergottes, so erfahren wir später, ist die Kapelle geweiht; das Altarbild hingegen zeigt eine Pieta, eine trauernde Muttergottes, die den toten Christus in ihren Armen hält. Das Gnadenbild des nach der Folter und vor der Kreuzigung »rastenden« Christus dagegen ist anwesend — links neben dem Altar, unscheinbar an der Wand auf einem Sockel geduckt.
Als wir aus dem Gotteshaus treten — der Jüngere der beiden Stufenreiniger hat uns derweil informiert: »Kennt’s morga kema, do is a Kirch’« —, kommt deren Mutter herbei. Sie ist — »kann man so sagen« — die Mesnerin der Kapelle, wenngleich es dabei nicht mehr viel zu tun gibt: Die angekündigte Kirch’ für den nächsten Tag, so erklärt sie, ist eine Maiandacht, gefeiert im Marienmonat (»Oh Maria, hilf!«) — das einzige Mal im Jahr, daß ein Pfarrer hierher kommt. Von reich strömender Kraftquelle, den Bauern der umliegenden Dörfer ein Heilsversprechen,3 zur Tür, die fast immer verschlossen ist — Kapelle und Gnadenbild sind noch da, aber ohne ihren einstigen Sitz im Leben.4
Wäre man böse, müßte man fragen: Fehlt es an Nachfrage oder am Angebot? Daß es eine »innere Notwendigkeit« (Bourdieu), ein »intrinsisches« Bedürfnis (Bonelli), eine tief empfundene Sehnsucht auch (und vielleicht gerade) des postmodernen Menschen nach Transzendenz, nach dem ganz Anderen gibt, zeigt eine zweite Begebenheit, die mich ebenfalls in den Tagen traf, als ich mit Leopold Kretzenbacher und Romano Guardini über das nachdachte, was die Menschen des Abendlandes zwei Jahrtausende lang tief bewegte und was ihnen Halt gab.
Auf der Wiese gegenüber unserer Wohnung im grünen Münchner Stadtteil Haidhausen stand — ich habe so etwas auf einem Flohmarkt noch nie gesehen — auf einem Tapeziertisch einer Frau in den mittleren Jahren, unter Büchern und Klamotten und Geschirr, was man halt so loswerden will bei einem solchen Anlaß, dies:
Ich war betroffen, eine Muttergottes so zu sehen, in kitschigem Plastik, mit einem Stromkabel zum Kunstlicht-Entzünden in der Steckdose, als Ramschware verhökert zwischen allerlei Tand — und begann mit der Frau ein Gespräch, vorsichtig tastend: Ob sie die Maria in ihrer Wohnung gehabt hätte, ein Erbstück vielleicht? Ja, sie wäre bei ihr auf dem Nachtkastl gestanden, jahrelang; und nein, sie hätte sie selber gekauft, auch auf einem Flohmarkt, weil sie sie so schön fand. Und dann durfte die Maria bleiben — weil sie »Ruhe reinbringt«, ebenso wie eine Marienstatuette aus Keramik, »weiß«, wie sie sagt, die immer noch auf der Fensterbank im Schlafzimmer thront — und »darunter steht der Buddha«.
Anmerkungen
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Lenz Kriss-Rettenbeck: Das Votivbild. München: Hermann Rinn, 1958; Klaus Beitl: Votivbilder. Zeugnisse einer alten Volkskunst. Residenz: Salzburg, 1973. – Diese und viele andere Bücher zur Volkskunde konnte ich für einen Symbolbetrag aus der Konkursmasse der letzten Münchner Antiquitätenhandlung mit dezidiert religiöser und volksfrommer Ausrichtung bergen, die sich bis vor wenigen Jahren im Herzen der Stadt halten konnte, unweit des Odeonsplatzes und fußläufig gelegen zu jener Universität, an der Leopold Kretzenbacher Volkskunde lehrte. — Lenz Kriss-Rettenbeck (1923-2005) war der Adoptivsohn des großen Volkskundlers und Frömmigkeitsforschers Rudolf Kriss, eines engen Freundes von Leopold Kretzenbacher. Zusammen mit Wolfgang Brückner stellte sich Kriss-Rettenbeck als exponiertester Vertreter einer Volkskunde, die den Namen verdient, energisch den Zerstörungsabsichten marxistisch ideologisierter und soziologisch eingefärbter Dekonstruktivisten entgegen, die man aus heutiger Sicht auch als Antideutsche bezeichnen muß (die feindliche Übernahme einer akademischen Disziplin wie der Volkskunde im Zuge des langen Marsches der Achtundsechziger durch die Institutionen würde ein lohnendes Fallbeispiel dafür bieten, einmal detailliert den Motiven und Mechanismen der Abwendung vom Eigenen nachzuspüren). Kriss-Rettenbeck amtierte zwischen 1974 und 1985 als der für alle Zeiten letzte Volkskundler im Amt des Generaldirektors des Bayerischen Nationalmuseums, das einst der Vater der Volkskunde, Wilhelm Heinrich Riehl, zu Größe und Ansehen gebracht hat — und das inzwischen zu einer Domäne der Kunsthistoriker und ihres Zugriffs auf die Welt geworden ist. Als eine Art Vermächtnis hinterließ Kriss-Rettenbeck kurz vor seinem Ausscheiden aus dem Amt eine Ausstellung mit dem Titel »Wallfahrt kennt keine Grenzen« (Katalog, zusammen mit Gerda Möhler: München: Schnell & Steiner, 1984). — Für letztgenannten Ausstellungskatalog wiederum hat Leopold Kretzenbacher einen Beitrag »Narren am heiligen Ort« (S. 33–44) beigesteuert, über seine Erlebnisse bei einer Wanderung im Sommer 1954 am Athos, wo er im Kloster Megiste Lawra »den verzückten Visionen« des Bruders Awakum »lauschen durfte«: Leopold Kretzenbacher: Kreuzerhöhung und Nachtliturgie auf dem Heiligen Berge. In: ders.: Ethnologia Europaea. Studienwanderungen und Erlebnisse auf volkskundlicher Feldforschung im Alleingang. München: Trofenik, 1986, S. 57. Jenem Narr am heiligen Ort (was Kretzenbacher selbstredend nicht despektierlich meint) hat Erhart Kästner in seiner Athos-Meditation ein ganzes Kapitel gewidmet, »Pater Awakum«: Erhart Kästner: Die Stundentrommel vom heiligen Berg Athos. Frankfurt am Main: Insel, 1956, hier zitiert nach der Taschenbuchausgabe: München: Deutscher Taschenbuch Verlag, ²1966, S. 89–99. Wie in Religio VIII, Anm. 43, dargelegt, wanderte Kästner zwei Jahre nach Kretzenbacher, 1956, am Athos — und hat dort jenen »Narren« ebenfalls getroffen, der »die Seligkeit hatte, zu dienen, ja, geradezu eine Besessenheit, jedem Nächsten und Besten dienstbar zu sein und die niedrigsten Geschäfte, die jeweils anfielen, auf sich zu nehmen« (S. 90). »Der seltsame Heilige«, den Kästner über alles zu schätzen gelernt hat, »gehörte »zu jenen Sonderlingen, welche die ganze Schrift, beide Testamente, vollkommen auswendig können« (S. 91). Awakum, eine griechische Verballhornung für Habakuk, hatte »zwanzig Jahre als Einsiedler in den Südfelsen des heiligen Berges, der sogenannten Eremia, das heißt also: der Wüste, gelebt« (S. 93; Kretzenbacher gibt an, man habe den Eremiten »schwerstkrank« aus seiner Felseneinsiedelei »heimgeholt«, während Kästner schreibt, Awakum hätte »eines Tages die unbändige Lust ergriffen, zu dienen, der Letzte zu sein, und deshalb sei er vor einigen Jahren ins Kloster gekommen«: S. 94), wo er die Schau erfahren hat, die ihn sagen lassen kann: »Ich habe mich leer für Christo gemacht« […] [I]n mir ist nichts als der Herr. Der Herr und die Freude!« (Ebd.) Kästner und sein mit ihm wandernder Freund Nikolaos Luvaris, ein orthodoxer Universitätstheologe aus Athen, sind tief bestürzt ob dieser Erscheinung — der Protestant Kästner vermerkt: »Ein Christ ist ein seltener Vogel, sagt Luther. Weit muß man fahren. Endlich Christentum; endlich einmal keine Theologie.« (S. 96). — Kretzenbachers Formulierung von den »Narren am heiligen Berg« bezieht sich auf das Wort des Paulus »Wir sind Narren um Christi willen« (1. Korinther 4,10, »Gegen die Überheblichkeit«), welches in der späteren christlichen Tradition diejenigen charakterisiert, die sich in Weltabgewandtheit der Gottesschau hingeben. ↩
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Der in Folge IX von »Religio« erwähnte Roman »Die Wallfahrer« (siehe dort Anm. 51) erzählt in einer eigenwilligen (und dem Verfasser dieser Zeilen nicht einleuchtenden) Verquickung der Zeitebenen auch die Geschichte einer Rede Alois Hundhammers in Tuntenhausen aus dem Jahr 1962, wobei der Erzähler Amery (vulgo: Mayer, dessen mit einer Gedenktafel versehene Wohnhaus in Haidhausen auf meinem Weg zur Isar liegt) zwischen äußerst gelungener, lebenssatter und glaubhaft möglicher romanhafter Rekonstruktion historischer Ereignisse und Gefühlslagen einerseits sowie überheblicher und ärgerlicher moralischer Bewertung dessen, was die Menschen bewegte (und diese Bewertung dargebracht im Stile ewig linker Denunziation und Abwertung, die aus heutiger Sicht wohl als prä-woke bezeichnet werden muss), andererseits changiert, wobei dann leider allzu oft doch Letzteres die Oberhand behält. Dennoch lohnen einzelne Passagen von Amerys »Wallfahrer« durchaus die Lektüre, etwa jene über die Wallfahrt des sterbenskranken Einsiedlers Andreas Gropp, der sich in Zeiten des Dreißigjährigen Krieges aus dem Inntal über den Zirler Berg nach Tuntenhausen schleppt, nachdem er von der dortigen wundertätigen Muttergottes geträumt hat und indem er in einer Art Vision von dieser auch seines Weges geleitet wird; oder über einen Kapuzinermönch namens Peregrinus, im Volksmund »Pater Umgang« genannt ob seiner Obsession, die Wasserburger mit seinem barocken Spiel von der Sündflut zu traktieren, und sie aufgrund einer von ihm empfangenen Untergangsvision zu einer Bußwallfahrt ins nahe Tuntenhausen zu animieren, deren verwickelte Vorbereitung und Durchführung plastisch geschildert wird, und nicht zuletzt — dies dann wieder mit größeren Abstrichen — die erwähnten Szenen aus Hundhammers Rede in Tuntenhausen 1962, welche die Schrecken eines entchristlichten, untergehenden Abendlandes beschwört, dem wir realiter gerade entgegengehen. ↩
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Bei seiner Amtseinführung auf dem Petersplatz in Rom hat Papst Leo XIV. ausdrücklich die Volksfrömmigkeit angesprochen, durch die die Gläubigen die Kirche tragen. ↩
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Zwei Tage nach unserem Erlebnis in der Kapelle Zur Schmerzhaften Muttergottes fanden wir in einem Münchner Bücherschrank ein dort zur Mitnahme abgestelltes Buch: Rolf Bauerdick: Dem Himmel nah. Mysterien, Mythen, Rituale. Freiburg im Breisgau: Herder, 1994. Darin versammelt der Journalist Bauerdick, studierter Literaturwissenschaftler und katholischer Theologe, in Wort und Bild »Geschichten von gläubigen Menschen, denen die kalte Geheimnislosigkeit unserer modernen Industriegesellschaften genauso fern ist wie unser Konsumverhalten« (Klappentext). Es ist ein Blick hinter das, was man den Sitz im Leben von Bräuchen nennt, auf die »Intensität gelebten Glaubens« und seine Geheimnisse, »die in einer entzauberten und entheiligten Welt jeden Tag ein wenig mehr verschwinden«. Bauerdick erlebt (u.a.) das Spiel vom Martyrium des Heiligen Sebastian auf den Philippinen (S. 6f.), er liest »Kleine Geschichten vom Glück« von Votivtafeln in Altötting und dem mexikanischen Chalma ab (S. 17–19), er schildert seine Eindrücke von der Karfreitagsprozession im »polnischen Jerusalem« Kalwaria Zebrzydowska, einem alten Wallfahrtsort nahe Krakau, wo die Zuschauer so mitlitten, daß sie »Jesus vor den Soldaten schützen wollten« (S. 9). Ein Franziskanerpater an diesem Ort erklärt, was einen Schaubrauch von einem religiös fundierten Brauch mit Sitz im Leben unterscheidet: Die Passionsspiele in Oberammergau, meint er, seien »sehr schön«, »alles perfekt. Aber ein wenig anders als hier bei uns.« In Oberammergau, »da schauen die Leute zu«, was auf der Bühne passiert. »Aber gehen sie den Kreuzweg mit? Fühlen sie mit? Tauchen sie ein in das Geheimnis des Mysteriums Jesu?« (S. 7). Bauerdick, der Deutsch- und Religionslehrer werden wollte und dann zum Beobachter von gelebter Religiosität und zum Erzähler von Geschichten darüber wurde, schrieb auch ein Buch mit dem Titel »Wenn Gott verschwindet, verschwindet der Mensch. Eine Verteidigung des Glaubens« (München: Deutsche Verlags-Anstalt, 2016). — Von den Erzählungen Bauerdicks an ein eigenes Erlebnis mit einem religiösen Brauch unserer Gegenwart erinnert, das ebenfalls zeigt, was »Sitz im Leben« bedeuten könnte, seien hier — nachdem bereits im Kretzenbacher-Teil von »Religio« kurz auf den Leonhardiritt hingewiesen wurde — diese Impressionen eingerückt: Ein strahlender Sommermorgen. Von überallher strömen Trachtler herbei, zu Fuß. Bereits die Fahrt ins bayerische Oberland — eine Wohltat. Hier sind sich Dorf und Landschaft noch grün. Keine Geschwüre von »Neubaugebieten«, gepflegte Häuser, wohin man blickt: Schöner Altbestand, wohlproportionierte Neubauten. Hier haben sie ein Gen für Baukultur, in und mit der sich gut leben läßt. (Keine Sticker, keine politischen Parolen.) Die kleine oktogonale Leonhardskapelle steht offen, eine Seltenheit. Der Viehpatron grüßt die Gläubigen. Pferde wiehern. Unser Eingang steht im Namen des Herrn. Ein Pfarrer hat für Harmating schon lange keine Zeit mehr, sein Sprengel ist unzumutbar groß geworden. Zum Pferdesegen kommt der Diakon, zelebriert mit Würde einen Wortgottesdienst. Keine Heilige Messe, immerhin wird Kommunion ausgeteilt. Der Kirchenchor, zwei nicht mehr junge Frauen, zwei betagte Männer, stimmen an: »Wohin soll ich mich wenden«. Jung und Alt sitzen andächtig auf den wenigen Bänken, stehen vor den Türen. Keiner langweilt sich, keiner spricht, auch draußen nicht. Keiner zückt sein Handy, um etwas zu checken. Maria, Himmelskönigin. Eine Predigt über die Ruhe, die in Gott zu finden ist. Wer Bekenntnisse zu Klima, Regenbogen, Waffen erwartete, würde enttäuscht. Man betet das Glaubensbekenntnis. Die Pilger auf ihren Pferden reiten dreimal durchs Dorf, um die Wiesenkapelle herum. Dreimal spendet der Diakon den Segen, mit Weihwasser, Weihrauch, Monstranz. Dreimal ziehen die Reiter ihre Hüte, bekreuzigen sich. Niemand exponiert sich, niemand muss sich in den Vordergrund spielen, kein Kommunalpolitiker hält Hof. Allein Gott in der Höh’ sei Ehr’. »Es wer’n immer weniger. Mir ham scho mehr als 50 g’habt, letzt’s Jahr 38 Rösser, heier bloß no 25 …« Die Blaskapelle aus Thanning spielt. Gott schütze unser schönes Bayernland. Ein Trachtler vom Ostufer des Starnberger Sees erzählt, wie in seiner Gegend der Brauch schon lange abgekommen sei, »weil so viel Fremde zuzog’n san«. Er selbst hat seinen Dialekt aufgegeben, weil ihn, der einen Trachtenladen betreibt, kein Kunde verstanden hat. Zwei Bauern aus Dettenhausen trinken ihr Bier hinter der Wirtschaft — in Ruhe und im Schatten. Der wortkarge Sohn steigt gar nicht vom Pferd, sein Vater reicht ihm ab und zu die Maß hinauf. Als er erfährt, daß wir aus München kommen, ist er besorgt: »Seid’s Ihr echte Stadterer?« Unser »Nein« beruhigt ihn. Brütende Nachmittagshitze. Ruhiges Bauernland. Hier und da wendet ein Traktor Heu auf den Feldern. Raubvögel kreisen. Die Stadt liegt weit im Norden. ↩