Religio X

Gott. Friedrich Gogarten (1887–1967)

Geschrieben von Jürgen Schmid am 30.5.2025

»Nur noch ein Gott kann uns retten. Uns bleibt die einzige Möglichkeit, im Denken und im Dichten eine Bereitschaft vorzubereiten für die Erscheinung des Gottes …«
Martin Heidegger


So müßte man heute schreiben: »Wir sehen die Zersetzung in Allem. […] Und wir bewegen in allem Ernst den Gedanken bei uns, ob es heute über­haupt Menschen gibt, die wirklich Gott denken können. — Wir wissen, daß Er sich den Einfältigen (versteht Ihr dieses Wort?) nie verbarg.« Friedrich Gogartens Ruf »Zwischen den Zeiten« aus dem Jahr 19201 tönt wie ein Hammer, der Felsen zerschlägt; etwas mehr als hundert Jahre seit diese Worte herausgerufen wurden, erscheinen sie so frisch und so notwendig, als wäre sie soeben gedacht worden.

Was der 33jährige protestantische Pfarrer aus Stelzendorf bei Zeulenroda, aus der tiefsten thüringischen Provinz heraus also, im Brustton eines prophetischen Predigers vorträgt, ist nichts weniger als eine schonungs­lose Abrechnung mit dem theologischen Zeitgeist, eine Abrechnung mit den Lehrern seiner Generation, denen man nicht mehr folgen könne — namentlich seinen akademischen Lehrern Adolf von Harnack und Ernst Troeltsch, überragende Gelehrtengestalten dieser Zeit auf der Höhe ihres Ruhmes, die aus ihrer dominierenden Stellung in der (protestantischen) Theologie heraus nationale Wissenschafts- und Kulturpolitik maßgeblich beeinflußten — als Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förde­rung der Wissenschaften der Kirchenhistoriker Harnack, als Mitglied der Verfassunggebenden Preußischen Landesversammlung sowie Staatssekre­tär im Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung der Systematiker Troeltsch.

Trifft nicht Gogartens Absage, »eine Welt mit Menschenwillen und aus Menschenweisheit bauen« zu wollen, ins Mark? Und auch dies: »Der Raum wurde [in der Katastrophe von 19182] frei für die Frage nach Gott. […] Denn da zerbricht alles Menschliche und wird zu Schanden, alles was war und alles, was sein wird. Aber darum können wir, begreifen wir nur die Not bis zum Letzten, nach Gott fragen. Dann verstrickt sich nicht die Frage im menschlichen und bringt falsche Antwort aus ihm, falsche, weil es eine menschliche und keine göttliche Antwort ist.«3


»Dem leidenden Menschen hilft nie, was er selbst ersinnt, sondern nur über­menschliche, geoffenbarte Wahrheit, die ihn dem leidenden Zustand enthebt.«
Carl Gustav Jung4


Im Mai 1932 referiert Carl Gustav Jung in Straßburg bei der Elsässischen Pastoralkonferenz »über die Beziehung der Psychotherapie zur Seelsorge«. Der Züricher Psychoanalytiker, selbst Protestant, sagt über sich: »Ich glaube nicht (an einen persönlichen Gott), aber ich kenne eine sehr per­sönliche Kraft, deren Wirkung kein Widerstand entgegengesetzt werden kann. Ich nenne sie ›Gott‹.«5 Den evangelischen Pfarrern berichtet er, dass seit dreißig Jahren, also seit der Jahrhundertwende, »viele Hunderte von Patienten aus allen Kulturländern der Erde« durch seine Hände gegangen seien, in der Mehrzahl Protestanten, aber auch Juden und Katholiken. Die Gemeinsamkeit des Diagnosebildes: »Unter allen meinen Patienten jenseits der Lebensmitte, das heißt jenseits fünfunddreißig, ist nicht ein einziger, dessen endgültiges Problem nicht das der religiösen Einstellung wäre. Ja, jeder krankt in letzter Linie daran, daß er das verloren hat, was lebendige Religionen ihren Gläubigen zu allen Zeiten gegeben haben, und keiner ist wirklich geheilt, der seine religiöse Einstellung nicht wieder erreicht […].«6

1937 spricht Gogarten rückblickend — und nun in der Stellung eines Ordi­narius für Systematische Theologie in Göttingen — auf die Kämpfe, die in der Theologie nach dem Ersten Weltkrieg geführt wurden davon, es wäre »nicht nur eine andere Weise« gewesen, »in der man hier und dort nach Gott fragte, sondern es war ein anderer Gott, nach dem hier und dort gefragt wurde.« Nicht zufällig klingt das, was Gogarten seinen Lehrern und Gegnern im Kampf um das rechte Gottesbild entgegenschleudert, wie eine Vorwegnahme, ja beinahe wie ein Fundament der Barmer Erklärung aus der Feder von Gogartens Bruder im Geiste, Karl Barth — sind die beiden doch Weggefährten bei der Begründung einer dialektischen Theologie, die Gott als das ganz Andere begreift, das senkrecht von oben, vertikal, in die Menschenhändel eingreift und nicht als ein Gott verstanden werden kann, wie ihn das liberale Kulturchristentum des 19. Jahrhunderts, namentlich wieder Harnack und Troeltsch, zu verkleinern sucht.7

Die unerschrockene evangelische Theologin und Kirchenhistorikerin Dorothea Wendebourg, lange in Göttingen lehrend, nun im Herzen der Finsternis, in Berlin, geißelt (so muß man es nennen) die zunehmende Verweltlichung und Politisierung dessen, was lange Zeit unter dem Namen Gottesdienst dem Höchsten die Ehre gab: Die Kirche müsse wieder dahin zurückkehren, »dass der Schwerpunkt im Gottesdienst auf dem Verhältnis zwischen Gott und den Menschen und den Menschen und Gott liegt, wäh­rend wir uns sehr angewöhnt haben, den Gottesdienst als eine horizontale Veranstaltung zu sehen. Da sprechen wir für die Welt und was wir der Welt zu sagen haben. Unsere Gebete sind zum Teil nicht wirklich Gebete, sondern sie sind Proklamationen,8 in denen die Situation ausgenutzt wird, dass niemand dagegensprechen kann. Wir beugen zwar unsere Häupter vor Gott, aber dann kommt das jeweilige gesellschaftspolitische Programm in Gebetsform. Wir haben vielfach verlernt zu sehen, dass es im Gottes­dienst um das Verhältnis der Menschen zu Gott geht und umgekehrt.« Wie zur Bestätigung dieser Diagnose: »Der Begriff Gott steht nun immer öfter für ethische oder soziale Forderungen«, solches sendet der Deutschland­funk, erdacht von Corinna Mühlstedt, promovierte lutherische Theologin, ARD-Korrespondentin für die Fachbereiche Kirche und Religion in Rom.


»Das Problem der Heilung ist ein religiöses Problem.«
Carl Gustav Jung9


Draußenbleiben aus dem Menschengetue

Bei Gogarten weiterlesend, stoßen wir auf seinen Vortrag »Die Krisis unserer Kultur«, gehalten am 1. Oktober 1920 auf der Wartburg: »Man muß [mit Luther gesprochen] ›allen Dingen gestorben sein, dem Guten und Bösen, dem Tod und Leben, der Hölle und dem Himmel‹. Das ist dieses Glauben. Es ist ein Herausgenommensein aus dem gewöhnlichen Dasein und — das ist das Wichtigste! — ein Draußenbleiben«.10

91 Jahre nach jenem Gogarten’schen Furor nennt Papst Benedikt XVI. — in deutlich konzilianteren Worten — in seiner Freiburger Rede von 2011 an die deutschen Katholiken dieses »Draußenbleiben« »Entweltlichung«, ein beinahe flehentlicher Appell, von einer sich immer stärker abzeichnenden Politisierung der Kirche Abstand zu nehmen, ein »Programm der Rückkehr zum Wesentlichen«.11

In Gogartens Worten von 1920: »Dieses Wegsehen, dieses allen Dingen gestorben sein ist ein Doppeltes: es ist ein totales Entwerten alles dessen, was unser gewöhnliches Leben ausmacht und unsere gewöhnliche Wirklich­keit konstruiert. […] Und dieses Wegsehen, dieses allen Dingen gestorben sein ist zugleich ein höchstes, unbedingtes Werten alles dessen, was es für uns gibt, desselben, das wir total entwerteten. Was uns zu diesem höchsten, unbedingten Werten und zu dem totalen Entwerten treibt, ist Ein und Dasselbe: es ist das Wissen um Gottes Wirklichkeit. In ihrem Licht wird alles: Gutes und Böses, Tod und Leben, Hölle und Himmel, wertlos, ein wesenloser Spuk. Denn es zeigt sich nun, wie das alles, wie alle Wirklichkeit für den Menschen der Spiegel geworden ist, in dem er sein eigenes Wesen beschaut, seine Kleinheit und Erbärmlichkeit aufbauscht.12 So kann er vor Gottes Licht nicht bestehen. Aber fiel Gottes Licht einmal darauf und verschwand dann vor ihm all das Menschengetue, all der Stolz und all die Unwürde, all der Eigenwille und all die Nachlässigkeit, all der Übermut und all die Angst, die sich alle Wirklichkeit dieser Welt als ihr Eigentum, als ihre Rettung angeeignet hatte, verschwand das vor dem Lichte Gottes, dann wird diese Welt wieder zur reinen Schöpfung Gottes, und es wird jedes Ding und alles geschehen zum Spiegel der Gottheit.«13

So sprach Gogarten 1920 auf der Wartburg und ein Zuhörer befand: »Es brannte göttliche Dämonie in ihm, wie sie in Jesus war, als er die Tische der Wechsler im Tempel umstürzte«.14

Bekennende Kirchen

Wenn wir bei Gogarten und Barth in den 1920er Jahren angelangt sind und deren Aktualität sich uns förmlich aufdrängt, stellt sich eine Frage für unsere Zeit fast von alleine: Braucht es nicht wieder eine Bekennende Kirche? Und liest sich nicht ein Pfingstbrief wie jener des protestantischen Pfarrers Hanns-Martin Hager aus dem ersten Corona-Jahr 2020 wie ein Nukleus für solch ein erneuertes Bekenntnis, ein Brief, der im Sinne der Barmer Erklärung von der Überzeugung ausgeht, dass für einen Christen­menschen das Evangelium höher zu stellen ist als das Gesetz?

Hager, seinerzeit Pfarrer in Garmisch-Partenkirchen, ruft das Pfingstwun­der aus der Apostelgeschichte (2,1) auf: »Als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander.« Und kommentiert: »Was damals in Jerusalem zu Pfingsten zur Gründung der Kirche führte, wäre im Jahr 2020 unmöglich.« Schon zuvor, in seiner Osterbotschaft, stellt Hager die damals viele bedrängende Frage: »Was hätte Jesus in unserer Situa­tion getan?« Und die Antwort lautet: Er wäre zu den Kranken gegangen, zu den Mühseligen und Beladenen. Die real existierende Kirche tat das Gegenteil — ihre Diener verschanzten sich, wie das Gesetz es befahl, hinter verschlossenen Kirchentüren.

Was aber steht nun in der Barmer Erklärung wie in Stein gemeißelt?

»[Jesus Christus spricht:] ›Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich‹ (Joh. 14, 6).
›Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer nicht zur Tür hineingeht in den Schafstall, sondern steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und ein Mörder. Ich bin die Tür; so jemand durch mich eingeht, der wird selig werden‹ (Joh. 10,1.9) […]
Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen.«15

Die »anderen Ereignisse« im Corona-Staat (u.a.): »Maßnahmen«, die zu befolgen das Gesetz befahl. Die anderen »Wahrheiten«: »Impfen ist Näch­stenliebe«. Nun ist die Kirche nicht mit und an Corona gottlos geworden. Die Kirche hat auf Corona so reagiert, wie sie reagiert hat, weil sie gottlos war. Corona fungierte als Brennglas, unter dem nun jeder die Gottlosigkeit der Kirche klar sehen konnte. (Und tatsächlich meint »Kirche« hier: weiteste Teile ihrer Diener und Repräsentanten, von den hochrangigsten Funktions­trägern bis hinab — leider — in den Bereich der Seelsorge hinein.)

Die Kirche ist nicht in dem Moment gottlos geworden, als sie im Gottes­haus, dem Haus Gottes, das erste Impfzentrum eröffnete; auch nicht, als ein Nürnberger Pfarrer aus eigener Vollmacht ein elftes Gebot erließ. Die Kirche konnte das Sakrament der Impfung nur deshalb an die Stelle des Altarsakraments setzen und neue Gebote im Namen Gottes verkünden, weil sie Gott schon ausgetrieben hatte und an seiner Stelle ein Vakuum entstanden war, das beliebig mit Zeitgeist gefüllt werden konnte.

Laut sind die Kirchen, wo es gilt, Andersdenkende auszugrenzen, wo eine Klimareligion als Götzendienst begründet wird, wo sie Illegalen helfen und Recht beugen kann, wo der Genderstern den Stern überstrahlt, der nach Bethlehem weist. Wo aber der Mensch abgeschafft werden soll, im Trans­humanismus (was für ein Unwort), schweigen die Kirchen fast dröhnend. Waffenlieferungen in Kriegsgebiete sind neuerdings »nicht unchristlich« und mit kirchlicher Friedensethik vereinbar; Schwangerschaftsabbrüche nicht mehr tabu. Mit dieser »Agenda«, wie die Kirchen ihren Auftrag polit-managerial zu nennen pflegen, sind sie gottlose, entspiritualisierte, in jedem Sinne entgeistigte Räume der Kälte geworden.


»Es scheint mir, als ob parallel mit dem Niedergang des religiösen Lebens die Neurosen sich beträchtlich vermehrt hätten.«
Carl Gustav Jung16


Sehnsucht nach Ordnung und Bindung

Damit sind wir zurück bei Gogarten. Klaus Scholder schreibt über seine Wende zu den »Deutschen Christen«: »Friedrich Gogarten, den man mit Bestimmtheit dort [bei den ›Deutschen Christen‹] nicht vermutete, stellte sich [als Ordinarius für Systematische Theologie in Breslau] zu ihnen. Gogartens Schritt erregte in der theologischen Welt außerordentliches Aufsehen.« Man sprach »von ›rätselhaftem Erstaunen, ja Erschütterung.‹« Doch Gogarten hatte schon länger von der mit Karl Barth »gemeinsamen radikalen Kulturkritik aus nach den Wurzeln des deutschen Elends gesucht und gemeint, sie in der totalen Ordnungs- und Bindungslosigkeit des individualistischen Zeitalters gefunden zu haben.«17 Daß er aus dieser Sichtweise heraus im Sommer 1933 eine kurze Zeit lang glauben konnte, die Lösung der Probleme im autoritären Staat gefunden zu haben, liegt auf der Hand.

Es war ein kolossales Mißverständnis: Gogarten glaubte offenbar, im autoritären NS-Staat würde jene Ordnung und Bindung wieder verwirk­licht, die dem Menschen verloren gegangen war — und ein Christ müßte diese neue Ordnung begrüßen. Was der NS-Staat realiter unter »Ordnung« und »Bindung« verstand (und in seinem Gefolge die »Deutschen Christen«), war aber keineswegs das, was sich Gogarten darunter vorstellte, weshalb er sich schnell wieder abwandte. Keinesfalls sollte man nun Ordnung und Bindung aus der conditio humana verabschieden, weil sie zu einem bestimmten Zeitpunkt für bestimmte Interessen pervertiert wurden. Der Gogarten’sche Befund, der ihn zu seinem Mißverständnis geführt hatte, bleibt offensichtlich für die von ihm beschriebene Epoche ebenso gültig wie er heute leider wieder (immer noch?) Gültigkeit besitzt. Und unbe­stritten hat Gogartens Befund einer abgebrochenen Bindung zu Gott heute noch mehr Berechtigung als zu seiner Zeit.

Wikipedia bringt eine — für diese »Enzyklopädie« erstaunlich — objektive und faire Einschätzung der Gogarten’schen Doppelwende des Jahres 1933: »Kurz nach dem 4. August 1933 trat Gogarten den Deutschen Christen bei. Nach der ›Sportpalast-Kundgebung‹ am 13. November 1933 in Berlin trennte er sich von der Glaubensgemeinschaft mit einer in mehreren Zeit­schriften erscheinenden Erklärung über die ›Glaubensbewegung Deutsche Christen‹. Der NSDAP ist Gogarten nie beigetreten.«18

1934 war die »Zeit der Illusionen« vorbei, wie Klaus Scholders Meisterwerk Die Kirchen und das Dritte Reich in Band eins, »Vorgeschichte und Zeit der Illusionen 1918–1934«, bezeichnenderweise untertitelt ist. Viele Intellek­tuelle aber machten sich 1933 Illusionen über die nationalsozialistische Bewegung und sympathisierten offen mit ihr — um dann bald einen radi­kalen Bruch zu vollziehen. Gogarten steht hier in einer Reihe etwa mit Martin Heidegger und Gottfried Benn.

Wer bedenkt, wie starr die Corona-Kirche an ihrem Glaubensbekenntnis nach Jahren und unter dem Eindruck zunehmend erdrückender Evidenz gegen ihren Corona-Glauben daran festhält, muß umso mehr den Schritt Gogartens nach wenigen Monaten der Verwirrung würdigen.

Das ganz Andere

Gogartens eingangs zitierter Aufsatz »Zwischen den Zeiten« von 1920 gilt als eines der Gründungsdokumente der Dialektischen Theologie, die sich »gegen den Historismus und Anthropozentrismus der evangelischen Theologie des 19. Jahrhunderts« wandte und »den absoluten Gegensatz von Gott und Mensch heraus[stellte].« Wie sein 1956 erschienenes Buch »Der Mensch zwischen Gott und Welt« bezeugt, ist der »Religionsrebell« Gogarten, ein »Gottsucher« im »Kampf gegen die institutionelle Kon­fessionskirche«,19 wieder vollumfänglich zu dieser Dialektik zurückgekehrt, wenn er Gott und Welt mit Evangelium und (menschlichem) Gesetz gleich­setzt, den Menschen zwischen diesen Polen verortet und klar macht, wem dieser Antipoden der Mensch mehr gehorchen muß.

Wo Gogarten vom Menschen spricht — bei ihm: »der Mensch«, ohne jede Einschränkung, er denkt nicht vom gläubigen Menschen alleine her, sondern im Sinne einer Anthropologie —, ist ein solches allumfassendes Menschenbild in der Kirche der Jetztzeit weitgehend erodiert. Es geht nicht mehr um »die Menschen«, potentiell alle einschließend, sondern es wird ausgeschlossen nach vollständig unchristlichen, ja unevangelischen und letztlich unjesuanischen Kriterien. Es entsteht ein buchstäblich exklusiver Club derer, die an den Türhütern der Moral — in der Pandemie kirchen­offiziell »Hygienehelfer« genannt — vorbei Einlaß finden in die Clubtreffen, welche früher Gottesdienst geheißen hatten.

Das ist der Riß, jene Spaltung, die in die Gesellschaft getrieben wird, gerade auch von jenen, die als Versöhner auftreten müßten: den Kirchen. Statt Gräben zuzuschütten, werden immer neue Gräben aufgerissen. Es werden Geister geschieden entlang dessen, was Hanns-Martin Hager »Hygiene-Evangelium« nennt — als kirchliche Reaktion auf die Pandemie wie auch auf das, was als politisch akzeptabel gilt —, welches die verbind­liche Heilige Schrift als Richtschnur ersetzt hat. Gut und böse wird nicht mehr (wie sogar — zumindest vorgeblich — in der Inquisition) entlang außerweltlicher Glaubensfragen geschieden, sondern entlang einer politischen Einordnung. Wer nicht dem politischen Weg folgt, dem sie, die Kirche, folgt, wird exkommuniziert, im Wortsinn: aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Nichts anderes ist im Corona-Staat geschehen und nichts anderes geschieht nun im »Kampf gegen rechts«20.

Seelenvergessenheit

»Die Zeiten sind Ernst geworden«, sagt Carl Gustav Jung 1932 in Straß­burg, als er vor protestantischen Seelsorgern über das Problem der zu­nehmenden Neurosen referiert. Wer, auch als Theologe, »psychologische Stützung« bei Sigmund Freud oder Alfred Adler suche, also bei Trieb- und Machttheorien, suche Halt in einem Denken, das »geistfeindlich« sei, in »Psychologien ohne Seele«, bei »rationalistische[n] Methoden, welche das Zustandekommen des geistigen Erlebnisses geradezu verhindern«.21

»Heutzutage gehen die Leute zum Seelenarzt, statt zum Seelsorger.« Das hat ein protestantischer Pfarrer Carl Gustav Jung vor fast hundert Jahren geklagt.22 In unserem Heute stellt sich die Situation nach der neuesten Mitgliederbefragung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) so dar: Lediglich 7,4 Prozent der »Liberal-Weltoffenen« (wie immer die Studie diese Menschengruppe definieren mag) sagen auf die Frage, warum sie Mitglied in der Kirche sind, weil sie »dort in Kontakt mit dem Heiligen komme[n]«, während sich dieselbe Gruppe zu 42,5 Prozent entscheidet für: weil »sie [die Kirche] sich für Solidarität und Gerechtigkeit in der Welt und die Zukunft der Menschheit einsetzt«.23 Wichtig sei den Kirchenmit­gliedern, so die Auswerter der Studie, der soziale und der politische Aspekt von Kirchenarbeit, insbesondere deren polit-medial-mainstream-affirmative Flüchtlingspolitik, womit sich die EKD-Führung ihren kirchen­politischen Kurs mittels Umfrage durch ihre Mitglieder rückbestätigen ließ: Der vorgegebenen Aussage »Die Kirchen sollten sich konsequent für Geflüchtete und die Aufnahme von Geflüchteten einsetzen« stimmten bei den Protestanten 77 Prozent zu, bei den Katholiken gar 80 Prozent.

Das Heilige, mithin Gott, ist out in dieser Kirche, alles andere in: Theresa Brückner, Pfarrerin »für den digitalen Raum« in Berlin, glaubt: »Jesus hätte heute einen Instagram-Account«, wo er »in seinen Storys alles schnell auf den Punkt« bringen würde. Aber weil Jesus einstweilen im Gefängnis sitzt, muß die »Sinnfluencerin Gottes« (SWR) an seiner Statt den Tempel säu­bern, um Platz zu schaffen für »digitale Abendmahlsfeiern, Fetisch-Konzerte in Kirchen, Frauenquoten für die Kirchenleitung, Probemitgliedschaften«. »Ideen«, die laut Herder Verlag (!), Publikmacher dieser Anschläge, »inspi­rieren und ermutigen«, weil Pfarrerin Brückner »Lust macht, beim Wandel der Kirche selbst mitanzupacken«.

Ins selbe Horn der Tempelentleerung bläst Pfarrerin Hanna Jacobs, die fordert: »Schafft den Gottesdienst am Sonntag ab!« Denn die Zeit ließe sich besser nutzen: Für »die biblische Weinprobe in der Kirche« oder einen »feministisch-theologische[n] Lesekreis«. Für »Pfarrpersonen« (sic!) wäre der entfallende Gottesdienst ebenfalls »ein Gewinn«: »Sie hätten mehr Zeit für die Konzeption stimmungsvoller Veranstaltungen«.

In der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist Gott inzwischen queer, auch wenn man sich nicht einig ist, wie sich der neue Gott nun schreibt: Gott*, G*ott oder G’tt. Akademisch geadelt wird diese Dogmatik von der Religionspädagogin Vera Uppenkamp vom Zentrum für Kompara­tive Theologie und Kulturwissenschaften der Universität Paderborn, die »Queere Theologie im Religionsunterricht« verwirklichen will, weil dies beim »Abbau von Hetero­norma­tivi­tät« helfe. Hier also geht es nicht einmal mehr um G*ott, sondern erklärter­maßen nur noch um säkularen Kultur­kampf.24


»Wir verwerfen die falsche Lehre, als dürfe die Kirche die Gestalt ihrer Botschaft und ihrer Ordnung […] dem Wechsel der jeweils herr­schenden welt­anschaulichen und politischen Überzeugungen überlassen.«
Aus der Barmer Erklärung (1934)25


Machen wir einen Ausflug zur Evangelisch-reformierten Landes­kirche. Mit 159.000 Mitgliedern in ganz Deutschland »setzt [sie] sich dafür ein, dass die Menschheit Wege findet, den Klima­wandel aufzuhalten.« Deshalb stand die Synode 2022 »ganz im Zeichen der Klima­gerechtigkeit«. Wichtigstes Ergebnis dieses Christen­treffens: »zweifellos der Beschluss des Klima­schutzkonzeptes«. Es schwirrt von Worten wie »Klimaschutz­management«, »Forschungsstätte«, »Studien­gemeinschaft« — für eine (nota bene!) »treibhaus­gas­neutrale Kirche«. Es folgen Anregungen für »Bilanzierung«, »Emissionen«, »Einsparpotentiale« und »Maßnahmen«, um die Gläubigen auf die Heilserwartung einzuschwören — »die Aus­richtung des kirchlichen Lebens … zukunfts­orientiert auszurichten« (sic!).

Prototypen solcher grünen Politruks am Altar sind jene Pfarrerdar­steller der 1970er Jahre, die — »flott und modern« — sich »im Religionsunterricht auf das gestrige Fernsehprogramm bezogen« und statt »vom Vater im Himmel« von »sozialem Engagement« predigten.26

Über allem steht die Kälte bürokratischer Kirchensprache, als Beispiel aus einem Bericht der Pfarrerkommission der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern um das Jahr 2005: »Richtlinien über die Wahrnehmung der Dienstaufsicht bei Scheidung von Pfarrersehen und Aufhebung der häus­lichen Gemeinschaft«, »Neue Modalitäten bei Aufwandsentschädigungen bei Vakanzvertretungen«, »Änderungen der Dekanatsbezirksordnung, der Kirchenverfassung und des Landessynodalwahlgesetzes«, »Offene Fragen zum steuerlich relevanten Mietwert der Pfarrdienstwohnungen«, »Ausfüh­rungsbestimmungen zur Pfarrstellenbesetzungsordnung«, »Abrechnungen der Fahrtkosten zu Pfarr­konferenzen«. All das atmet den Geist eines materialistisch-techno­kra­tischen Zugangs zu Gott und Welt.

Wo aber ist in all dem Menschengetue das ganz Andere, wo ist die Sorge um die Seele, wo die Rückbindung an Gott?


»Nur das Bedeutende erlöst.«
Carl Gustav Jung27


Anmerkungen

  1. Friedrich Gogarten: Zwischen den Zeiten. In: Christliche Welt 34, 1920, Nr. 24, Sp. 374–378. Wiederabgedruckt in: Jürgen Moltmann (Hrsg.): Anfänge der dialektischen Theologie. Teil II: Rudolf Bultmann, Friedrich Gogarten, Eduard Thurneysen. Theolo­gische Bücherei. Neudrucke und Berichte aus dem 20. Jahrhundert. Systematische Theologie, Band 17/II. München 1963, 41987, S. 95–101, Eingangszitat S. 98. 

  2. Nach der Katastrophe von 1945 haben Will-Erich Peuckert und Franz Werfel dasselbe Heilmittel vorgeschlagen, eine Hinwendung zu Gott, siehe dazu meinen Beitrag Aufheben IV auf diesem Blog, Kapitel »Wiedergeburt«. 

  3. Gogarten: Zeiten (1920/1987), wie Anm. 1, S. 99, S. 100. 

  4. Carl Gustav Jung: Über die Beziehung der Psychotherapie zur Seelsorge (1932). In: ders.: Psychologie und Religion. C.G. Jung Taschenbuchausgabe in elf Bänden. Herausgegeben von Lorenz Jung auf der Grundlage der Ausgabe »Gesammelte Werke«. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1991, S. 113-131, hier S. 128. 

  5. Ebd., als Zitat in »Das Buch«, einem Verlagstext auf dem fliegenden Blatt. 

  6. Ebd., S. 119. 

  7. Und wie es heute noch im protestantischen wie im katholischen Gottesdienst in Form urbaner Kulturchristen zu beobachten ist, denen ein Kirchenbesuch nicht viel mehr zu bedeuten scheint als festliche Musik neben erbaulichen Worten eines Predigers, der genauso gut vom Katheder einer Universität oder neuerdings auf einem grünen Parteitag sprechen könnte. 

  8. An anderer Stelle spricht Wendebourg davon, wie elementar es sei, daß ihre, die evangelische Kirche Gebete anbiete, »die wirklich Gebete sind und nicht Verlautba­rungen«, und daß diese Gebete »durch eine saubere Form« überzeugen. Dies, so die akademische Pfarrerausbilderin selbstkritisch, »haben die Katholiken uns voraus«. 

  9. Jung: Psychologie und Religion (1932/1991), wie Anm. 4, S. 125. 

  10. Friedrich Gogarten: Die Krisis unserer Kultur. Vortrag, gehalten am 1. Oktober 1920 auf der Wartburg. Christliche Welt 34, 1920, Nr. 49, Sp. 770–779; Nr. 50, Sp. 786–791. Wiederabgedruckt in: Moltmann: Anfänge (1987), wie Anm. 1, S. 101–121, hier S. 107. 

  11. Die Entweltlichung treibt niemand so weit wie ein Gottschauer der Orthodoxie, wie wir ihn im Athos-Mönch Theoklitos Dionysiatis in Folge VIII von »Religio« kennengelernt haben. Ein klassisches Werk dieser orthodoxen Gottsuche sind die »Aufrichtige[n] Erzählungen eines russischen Pilgers« eines unbekannten Autors, dessen beiden Teile 1870 und 1911 erstmals im Druck erschienen sind. Zur Zeit der Abfassung dieses Textes fiel mir auf einem Flohmarkt im (ehemaligen?) Münchner Arbeiterstadtteil Unter-Giesing eine Aus­gabe davon in die Hände: Aufrichtige Erzählungen eines russischen Pilgers. Heraus­gegeben von Reinhold von Walter. Herder-Bücherei, Band 36. Freiburg im Breisgau: Herder, 1959. Die Frau, die jenes Buch verkaufte, hatte auch anderes auf ihrem Tischchen liegen, als Hinterlassenschaft eines Basler Hoteliers, der — als Katholik aus dem Allgäu ins protestantische Basel eingeheiratet — diese Büchlein besessen hat: Romano Guardini: Von heiligen Zeichen. Zweites Heft. Deutsches Quickbornhaus: Burg Rothenfels am Main, 1923. — Der Bordesholmer Altar Meister Brüggemanns. Insel-Bücherei Nr. 495. Leipzig, Insel, [1936]. — Die Bildwerke des Naumburger Doms. Geleitwort von Wilhelm Pinder. Insel-Bücherei Nr. 505. Leipzig: Insel, [1937]. — Die Muttergottes. Deutsche Bildwerke. Insel-Bücherei Nr. 517. Leipzig: Insel, [1937]. — Werner Bergengruen: Das Tempelchen. Eine Erzählung. Zürich: Arche, 1950. 

  12. Nicht aus theologischer Sicht, sondern in einer lebensgeschichtlich existentiellen Situation formuliert die Schriftstellerin Marlen Haushofer in ihrem Roman »Die Wand« (1963), als sich die Protagonistin als letzter Mensch in einer dystopischen Szenerie wiederfindet, einen sehr ähnlichen Gedanken: »Es war fast unmöglich, in der summenden Stille der Wiese unter dem großen Himmel ein einzelnes abgesondertes Ich zu bleiben, ein kleines, blindes, eigensinniges Leben, das sich nicht einfügen wollte in die große Ge­meinschaft. Einmal war es mein ganzer Stolz gewesen, ein solches Leben zu sein, aber auf der Alm schien es mir plötzlich sehr armselig und lächerlich, ein aufgeblasenes Nichts.« 

  13. Gogarten: Krisis (1920/1987), wie Anm. 10, S. 107f. 

  14. Zitiert nach: ebd., S. 94. — Es scheint keine Tonaufnahmen von dem prophetisch wirkenden protestantischen Prediger Friedrich Gogarten zu geben, hingegen schon von zwei Katholiken, die nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem selben Anspruch aufgetreten sind bzw. diesen vom Publikum zugesprochen erhielten: der Priester und Konzilskritiker Hans Milch (1924–1987), dessen Predigten und Vorträge in vielen Aufnahmen verfügbar sind, hier etwa eine Predigt zum drohenden Untergang Europas und der Jesuit Johannes Leppich (1915–1992), hier bei einer Kundgebung auf der Hamburger Reeperbahn. Zum hundertsten Geburtstag von Hans Milch brachte die Zeitschrift Sezession Nr. 119, April 2024 eine Würdigung. Zu »Pater Leppich«, dem »Arbeiterpater«, ein Kurzporträt: Heimat­vertriebener Schlesier, Fabrik- und Gefängnispfarrer, Mitbegründer der Telefonseelsorge, in den 1950er Jahren deutschlandweit bekannt als Straßenprediger, der Festwiesen mit bis zu 40.000 Zuhörern füllt, die ihm selbst bei Regen an den Lippen hängen. Als »Maschinengewehr Gottes« (Spiegel) setzt sich der Jesuit zwischen alle Stühle und eckt überall an: Er wettert gegen Liberalismus und Kapitalismus — und ist zugleich »glühender Antikommunist«. Er geißelt Materialismus und lockere Sexualmoral. Und zürnt öffentlich einem »Klerus, der nur an seine Versorgung denkt«. Seine Reden sind in vielen Brosch­üren dokumentiert, etwa: Pater Leppich spricht. Journalisten hören den »Arbeiterpater«. Aufgezeichnet von Günther Mees und Günter Graf. Düsseldorf: Bastion, 1953 oder 3 x Satan [Materialismus, Sexismus, Liberalismus]. »Pater Leppich spricht«. Miterlebt und dargestellt von Bernhard Kemper. Düsseldorf: Bastion, 1955. 

  15. Carsten Nicolaisen: Der Weg nach Barmen. Die Entstehungsgeschichte der Theolo­gischen Erklärung von 1934. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener, 1985, S. 172, S. 176. 

  16. Jung: Psychologie und Religion (1932/1991), wie Anm. 4, S. 120. 

  17. Klaus Scholder: Die Kirchen und das Dritte Reich. Band I: Vorgeschichte und Zeit der Illusionen 1918-1934. Frankfurt am Main: Propyläen/Ullstein, 1977, S. 536f. 

  18. Scholder bemerkt: »Gogarten und sein Kreis, dessen Beitritt zur Glaubensbewegung [der ›Deutschen Christen‹] im Sommer so viel Aufsehen erregt hatte, distanzierte sich in einer theologisch bemerkenswert deutlichen Erklärung von den Berliner Irrlehren«. Ebd., S. 719. — Man sieht, aus welch zuverlässiger Quelle die Wikipedisten hier für einmal abgeschrieben haben. 

  19. Timothy Goering: Friedrich Gogarten (1887–1967). Religionsrebell im Jahrhundert der Weltkriege. Ordnungssysteme. Berlin und Boston: de Gruyter, 2017 (Studien zur Ideengeschichte der Neuzeit; 51). — Der Historiker Benedikt Brunner (Dissertation »Die Ordnung der Kirche. Eine Geschichte der ›Volkskirche‹ im deutschen Protestantismus, 1918-1991«) schreibt in seiner 2019 erschienenen Rezension von Goerings Gogarten-Studie, diese schließe »eine bislang schmerzende biografische Lücke in der Protestantismusforschung des 20. Jahrhunderts«, gerade so, als gäbe es zwei Studien nicht, die das Staatspolitische Handbuch 2012 in Band 3 »Vordenker« aufführt: die Dissertation von Joachim Kahl (Philosophie und Christologie im Denken Friedrich Gogartens, 1967), mit der dieser an der Philipps-Universität Marburg zum Dr. theol. promoviert wurde und aus demselben Jahr die ebenfalls an einer theologischen Fakultät eingereichte Dissertation des Priesters Armin Volkmar Bauer (Freiheit zur Welt. Zum Weltverständnis und Weltverhältnis des Christen nach der Theologie Friedrich Gogartens, 1967), über welche Max Seckler, katholischer Fundamentaltheologe in Tübingen, in seiner Rezension in der Münchner Theologischen Zeitschrift (Nr. 19, 1968, Heft 3, S. 238-239, Zitat S. 238) sagt, sie behandle in ihrer Anlage »fast den ganzen Gogarten«. 

  20. Kontrafunk-Tageskommentar »Die Deutsche Bischofskonferenz und ihr AfD-Papier« von Uwe Jochum vom 26. Februar 2024, wiederveröffentlicht auf 5artikel mit dem treffenden Titel »Die Antifa der deutschen Bischöfe«

  21. Jung: Psychologie und Religion (1932/1991), wie Anm. 4, S. 118. 

  22. Ebd. 

  23. Ein — erwartbar — analoges Ergebnis erbringt die Frage »Wie begründen Menschen ihre Kirchenmitgliedschaft?«, nun aufgeteilt nach Konfession: »weil ich in der Kirche in Kontakt mit dem Heiligen komme«, sagen 6 Prozent der Evangelischen und 9 Prozent der Katholiken. 

  24. Diese Folge von »Religio« konzentriert sich auf die Verzeitgeistigung der Kirche Fried­rich Gogartens, jener der Reformation. Um nicht den Eindruck aufkommen zu lassen, in der gegenwärtigen deutschen Spielart der Una Sancta, der katholischen Kirche, würde ein anderer Wind wehen als der »wertewestlich« zeitgeistige, möge diese aktuelle Bestands­aufnahme der gottlosen Machenschaften des deutschen Funktionärskatholizismus zur Kenntnis gegeben werden. Im Synodalen Weg der deutschen Katholiken kursierte gar ein Antrag, man solle sich »mit der Frage auseinandersetzen, ob es das Priesteramt überhaupt braucht.« Nach harscher Kritik ruderten die Synodalen zwar zurück, aber der Geist ist aus der Flasche, das Unaussprechliche wurde ausgesprochen — und das dürfte auch das Ziel dieser Zer­setzungspolitik der Nadelstiche gewesen sein, wie das Interview mit einem sich selbst nicht mehr Ernst nehmenden Pfarrer des Synodalen Wegs deutlich zeigt. 

  25. Nicolaisen: Barmen (1985), wie Anm. 15, S. 180. 

  26. Ruth Rehmann: Der Mann auf der Kanzel. Fragen an einen Vater. München: Hanser, 1979; hier nach der Lizenzausgabe: Gütersloh: Bertelsmann, ohne Jahr, S. 12f. — Zur Abrechnung von Rehmann mit ihrem Vater, einem protestantischen Pfarrer, siehe meine Bemerkungen hier

  27. Jung: Psychologie und Religion (1932/1991), wie Anm. 4, S. 116.