1986 tagte die Deutsche Gesellschaft für Volkskunde (dgv) zum Themenkomplex »Volkskunde und Nationalsozialismus« in München. Eingeladen hatte der Münchner Institutsleiter Helge Gerndt als amtierender dgv-Vorsitzender. Doch wer bespielte die Bühne? Das zentrale Referat »Volkskunde und Volkstumsarbeit im Nationalsozialismus« hielt Hermann Bausinger, die Diskussion dazu leitete der Tübinger Vordenker Wolfgang Emmerich, der zu diesem Zeitpunkt die gesellschaftspolitisch (noch) irrelevante Volkskunde längst gegen eine größere Spielwiese eingetauscht hatte, eine Professur für neuere deutsche Literaturgeschichte in Bremen. Überhaupt hielt Tübingen das Zepter fest in der Hand, auch bei diesem Auswärtsspiel: 7 von 12 Plenumsrunden wurden von Bausingerianern wie Emmerich oder Utz Jeggle präsidiert.
Erringung der Diskurshoheit — ein Fallbeispiel
Nach der sogenannten »Wende« berichtet Wolfgang Brückner, warum er 1987 nicht nach München gekommen war1 — einige heute vielleicht notwendige Hinweise darauf, wie sehr die damalige Aufarbeitung nationalsozialistischer Volkskunde im Zeichen des Kalten Krieges stand und ideologische Grabenkämpfe ausgetragen wurden, für deren Protagonisten das eigentliche Thema nur die willkommene Folie war:
»Die Eröffnungsreden haben es sofort intoniert und damit die bei uns in der dgv öffentlich gültige Interpretationsschablone ausgegeben: Emmerichs ›Ansatz‹ [einer Ideologiekritik] sei die allein gültige Betrachtungsform. Dann wurde sogleich die ›Singularität‹ der NS-Verbrechen aus den Habermas-Kontroversen [dem sog. Historikerstreit] verabsolutiert, um jeglichen Rot-Braun-Vergleich im Keim zu ersticken. Schließlich durfte das allererste Referat bezeichnenderweise vom Chef der DDR-Akademie-Volkskunde Hermann Strobach gehalten werden, der die — historisch nicht stichhaltige — ›antifaschistische‹ Doktrin vom alleinigen KP-Widerstand voraussetzte und ›der konservativen Gesellschaftsauffassung‹ unter den Volkskundlern der 20er Jahre allein die Schuld zuschieben wollte, zumal sie gepaart gewesen sei mit einem ›betonten Antimarxismus‹. In der Diskussion […] war es wiederum Wolfgang Emmerich, der von ›prä- und protofaschistischer Volkskunde‹ vor 1933 sprach; und Strobach definierte die von ihm apostrophierte ›konservative Grundhaltung‹ als ›antidemokratisch‹ (weil demokratisch = sozialistisch). ›Totalitarismus als Denkstil‹, von [Walter] Hartinger [und Helge Gerndt] in die Diskussion gebracht, wurde mit Rücksicht auf die totalitären Freunde von ›drüben‹ schnell wieder beiseite geschoben.«
Dann moderiert Hermann Bausinger die Abschlußdiskussion.2 Mitten hinein in diese Runde platzt — für das Plenum völlig überraschend — der Antrag einer studentischen Gruppe (»Wir […], Leute, die eher zufällig zusammen saßen, haben uns gestern Abend überlegt«), in deren Namen der Tübinger Joachim Schlör3 fordert, eine Stellungnahme zur Asylpolitik zu verabschieden. Er präsentiert eine vorbereitete Presseerklärung, in der es heißt: »Wir warnen vor jeder Form von Ausländerhaß und Fremdenfeindlichkeit. […] Das Versagen deutscher Volkskundler im Nationalsozialismus sollte uns eine Mahnung sein, nie mehr zu schweigen, wenn die Rechte von Minderheiten bedroht sind.« Versammlungsleiter Bausinger erklärt umgehend: »Ich schlage vor, wir halten fest, daß diese Resolution eingebracht wurde, daß sie zustimmend mit Akklamation zur Kenntnis genommen wurde, und daß wir Herrn Gerndt bitten, das der Presse in geeigneter Form zur Kenntnis zu bringen.« Erst daraufhin (!) vermerkt das veröffentlichte Protokoll: »Zustimmende Akklamation«. Eine Aussprache zu dieser »spontan« eingebrachten Resolution findet nicht statt.
Hermann Bausinger und sein Tübinger EKW-Institut hatten die Diskurshoheit (nicht nur) bei dieser Tagung nahezu vollständig an sich gezogen. Widerstand regte sich von Seiten des Gastgebers Helge Gerndt nicht; der massiv widersprechende Wolfgang Brückner war gar nicht erst angereist.
Hermann Bausinger — Erneuerer oder Instrumentalisierter?
Ist Hermann Bausinger Jäger oder Hund, der zum Jagen getragen wird? War er als Ordinarius auf einem akademischen Lehrstuhl ein »nützlicher Idiot« für die Zwecke marxistischer Revolutionäre? Manche Indizien sprechen dafür, daß sich der Volkskundler eher instrumentalisieren ließ, als daß er selbst die Initiative ergriffen hätte.
Volkstumsideologie und Angriff auf die Volkskunde
Gerade die Münchner Nationalsozialismus-Tagung hat gezeigt, wie schnell und gründlich Hermann Bausinger von seinen eigenen Schülern links »überrannt« wurde.4 Reinhard Bollmus belegt an der Nachkriegsdiskussion um die »zwei Volkskunden«, die es einem Wort von Will-Erich Peukert zufolge im »Dritten Reich« gegeben habe,5 wie Bausinger selbst diese Lesart zunächst (1965) übernommen hat: »Der Verband deutscher Vereine für Volkskunde […] habe [so zitiert Bollmus Bausinger] ›unter John Meier seine Arbeit ruhig und im gewohnten Stil‹ fortgesetzt«, was »‹ein ermutigendes Gegenbild‹ zu den ›Trommlern der Ideologie‹ gewesen« sei.6 Nur wenige Jahre später wollte Bausingers Schüler Wolfgang Emmerich davon nichts mehr wissen: Er verwies die »gute Volkskunde« des »Dritten Reichs« ins Reich der »Topoi«.7 Nun durfte nach Tübinger Doktrin nichts mehr übrigbleiben von den »ermutigenden Gegenbildern«, die Bausinger gerade noch für einige seiner Fachgenossen in Zeiten der Diktatur gezeichnet hatte.
Gesellschaftliche Veränderungen
Zu Beginn des Jahres 1969 macht der 42jährige Groß-Ordinarius Bausinger nicht den Eindruck, allzu stark mit der Studentenrebellion zu sympathisieren. Zwar benennt er Kritik an »gegenwartsfeindliche[n] Bildungskonzeptionen der Schule« als berechtigtes Anliegen,8 beantwortet aber die selbst gestellte Frage »Was wollen die Studenten eigentlich?«9 eindeutig und die Intention als »indiskutable Extremforderung« klar zurückweisend: »Sie zielen auf gesellschaftlichen Umsturz.«10 Von jenen radikalen Veränderungswünschen, die Bausingers Entourage sich schon sehr bald vehement auf die Fahnen schreiben sollte, ist in diesem Text jedenfalls wenig zu spüren.
Verspätete Soziologisierung
Auf die frühen Marburger Soziologisierungstendenzen, die Gerhard Heilfurth dort für die Volkskunde schon vor dem großen Tübinger Aufbruch in die Moderne formuliert hat, muß an dieser Stelle zumindest hingewiesen werden.11 Dazu kommt, daß die Frankfurter Schule, deren Prämissen man am Ludwig-Uhland-Institut beinahe in toto und durchaus epigonal übernahm, zum Zeitpunkt der Übernahme ihren Wirkungszenit bereits spürbar überschritten hatte und die Tübinger Adaption somit einen puren Nachhänger darstellt.
Ein drittes Moment zeigt an, wie verspätet das Ludwig-Uhland-Institut auf den Soziologie-Zug aufgesprungen ist: Als der jugendliche Ralf Dahrendorf (1929–2009)12 als Begründer des Soziologischen Instituts in Tübingen 1960 einige Jahre lang für Wirbel sorgt und am Neckar zum — »nach Jürgen Habermas — wohl bedeutendsten deutschen Intellektuellen seiner Generation« reift,13 ist der drei Jahre ältere Bausinger ebenfalls bereits in Amt und Würden. Was für eine Gelegenheit für einen jungen Soziologiestürmer im Volkskunde-Institut, sich durch eine Anknüpfung an Dahrendorfs Forschungen — »Bildung ist Bürgerrecht« (1965)14 und »Gesellschaft und Demokratie in Deutschland« (1965) — zu profilieren. Wenn Dahrendorf Soziologie als »Erfahrungswissenschaft«15 verstand und lehrte, wenn er »die menschlichen Dinge mit immer neuen Versuchen — und Irrtümern voranbringen« wollte — »Opportunity und Diversity, Chancen für alle in der bunten Vielfalt des Daseins: So etwas schwebt mir vor«16 — dann klingt das wie das Programm einer heute Wokeness genannten Ideologie, die von Bausingers Empirischer Kulturwissenschaft nicht unwesentlich inspiriert wurde. Wirklich sichtbar sind allerdings volkskundliche Tübinger Anknüpfungen an Dahrendorfs Soziologie in den 1960er Jahren nicht — sollte es sie überhaupt gegeben haben. Erst weit im Nachhinein, 1994, spricht Bausinger von der Übernahme der Universität durch die »Kleinbürger«, zu denen er sich ohne Weiteres rechnet, ohne allerdings auf Dahrendorfs Studien und Anschübe dazu zu verweisen.
Wenn ein konservativer Kritiker wie Brückner 1972 bescheinigen konnte: »Solange innerhalb des Faches akademische Lehrer von allseits anerkannter intellektueller Qualität wie Hermann Bausinger sich von ihrer fiebernden Schülerschar nicht aufs Bekennerpodest drängen lassen, sondern weiterhin die nüchterne Diskussion nach innen und außen suchen, solange besteht auch für Skeptiker noch ein Hoffnungsschimmer«17 kann das seinen Anhängern nicht gefallen haben. Auch dieser Umstand spricht dafür, daß Bausinger nicht unbedingt der Motor der Tübinger Entwicklungen war, als der er im Nachhinein dargestellt wird und als der er auch selbst gesehen werden will.
Konkrete Folgen der Politisierung
Vielleicht hat Bausinger mit seinem kulturwissenschaftlichen Programm einer Veränderung gesellschaftlicher Verhältnisse etwas angestoßen, was ihm selbst bald entglitten ist oder aus der Hand genommen wurde. Jedenfalls scheint der Hausumbau schnell eine kaum mehr kontrollierbare Eigendynamik bekommen zu haben: »Hermann Bausingers wissenschaftliche Position, aus der heraus er sich auch zu den geschichtlich gewachsenen Aufgaben unserer Disziplin und ihrer stets neu zu bestimmenden sachlichen Ansätzen bekennt, ist von den praktischen Folgen seiner organisatorische Entscheidungen sogleich überrannt worden.«18
Eine organisatorische Entscheidung mit weitreichenden Folgen war die Umsiedlung der zur Empirischen Kulturwissenschaft mutierten Tübinger Volkskunde von der Philosophischen Fakultät zu den Sozialwissenschaften. Das stieß erwartungsgemäß alle ab, die eine historisch-analytische Geisteswissenschaft studieren wollten — und zog auf der anderen Seite politisierte Gesellschaftsumbauwillige linker Couleur an. Damit mußte zwangsläufig die Situation eintreten, daß die handfesten überkommenen Bestände des Faches in der nunmehr gegenwartsfixiert-politisierten Luft hängen würden. Was der Volkskunde-Germanist Wolfgang Brückner 1972, ein Jahr nach der Tübinger Umorientierung, prognostizierte — es wäre »nur noch eine Frage der Zeit, wann es niemanden mehr gibt, der die alte Bibliothek des ›Ludwig-Uhland-Instituts für Deutsche Altertumswissenschaft, Volkskunde und Mundartforschung‹ noch benutzen kann«19 — ist längst eingetreten: Die kanonistischen Bestände der Volkskunde verstauben ungelesen in den Regalen, wenn sie nicht schon in lichtlose Kellermagazine verbannt sind oder gleich ganz ausgesondert wurden. Dafür füllen sich nun die ehemals volkskundlichen Institutsbibliotheken mit Kampfschriften von »Refugees welcome«-Schreiern und »No nation no border«-Aktivisten.
Politisierung bedeutet stets Verdünnung von Substanz.
Wie dünn die Substanz um die Jahrtausendwende für die akademische deutsche Volkskunde durch eigenes Verschulden geworden war, dazu wird in Bälde eine Bilanz vorzulegen sein. Zunächst allerdings ist kurz zu rekapitulieren, wie sich die Tübinger Schule im Land auszubreiten versuchte.
Anmerkungen
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Volkskunde als historische Kulturwissenschaft. Gesammelte Schriften von Wolfgang Brückner IV: Zeitgeist und Zeitzeugenschaft 1968–1998. Würzburg 2000, S. 206 (»Volkskundler in der DDR«). ↩
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Helge Gerndt (Hrsg.): Volkskunde und Nationalsozialismus. Referate und Diskussionen einer Tagung der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde. München, 23. bis 25. Oktober 1986. München 1987, S. 323f. ↩
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Schlör (*1960) promovierte 1990 in Tübingen mit »Nachts in der großen Stadt. Paris, Berlin, London 1840–1930« und veröffentlichte 1991 im Verlag der Tübinger Vereinigung für Volkskunde seine Studie »›In einer Nazi-Welt lässt sich nicht leben‹. Werner Gross — Lebensgeschichte eines Antifaschisten«. ↩
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Volkskunde als historische Kulturwissenschaft. Gesammelte Schriften von Wolfgang Brückner II: Wissenschafts- und Institutionengeschichte der Volkskunde. Würzburg 2000, S. 55 (1972). ↩
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Will-Erich Peukert: Zur Situation der Volkskunde. In: Die Nachbarn 1 (1948), S. 130–135, hier S. 131. ↩
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Reinhard Bollmus: Zwei Volkskunden im Dritten Reich. Überlegungen eines Historikers. In: Volkskunde und Nationalsozialismus, 1987 (wie Anm. 2), S. 49–60, hier S. 49, nach: Hermann Bausinger: Volksideologie und Volksforschung. Zeitschrift für Volkskunde 61 (1965), S. 177–205, hier S. 199. ↩
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Wolfgang Emmerich: Germanistische Volkstumsideologie. Genese und Kritik der Volksforschung im Dritten Reich. Volksleben 20. Tübinger Vereinigung für Volkskunde, Tübingen 1968, S. 20. Siehe auch: Wolfgang Emmerich, Zur Kritik der Volkstumsideologie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1971. ↩
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Hermann Bausinger: Was wollen die Studenten eigentlich? Aalener Volkszeitung / Ipf- und Jagst-Zeitung Nr. 2 vom 3.1.1969, S. 12–14. Wiederabgedruckt in: Eckart Frahm, Wolfgang Alber (Hrsg.): Der blinde Hund. [Sammelband mit Texten von Hermann Bausinger zu dessen 65. Geburtstag]. Verlag Schwäbisches Tagblatt, Tübingen 1991, S. 208. ↩
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Ebd., S. 204. ↩
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Ebd., S. 209. ↩
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Als 1959 Gerhard Heilfurth (1909-2006) nach Stationen in Leipzig, Heidelberg, Freiburg und Gießen die neu begründete Lehrkanzel für Volkskunde an der Philipps-Universität Marburg bezog, machte seine Antrittsvorlesung im Fach Furore: Volkskunde jenseits der Ideologien. Zum Problemstand des Faches im Blickfeld empirischer Forschung. Schriften der Philipps-Universität Marburg 9. Marburg 1961 (Abdruck von Heilfurths Marburger Antrittsvorlesung aus dem Jahr 1959). Vortrag und Veröffentlichung verdeutlichten Heilfurths Präferenzen für Soziologisierung, Gegenwartsbezug und Internationalität. Volkskunde müsse versuchen, »den gefühlsbeladenen und überbeanspruchten Begriff ›Volk‹ aus der Ideologisierung und Sentimentalisierung herauszuführen«, »zuvörderst in einem ganz besonders engen Kontakt zur modernen Sozialforschung«. Es ist ein Bekenntnis »gegen Versuche, die Volkskunde nur auf die vorindustrielle Sphäre, d.h. auf die Welt des Bauerntums und des Handwerks einzuschränken«. Wer war der Mann, der seinen Fachkollegen eine Öffnung zur Industriearbeiterschaft anempfehlen konnte? Heilfurth entstammt aus einer erzgebirgischen Bergmanns- und Pfarrersfamilie, studierte Germanistik, Soziologie, Volkskunde, Geschichte und Religionswissenschaft in Leipzig, Heidelberg und Palermo. Mit seiner — aus der eigenen Biographie geschöpften — Dissertation »Das erzgebirgische Bergmannslied. Ein Aufriß seiner literarischen Geschichte« (1936) legte er den germanistischen Grundstein für sein wissenschaftliches Lebensthema in der Volkskunde, vereinte darin aber auch bereits jene Komponenten, die er 1959 als Bausteine einer modernen Volkskunde benennen sollte: Er begriff das Volkslied als soziologisch wirksame Wirklichkeit, wertete Quellen bis in die eigene Gegenwart aus und stellte sich naturgemäß in die internationale Gemeinschaft der Volksliedforschung. So war diese germanistisch grundierte Volkskunde Heilfurths eine Art Scharnier zwischen der traditionellen Kanonistik im Fach und den neuartigen Anforderungen, wie sie die Moderne an Material und Methodik stellte. Deutlich wird diese Rolle auch in seinen Diskussionsbeiträgen in »Populus Revisus« (1966), wo er »betont, die Volkskunde suche Ansätze, um den ganzen Menschen in seinem kulturellen Milieu zu erforschen. Dabei sei eine soziologische, aber auch eine psychologische Betrachtungsweise nicht wegzudenken.« Hermann Bausinger (Hrsg.): Populus Revisus. Beiträge zur Erforschung der Gegenwart. Tübingen 1966, S. 142f. Wer die Triebkräfte einer Versozialwissenschaftlichung der Volkskunde in Tübingen verortet, müsste seinen Blick auch nach Marburg richten. Wer das »substantiell Eigene«, das »die Tübinger« dem volkskundlichen Forschen hinzugefügt haben, in der Weitung des Themenbereichs auf alltagskulturelle Erscheinungen der Gegenwart sieht, darf die Marburger Vorarbeiten dazu nicht vergessen. ↩
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Dahrendorf war nach seiner Dissertation »Der Begriff des Gerechten im Denken von Karl Marx« (1952) zwei kurze Monate lang Assistent Max Horkheimers am Institut für Sozialforschung in Frankfurt (1954) und nach der Habilitation »Soziale Klassen und Klassenkonflikt in der industriellen Gesellschaft« (1957) zunächst Institutsgründer in Tübingen sowie ab 1966 Mitglied der Gründergeneration der Reformuniversität Konstanz. Von dort führte ihn sein Weg als FDP-MdB in den Bundestag (1969) und in die Ämter eines Parlamentarischen Staatssekretärs im Auswärtigen Amt (1970) sowie des EG-Kommissars für Bildung, Forschung und Wissenschaft (1973-1974). 1974 trat er schließlich die Stelle eines Direktors an der London School of Economics an. ↩
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Franziska Meifort: Ralph Dahrendorf. Eine Biographie. München 2017. ↩
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Siehe auch: Ralf Dahrendorf: Arbeiterkinder an unseren Universitäten, 26.6.1964, www.zeit.de/1964/26/arbeiterkinder-an-unseren-universitaeten? ↩
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Maximilian Diemer, in: freiheitslexikon.de/dahrendorf-ralf/, 2020. ↩
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Ralf Dahrendorf: Die menschlichen Dinge voranbringen. Dankesrede zur Verleihung des Schader-Preises 2009 in Darmstadt. In: Thomas Hauser, Christian Hodeige (Hrsg.): Der Zeitungsmensch. Auf den Spuren von Ralf Dahrendorf in Südbaden. Freiburg im Breisgau 2010, S. 284. ↩
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Wissenschaftsgeschichte, 1972/2000 (wie Anm. 4), S. 51f. ↩
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Ebd., S. 55. ↩
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Ebd. ↩