Es war aber einer krank

Ein Wort zum Osterfest 2023

Geschrieben von Uwe Jochum am 10.4.2023

Vom selben Autor:


Habeck, der Formlose


Uwe Jochum

Wissenschaftlicher Bibliothekar

Auch interessant:


Heimatkunde

Teil fünf


Ein Rückblick auf Ostern

»Es war aber einer krank, Lazarus aus Bethanien.« So beginnt das elfte Kapitel des Johannesevangeliums. Wer noch eine ferne Erinnerung an seinen Religionsunterricht hat, der weiß, wie es weitergeht: Jesus wird von der Erkrankung seines Freundes Lazarus benachrichtigt, macht sich aber nicht sofort auf den Weg, um ihm zu helfen. Und als Jesus dann endlich kommt, ist Lazarus bereits gestorben und seit vier Tagen beerdigt. Bis hierher ist es eine medizinische Geschichte, die von einem totkranken Patienten und einem zu läßlichen und daher zu spät kommenden Arzt handelt. Nun aber, im Angesicht der trauernden Angehörigen, ändert sich die Lage vollkommen: Jesus wird vom Schmerz der Schwestern des Lazarus innerlich berührt, er weint, er geht zum Grab, er läßt den die Grabhöhle verschließenden Stein beiseiteräumen und ruft: »Lazarus, komm heraus!« Und die Geschichte endet mit den Sätzen: »Da kam der Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt, und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt. Jesus sagte zu ihnen [den Umstehenden]: Löst ihm die Binden, und laßt ihn weggehen!«

Seit drei Jahren sind wir, seit drei Jahren ist die Welt erkennbar erkrankt. Wir leiden an einem Virus und seinen Folgen, vor allem aber an der massiven Fehlbehandlung, die unablässig Angst schürte, wo sie hätte beruhigen müssen; die die Menschen durch Ausgangssperren in die Einsamkeit trieb, anstatt das Miteinander zu stärken, im Leben und im Sterben; und die auf eine schnell zusammengebaute Wunderdroge setzte, anstatt auf den Rat erfahrener Ärzte zu hören und sich an den Satz Jesu zu erinnern, mit dem er jenen antwortete, die ihn zum kranken Lazarus riefen: »Diese Krankheit ist nicht zum Tode«. Die Folge der Fehlbehandlung ist inzwischen nicht mehr zu übersehen: Die Angst und die Einsamkeit haben zusammen mit dem Versagen der angeblichen Wunderdroge einen Keim in unsere Gesellschaft eingepflanzt, der sich zu einer zunehmenden Verzweiflung auswächst.

Drawing[Aertgen van Leyden, Public domain, via Wikimedia Commons.]

Denn immer mehr Menschen müssen erkennen, daß die Versprechen, mit denen sie von der Politik und den Medien drei Jahre lang traktiert wurden, nicht nur leer waren, sondern das Gegenteil des Versprochenen geschehen ist: Die soziale Isolation der Menschen durch angeblich notwendige Ausgangssperren hat unser Immunsystem untrainiert gelassen, so daß wir alle nun erfahren müssen, wie sehr schon Alltagsviren eine gesundheitliche Herausforderung darstellen. Und die in die Arme gespritzte Wunderdroge hat in unabsehbar vielen Fällen das Immunsystem zusätzlich geschädigt, wo nicht Organe dauerhaft in Mitleidenschaft gezogen oder den Tod herbeigeführt.

An Ostern 2023 müssen wir daher erkennen, daß die am Ostersonntag 2020 von Bill Gates zur besten Sendezeit in den tagesthemen der ARD verkündete Hoffnung, »daß die mRNA-Plattform schnell Fahrt aufnimmt« und bald die ganze Menschheit auf dem Wege einer Gentherapie immunisiert werden könne, eine böse Einflüsterung war. Sie hat die Masse der Menschen auf einen medizinischen Glaubensweg geführt, der ihnen Gesundheit und Heil verhieß, wenn sie nur bereit waren, durch Maskentragen, Selbstisolation und Impfbereitschaft sich den von den Medien ausgerufenen und von der Politik bestellten Masken- und Impfpäpsten samt ihrem virologischen Katechismus zu unterwerfen. Aber es war und ist bis heute ein Glaubensweg in die Irre und in eine Sackgasse, was sich daran zeigt, daß am Ende der Sackgasse die Opferzahlen, die etwa im offiziellen amerikanischen Vaccine Adverse Event Reporting System (VAERS, erreichbar unter https://openvaers.com) nachgewiesen werden, in den Himmel wachsen. Noch nie in der Geschichte der modernen Medizin hat ein angebliches Heilmittel soviel Schaden, Leid und Tod verursacht, wie die von Bill Gates in seiner Osterbotschaft verkündete »mRNA-Plattform«.

Machen wir uns nichts vor: Daß Bill Gates kein Engel ist, konnte man auch schon vor 2020 wissen; daß man Medikamente besser ausgiebig testet, bevor man sie appliziert, auch. Warum aber hat man all das plötzlich nicht mehr wissen wollen? Warum waren plötzlich so viele bereit, den falschen Aposteln und Päpsten ohne einen Hauch von Zweifel hinterherzulaufen? Die Antwort lautet: Weil die falschen Apostel und Päpste, die in den Medien, der Politik und sogar in den Kirchen wie Pilze aus dem Boden schossen, den Menschen einen leichten Weg versprachen. Sie versprachen, daß wir aus eigener Kraft in der Lage seien, das Schlechte zum Guten zu wenden; es brauche nur etwas Geld, etwas medizinische Forschung, etwas Verzicht und etwas Solidarität und den Willen aller, mitzumachen. Und schon hätte es ein Ende mit dem sich unkontrolliert ausbreitenden Virus, dem wir hilflos ausgeliefert seien; wir würden das Virus einfach eliminieren — was für ein Triumph!

Drawing[Albert van Ouwater, Public domain, via Wikimedia Commons.]

Aber es hat kein Ende mit dem Virus, weil die Welt nicht so ist, daß es mit ihm ein Ende haben könnte. Viren sind ein integraler Teil unseres Lebens, wir leben mit ihnen und von ihnen, so wie sie von uns und mit uns leben. Sie nicht nur vermeiden, sondern sogar eliminieren zu wollen, ist kein Weg, der zu irgendeinem guten Ziel führen kann, schon gar nicht zu dem Ziel der Lebensrettung. »Denn wer sein Leben retten will, wird es zugrunde richten«, wie Jesus erkannt hat (Markusevangelium, Kap. 8, Vers 35). Wie wahr dieser Satz ist, haben wir alle in den vergangenen drei Jahren erfahren müssen: Die von der Politik inszenierte massenhafte Lebensrettung durch Einsatz einer Wunderdroge hat massenhaft Leben zerstört und unsere Gesellschaft dadurch zugrunde gerichtet, daß den Menschen das Vertrauen zueinander und zu den gesellschaftlichen und staatlichen Autoritäten ausgetrieben wurde. Gerade der vom Staat und den Medien reklamierte medizinische Heilsweg hat zu einem ungeheuren Unheil geführt, in dem die von einander isolierten Menschen nur noch damit beschäftigt waren, ihr nacktes Leben zu schützen.

Das nackte Leben aber ist kein Leben mehr. Es ist vielmehr die Reduktion des Menschen auf das rein Animalische seines Stoffwechsels und Fortpflanzungstriebes, eine Reduktion, die ihn ganz offensichtlich um seinen Verstand und seinen Geist und damit um sich selbst bringt. Denn Menschen sind wir, weil und wenn wir uns frei zu uns selbst, den anderen Menschen und der Welt im Ganzen verhalten. Und genau das können wir substanziell erst und genau dann, wenn wir erfahren, daß dieses unser Selbst nichts ist, was wir selbst machen können. Es ist immer schon da, wenn wir da sind, wir und die anderen und die Welt mit all ihren Notwendigkeiten und Möglichkeiten. In dieser Welt der Notwendigkeiten und Möglichkeiten leben wir, es ist unsere Welt, gerade deshalb, weil es nicht die von uns gemachte Welt ist, sehr wohl aber eine Welt, über deren Sinn wir mit anderen debattieren können, und sehr wohl eine Welt, die wir gemeinsam handelnd in den gegebenen Grenzen gestalten können.

Wer diese Grenze überschreitet, schafft keine wohnlichere und sinnvollere Welt, sondern eine unwirtliche Wüste, durch die der Mensch als Animal, als ängstliches Tier, streift, ohne noch eine Heimat finden zu können. Denn »Heimat«, das hieße: geborgen sein an einem Ort, den wir kennen und verstehen, an dem uns der Sinn für die Welt jenseits dieses Ortes aufgeht. »Heimat«, das heißt die Feste zu feiern, wie sie fallen, und es heißt, unsere Toten zu beerdigen und zu ehren.

Nichts davon haben wir in den vergangenen drei Jahren auf wahrhaft humane Weise tun können, denn immerzu kam uns der Staat dazwischen, der unser Leben zu retten versprach, indem er uns um unser menschliches Leben brachte. Er sperrte uns zu Hause ein wie in einer Gruft, er band uns die Hände und Füße und zwang uns einen Fetzen Stoff auf das Gesicht, als trügen wir schon das Schweißtuch der Toten.

Gasmaske[Quelle: Pixabay.]

Und nun, an Ostern 2023, fragen sich viele: Wie kommen wir aus all dem wieder heraus? Wie werden wir wieder zu Menschen, die mit sich und den anderen in der Welt ein humanes Leben führen können? Die Antwort an diesem Osterfest wie an jedem zuvor und an jedem, das kommen wird, liegt darin, auf den zu hören, der uns zuruft: »Komm heraus!« Komm aus deiner Gruft, streife deine Binden von den Armen und Beinen, und nimmt um Gottes willen endlich das Maskenschweißtuch ab, damit ich dich wieder von Angesicht zu Angesicht sehen kann. Dann werden wir uns wieder als Menschen erkennen können, und dann können wir auch jenes Fest feiern, das »Ostern« heißt, aber im Johannesevangelium gleich zu Anfang als Hochzeit von Kana gefeiert wird: das Hochzeitsfest des Lebens, in dem Leben Leben schenkt, das Fest, bei dem Wasser zu Wein wird, zu ungeheuer viel Wein, zu Wein für jeden Tag unseres Lebens, denn jeder unserer Lebenstage ist ein Fest. Ein Fest, das wir mit anderen feiern, ein Fest, das wir feiern, bis wir sterben.

Denn auch Lazarus wird sterben, nachdem er von Jesus wieder auferweckt worden war. Aber er wird sterben nach einem angstfrei-gelösten Leben, nach einem Leben als Fest, nach einem Leben, in das er gehen kann mit Jesu Wort: »Löst ihn und laßt ihn gehen.« Und er wird sterben, nachdem er ein Leben lang erfahren hat, daß Leben heißt, die Möglichkeiten des Lebens innerhalb der Grenzen des Lebens auszukosten und noch die letzte Grenze dieses unseres Lebens als eine gottgeschenkte Möglichkeit zu betrachten. Denn an dieser Grenze steht das Wort aus dem Markusevangelium (Kapitel 10, Vers 27), daß »bei Gott alles möglich ist«. Dieses Wort ist das österliche Wort schlechthin.

Drawing[Grongörgen (Niederbayern), Wallfahrtskirche St.Gregor: das Schweißtuch der Veronika. Fresko aus dem 16. Jahrhundert im Tympanum des gotischen Südportals. Quelle: Wolfgang Sauber, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons.]


Der vorstehende Beitrag erschien zuerst am 8. April 2023 in der stattzeitung. Ich habe ihn hier auf die klassische Orthographie umgestellt und die Abbildungen ergänzt.