Aufheben V

Schlesische Notate. Von Büchern, die versanken

Geschrieben von Jürgen Schmid am 19.3.2024

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»Wenn die Jüngeren diesen Arbeiten aus dem Weg gehen, weil es bequemer ist, die äußeren Anzeichen und Begebnisse durchzumustern, als nach der geistigen Haltung eines Mannes oder einer Zeit zu fragen…« (Will-Erich Peuckert1)

75 Jahre »Die große Wende« von Will-Erich Peuckert (1948)

Eine sommerliche Reise nach Schlesien. Im Gepäck: Gerhart Hauptmanns schlesi­sche Meisterdramen nebst Erhart Kästners, des Alten Sekretär, »Lerchenschule« mit seinen Erinnerungen an den Wiesenstein. Will-Erich Peuckerts »Große Wende«, erschienen vor 75 Jahren und in einer neuerlichen Großen Wende, genannt »Trans­formation«, neu zu lesen. Karolina Kuszyks Tabubruch »In den Häusern der anderen«, ein erstmaliger beherzter polnischer Zugriff auf die deutsche Geschichte in diesem Teil Polens, der erst 1945 polnisch wurde. Zeitkapseln allesamt, die Versunkenes in sich bergen. Es ist, daran besteht kein Zweifel, eine Reise der Trauer, auf den »Spuren deutscher Vergangenheit in Westpolen«.2

Es ist dies vor allem: Eine Annäherung an die geistige Haltung eines Mannes. Nicht mehr als ein tastender, fast hilfloser Versuch, das Universum zu schauen, das Will-Erich Peuckert (1895–1969), der große Volkskundler (was für ein Wort!), eröffnet hat in einer Zeit, als die Welt, in und aus der er lebte, am Versinken war. Peuckert — ein Solitär, mit falsch verstandenen rationalistischen Maßstäben, wie sie heute alles ersticken, nicht zu fassen. In seiner Pansophie, einem »Versuch zur Geschichte der weißen und schwarzen Magie«, beschreibt er seine Denkwege 1936 selbst: »Ich habe gesehen, was wenige sonst gesehen haben; ich habe Faust und Luther und Weigel und Paracelsus und J.[akob] Böhme gesehen, die großen Beweger des deutschen Geistes; ich habe bei Astrologen gesessen und Alchymisten stunden­lang belauscht; ich habe Magie als Wahrheit spüren dürfen.«3 Magie als Wahrheit — eine ungeheuere Provokation. Wie kommt jemand zu solch einer Sicht?

Der Wurzelgrund

Unsere Reise beginnt in Groß Iser — wo der Mann wurde und sein Werk. Hier fangen wir zu lesen an — im Land, in der Geschichte, in den Büchern, in geistigen Welten. Hier, wo Wurzelgrund ist, wo die Sage in jedem Haus eine Heimstatt hat und aus Bächen Gold gewaschen werden kann, beginnt auch das Heben eines Schatzes, der in Gold nicht aufzuwiegen ist.

Bruno Schier (1902–1984), Volkskundler, Kollege, Freund, nimmt uns mit in diese Welt, in seinen »Landes- und volkskundliche[n] Erinnerungen an das Isergebirge«, die er Will-Erich Peuckert zu dessen 60. Geburtstag als Geschenk darbrachte.4 Er stellt eine »herbe Gebirgslandschaft« vor unser Auge, »wald- und moorbedeckte[s] Grenz­landgebirge« mit »unermesslichen Wäldern«, durch die wir stundenlang auf einsamen Wegen wandern, um oben anzukommen auf diesem rauen Hochplateau in über 800 Metern Seehöhe, wo es in den Sommermonaten gar nicht mehr ruhig und einsam ist, obwohl nur noch ein Haus dort steht, eine Baude zur Einkehr, die ehemals Neue Schule von Groß Iser, wo heute Heerscharen von E-Bikern Rast machen, die den Weg herauf genommen haben von Bad Flintsberg, hinauf zur »Hohen Iser, einem der herbsten und einsamsten, aber auch geheimnisvollsten und sagenreichsten Abschnitte der gebirgigen Umwallung Böhmens«.5

Hochwald [»Heut liegen die Iserhäuser allesamt in Asche und der Wälderwind streift über das verlorene Hoch-Moor hin…«6]

Hier, im Dorf Groß-Iser, amtierte der junge Peuckert — so Schier – »als wohlbestallter Schulmeister«, um »in der Einsamkeit dieses weltfernen Hochwalddorfes die Kraft zu seinen ersten volkskundlichen und geistesgeschichtlichen Arbeiten« zu sammeln.7

In Peuckerts eigenen Worten: »[Gabalia, veröffentlicht 1967] geht im letzten auf in der bäuerlichen Kinderheimat einst Gehörtes und Erfahrenes zurück; es geht auf jene Jahre oben auf dem schlesischen Iserkamm zurück, in denen mir zum ersten Mal Erasmus Francisci und die Sage vom Krakauer Alchemisten in die Hände fiel, in denen ich Praetorius gelesen habe, in denen ich mich an Jakob Böhme wagte…«8

Für Peuckert ist das eine Welt, mit der er sich befreundet, die ihn durch sein Leben trägt und die er den Nachgeborenen vermittelt. Die Welt, von der Peuckert hier so spricht, als wäre sie seinem Leser ebenso geläufig wie ihm selbst, müssen wir uns erst mühsam erschließen. Wir stehen betroffen vor Namen wie Francisci oder Praetorius — und es bleiben Fragen zu klären.

In Erasmus Finx (1627–1694), der sich Francisci nennen sollte nach seinem Vater, dem Juristen Franciscus von Finx, treffen wir einen Rechtsgelehrten an, einen Verlags-Korrektor und »Polyhistor«. Welche von Franciscis Schriften Peuckert auf der Hohen Iser in die Hände fiel, sagt uns der begeisterte Leser nicht. Wahrscheinlich war es jene, die Goethe als eine wesentliche Inspiration für den Faust diente, er­schienen 1990 bei jenem Nürnberger Verleger Endter, bei dem der Autor beschäftigt war: Der Höllische Proteus, oder Tausendkünstige Versteller, vermittelst Erzehlung der vielfältigen Bild-Verwechslungen Erscheinender Gespenster, Werffender und poltrender Geister, gespenstischer Vorzeichen der Todes-Fälle, Wie auch Andrer abentheurlicher Händel, arglistiger Possen, und seltsamer Aufzüge dieses verdammten Schauspielers, und, Von theils Gelehrten, für den menschlichen Lebens-Geist irrig-angesehenen Betriegers, (nebenst vorberichtlichem Grund-Beweis der Gewissheit, daß es würcklich Gespenster gebe).

Wo ein Sagensammler wie Peuckert am Werk ist und ein berühmter Berggeist nicht weit entfernt sein Wesen treibt, darf der erste Sammler von Rübezahl-Sagen9 nicht fehlen: Johannes Praetorius, d. i. Hans Schultze (1630–1680), eine Art Privatgelehr­ter, Polyhistor und »Kuriositäten-Schreiber« in Leipzig, wo er Anleitungen zur Handlesekunst, astrologisch-zahlenmystische Schriften und Wundererzählungen verfasste, welche in Grimmelshausens »Simplicissimus« und in die Walpurgis­nachtszene von Goethes »Faust« einflossen.

Nicht nur die Welt der Geister und Gespenster ist es, in die der junge Dorfschullehrer eintaucht, nicht nur die lebendige Sagenwelt seiner bäuerlichen Nachbarn, nicht nur die Mystik des Görlitzer und damit schlesischen Schuster-Philosophen Jakob Böhme, dem Peuckert 1924, mit 29 Jahren, eine Biographie widmen sollte10 — es ist auch die konkret zutage tretende Wunderwelt der Umgebung, die ihn packt, zunächst wieder lesend in alten Quellen. So vermutet der schlesische Reformator Kaspar von Schwenckfeld auf der Hohen Iser Vorkommen von Rubinen, Jacinthen, Saphiren, Demanthen, Topazier, nicht zuletzt sogenannte »Schierle«, »lapilli nigri splendidi«, schwarz glänzendes, angeblich goldhaltiges Gestein.11 Im 17. Jahrhundert tat ein Pastor aus dem Erzgebirge kund: »In dem Leime [d. i. Lehm] unter dem Rasen [der Iserwiese] ist viel arabisch Gold«.12

Diese Gerüchte ließen Peuckert, der alle einschlägigen Berichte über die sagen­haften Schätze kannte, solange nicht los, bis er »Realprobe« vor Ort gemacht hatte. Im Sommer 1921 gelang ihm tatsächlich die »Auffindung von Goldflittern auf einer Sandbank in der Iser«.13 Er berichtet ebenso freudig wie ironisch ernüchtert: »Die Bäche des Isergebirges enthalten echtes Gold. Nicht zu viel, was bedeutet, dass ich nach einer Woche des Suchens eine Sammlung im Wert von etwa 2-3 Mark erhielt.« Reich werden war aber gar nicht sein Ziel, wie er bekundet, sondern das Erbringen des Nachweises, daß die alten Berichte »kein leeres Geschwätz« seien — die Novelle »Berggold« erzählt diese schlesische Goldwäscher-Geschichte.

Ein halbes Jahrhundert später sollte Peuckert dem Dorf Groß Iser, das dann schon dem Erdboden gleichgemacht war, in seinem Sagenbuch ein Denkmal setzen, als Bei­spiel dafür, daß noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Sage im Volk leben­dige Gestalt besaß und an fast jedem Haus eine spezifische Sage »haftet«.14 Ihm ist das Erzählgut der Sage bewahrenswerte »bäuerliche Geschichtsschreibung« aus dem »Wurzelgrund«, im schroffen Gegensatz zu jener abgehobenen »Geschichte« von oben, deren Geist und Wurzeln er in der Kameralistik des 18. Jahrhunderts ortet.15 »›Fremd‹ ist die aufgeklärte Landschaft, heimisch die mythische oder animistische.«16

Will-Erich
Peuckert [Will-Erich Peuckert.]

Fast einem Wunder kommt es gleich, daß der Volksschullehrer sich in der Einsam­keit und Abgeschiedenheit der Iserwiese selbst weiterbildete zum geistesgeschicht­lich orientierten Historiker und Volkskundler. Als er hinabsteigt in die Großstadt Breslau, hat er bereits die Idee zu seiner Dissertation im Kopf, erwachsen aus jener Lektüre, die er dort oben aufsog; aber auch aus den Naturerlebnissen, die ihn auf ausgedehntesten Wanderungen ankamen. Seine Motivation zu den wissenschaft­lichen Studien, die er anstellen sollte, klingt für uns Heutige wie der Nachhall aus einer sehr fernen Welt: »Es war nicht Freude am Spüren allein, was mich verlockte […] und nicht allein der Wille, zu wissen; es war am meisten ein leises, geheimes, ehr­fürchtiges Erschauern vor dem unstillbaren Drange des Menschen, hindurchzusehen, wie Böhme es nannte. Vor ihrer Lust zu Gott.«17

Gott und die Geister der beseelten Natur, mystische Gottesschau wie bei Jakob Böhme und der Blick ins göttliche »Buch der Natur«, wie ihn die magia naturalis tun ließ, sind bei Peuckert untrennbar zusammengehörende Weltanschauungen. Jener Mann, der aus dem Gebirge herabstieg in die Städte, ist jedenfalls einer, der von sich sagen kann: »Nach dem Kriege 1914/18 habe ich im schlesischen Waldgebirge einen ›Berggeist‹ werden sehen …«18

Wir fahren weiter nach Kittelau bei Nimptsch. Von dort wollen wir den Kreis Strehlen erkunden, wo der Schwiegervater seine Wurzeln hat — und Will-Erich Peuckert. Auch zum Eulengebirge ist es nicht weit, wo Gerhart Hauptmann das Elend der Weber sah, das ihn zu seinem Meisterdrama herausforderte, mit dem er einen der größten Theaterskandale des Wilhelminischen Kaiserreichs auslöste. Als wir der Polin, die im Schloß eine Pension betreibt, erzählen, was wir vorhaben, verfinstert sich die Stimmung zwischen uns spürbar. Wir ahnen, daß da plötzlich etwas zwischen uns steht, für das wir beim besten Willen keine Verantwortung empfinden können.

Peuckert hat keine Autobiographie hinterlassen, zumindest keine veröffentlichte;19 eine Biographie über ihn gibt es nicht.20 So weiß man von seiner Kindheit nur, daß sie am 11. Mai 1895 in Töppendorf begann. Im gleichen Jahr geboren: Ernst Jünger und Eugen Roth, Max Horkheimer und Kurt Schumacher, Carl Orff und Paul Hinde­mith; es war das Jahr, in dem Adam Opel, Gustav Freytag und Gustav Langenscheidt starben. Peuckerts Geburtsort: ein kleines Dorf nahe Liegnitz. Eine bäuerliche Welt, einfache Verhältnisse, der Vater Landbriefträger. Es war eine schlesische Welt, in der Peuckert vollständig aufging, zeitlebens, auch nach der Entwurzelung 1945. Deshalb muß, wer sich dem Menschen Peuckert nähern will, zuvorderst in diese Welt und ihr Wesen eintauchen — in den Büchern, die dieser dazu hinterließ.

Das Wesen

Was einen Leser von »Aufheben« an Wilhelm Heinrich Riehl am meisten faszinierte — dessen Rede davon, man müsse immer das »Wesen« einer Wirklichkeit erfassen, für diesen Leser ein Nachhall Hegels — das kehrt wieder in Will-Erich Peuckerts Weltbild: Peuckerts Schlesien – jedes Schlesien auf der Welt — ist »die Summe aus Land, Geschichte und Mensch und dem, was der Mensch hier Einmaliges ist. Es sind gewachsene, organische Erscheinungen.« Und: »Es war eine Kulturgrenze, die hier stand, und überdies eine des Wesens der Menschen. […] Sie schied die Landschaften des schlesischen Wesens von denen, die draußen im Vorfeld lagen. Deswegen auch konnte es Polen nichts helfen, wenn es die Staatsgrenze weggewischt hätte, es mußte auch die Kulturgrenze beseitigen, um seines Gewinnes wirklich sicher zu sein.« Als der junge Schlesier Peuckert zum ersten Mal nach Prag wandert (ein großer Wanderer wie der zuvor betrachtete Wilhelm Heinrich Riehl auch er!) und ins Böhmische kommt, war es »wie ein Schnitt, denn plötzlich ging man in fremdem Land — in einem Lande, das man befragte, und das einem doch nicht zu antworten vermochte.« »Die Landschaft gab keine Antwort« — so steht es im »Vorspiel« von Peuckerts Schlesien — Biographie einer Landschaft aus dem Jahr 1950.

Schlesien

In der Schlesische[n] Volkskunde aus dem Jahr 1928 verdeutlichen schon die Ka­pitelüberschriften, wer und was die Welt trägt: »Der Bauer«, »Der religiöse Mensch«, »Dichten und Denken«.21 Des Verfassers Standpunkt sei, so urteilt Heike Peetz in einer Gedenkschrift zum 100. Geburtstag des Autors, »nicht der des beobachtenden, nüchtern protokollierenden Forschers, sondern der eines teilnehmenden, der sich seiner Subjektivität bewusst ist.«22 Der Verfasserin dieser Einschätzung hätte — als Volkskundlerin, die sie ist — bewußt sein sollen, daß »teilnehmende Beobachtung« nicht zwei sich ausschließende Forscherhaltungen zusammenbindet, wie sie für Peuckerts Herangehensweise suggeriert, sondern Goldstandard in der volkskundli­chen Feldforschungsmethodik ihrer Zeit ist. Zudem klingt ihre Kritik an der »Subjek­tivität« einer Forscherhaltung wie Hohn in einer Zeit, in der Subjektivität in Wissen­schaft und Journalismus als zwingende Voraussetzung geradezu Pflicht und das ge­forderte nüchterne Protokollieren einer aktivistischen Zeitgeistaffirmation vollständig gewichen ist, ohne daß sich solcherart Agendawissenschaftler der Subjektivität, sprich Einseitigkeit ihrer »Haltung« auch nur im geringsten bewusst wären.

Peetz moniert außerdem Peuckerts »Eigenart, persönliche Erfahrungen, literarische Traditionen und wissenschaftliches Arbeiten zu verbinden«, als ob das etwas Anrü­chiges wäre.23 Und natürlich wird bei Peuckert wie bei jedem, der während der zwölf Jahre lebte, der Keim des Faschismus gesucht. So vergiftet sind die Hirnwindungen westdeutscher Fachvertreter vom Wahn einer Vergangenheitsbewältigung, die nie und nirgendwo enden darf, daß ihnen eine »Beschäftigung mit Leben und Werk von Volkskundlern vorrangig im Kontext von Schuld und Sühne notwendig« ist.24 Niemand kann sich vor ihrer denunziatorischen Aufspürsucht sicher wähnen, nicht einmal er­klärte Regimegegner wie Peuckert, dessen Berufsverbot noch zu beleuchten sein wird. Im Fach raunt es, die belletristischen Schriften Peuckerts aus seiner Haaseler Zeit während des Nationalsozialismus (»Er flaggte nicht, er sagte ›Guten Morgen‹«) — allesamt in Schlesien spielend — seien »getränkt von Blut und Boden-Ideologie«. Glatte Verleumdung, sagt die Göttinger Volkskundlerin Brigitte Bönisch-Brednich nach Lektüre der inkriminierten Texte.25

Erwähnt sei, daß Peuckert slawische Einflüsse in Schlesien »nicht unterschlägt«, wie Peetz formuliert26, was dem unter Berufsverbot Stehenden Ärger mit den »neuen Ost­landreitern« (Siegfried Lenz) einbringt, denen ein solcher Befund »bedenklich« scheint.

Was Peuckerts Schlesien-Volkskunden wirklich sind: »Biographien einer Landschaft« (so auch der Untertitel der Version von 1940) und ihrer Mythen, Versuche, zu ergrün­den, warum ausgerechnet dieser Landstrich eine solche Zahl von Mystikern hervor­brachte, die der Schlesier Peuckert zum basso continuo seiner geistesgeschichtlichen Studien macht. Seine Antwort in Kurzform: »Das einsame und dunkle Land verführt zum Grübeln, so wie die dunklen Nächte Rußlands.«27 Horst Langes kongenialer Roman Schwarze Weide (1937) ist ein ein­drucksvoller, literarisch hochwertigster Beleg für diese Ansicht aus der Feder eines anderen mythisch imprägnierten Schlesiers.

Eine »moderne« Geisteswissenschaft kann das nicht begreifen, weil es gefühlt werden müßte. Infolge dieses Gefühlsvakuums kann es zu Irritationen kommen wie jene von Peetz, die glaubt, daß Peuckert »einen Dualismus zwischen der ewigen beseelten Natur und der von Menschen bearbeiteten und veränderten Landschaft« »entwickelt«.28 Ein im »Kältestrom des Intellektualismus« gefangener Bewohner postmoderner Diskursräume kann sich weder eine beseelte Natur vorstellen, auch wenn ihm gelegentlich die volkskundliche Vorstellung einer »Dingbeseelung« über den Weg gelaufen sein könnte, noch in Erwägung ziehen, daß ein solcher Dualismus wirklich vorhanden, greif- und spürbar ist — und von einem Empfinder wie Peuckert lediglich protokolliert wird, der »eine Maschine« sieht, die »den goldbraunen, fruchtschweren Weizen frißt«, die Maschine »mäht ihn und drischt ihn aus, alles ist technisch klar, präzisiert, der Weizen scheint selbst ein Technisches zu sein, das Ungedeutete ist trotzdem vorhanden. Es hockt, verkrochen, noch zwischen den Feldern.«29

In Peuckerts drittem und letzten Schlesien-Buch, Schlesien (1950), ist eine Welt untergegangen: »Die Bibliotheken verfaulten im Schmutz. […] Was einst Kultur trug, ist heute Schutt.«30 Erschütternd dokumentiert hat diese Zustandsbeschreibung in Wort und Bild Charles Wassermann in seiner Reportage Unter polnischer Verwaltung. Tagebuch 1957 (Blüchert Verlag, Hamburg 1960), wo einer der ersten Reporter aus dem Westen einen Blick hinter den »Eisernen Vorhang« in jene deutschen Ostgebiete tun konnte, die nun zu Polen gehörten. (Ein vom Verfasser dieser Zeilen in München von der Straße aufgehobenes Buch im Übrigen.)

Peuckert, der 1969 im Odenwald stirbt, erlebt nicht mehr, wie die Bundesrepublik seine Heimat auch formaljuristisch endgültig preisgibt in den Ostverträgen. Herbert Hupka, Obmann der Schlesischen Landsmannschaft, tritt deswegen aus Protest aus der SPD aus. Heute prangt der »Kniefall von Warschau«, nicht nur Ausdruck einer Vergebungsbitte für Verbrechen des Nationalsozialismus in Polen, sondern auch die endgültige Preisgabe der deutschen Ostgebiete markierend, auf einer Zwei-Euro-Münze, initiiert von Rot-Grün-Gelb, genannt »die Ampel«.

Peuckerts Trost: »Ein Wesen, das ›ist‹, kann niemals völlig mehr vergehen. Man könnte dies Schlesien von der Karte tilgen, man könnte es zerreißen, man könnte die Schlesier aus dem Lande treiben oder sie verpflanzen, — das Wesen ›Schlesien‹ aber würde fort und fort bestehen.«31 Wo lebt es heute, das schlesische Wesen? In der Bibliothek des Sudetendeutschen Hauses am Isarhochufer zu München, die kaum jemand je benutzt? Im Trachtenumzug zum Münchner Oktoberfest, an dem die Schlesische Landsmannschaft teilnimmt? Hat sich der große Seher Peuckert hier für einmal getäuscht?

Fälschung und Wahrheit

Schlicht Geschichtsfälschung ist, was Przemysław Wiater in seinem ansonsten wohlwollenden Peuckert-Porträt schreibt: »urodzony w małej wiosce Garnczary«, geboren in dem kleinen Dorf Garnczary. Nein, Peuckert wurde in keinem Dorf dieses heutigen Namens geboren, sondern im selben Ort, der 1895 Töppendorf hieß. Peuckert absolvierte im Jahr 1914 nicht das »seminarium pedagogicznego w Bolesławcu«, also das Pädagogische Seminar in Bolesławiec, sondern in Bunzlau.32 Schließlich schrieb er seine Pansophie auch nicht in Leszczyna, sondern in Haasel.33 Und wenn deutsche Behörden einer Schlesierin heute attestieren, sie wäre in Polen geboren, dann zeugt das nicht nur von frecher Geschichtsverleugnung, sondern von brutaler Unsensibilität.

Wir wollen bei der historischen Wahrheit bleiben — und diese lautet: Peuckert absol­vierte — nach einem Besuch der Präparandenanstalt Schmiedeberg — das Bunzlauer Lehrerseminar, um von 1915 bis 1921 an jener bereits besuchten Dorfschule in Groß-Iser zu unterrichten. Dort, auf diesem hochgelegenen Wiesengrund, in rauer Waldeseinsamkeit, unter bäuerlichen Nachbarn, sagenumwoben, ergriff ihn etwas, was zur Grundmelodie seines Lebens und Werkens werden sollte — die Sehnsucht.

Sehnsucht und Erkennen

Uns Heutigen scheint merkwürdig, wenn jemand seine Sehnsucht in alten Büchern und Dokumenten stillen will — und über seine Funde, die ihn tief befriedigen, ja beseelen, eine gelehrte Dissertation verfasst. Peuckert tat es, als er in Breslau seine Studie Die Entwicklung Abrahams von Franckenberg bis zum Jahre 1641 abschloß und — erweitert — 1928 unter dem Titel Die Rosenkreutzer. Zur Geschichte einer Reformation in Buchform vorlegte. (Wir haben daraus zitiert, die berührende Stelle, wo der Verfasser von seinem »Erschauern« als Forschungsmotivation spricht.)

Auf diese Studie aufbauend, arbeitet der Dozent an der Breslauer Pädagogischen Akademie, später an der dortigen Universität an einem noch tiefgreifenderen Verstehen des Magischen, an seiner Pansophie: »Ich begann dieses Buch mit geheimen Gefühlen der Freude. […] Ich habe es vor allem für meine Schüler geschrieben — als Geschichte unserer Sehn­sucht. Als Geschichte einer Denkweise, die richtig war — wie jede Denkweise einmal ›richtig‹ war. […] Es ist mir erlaubt worden, Magie als Wahrheit zu erahnen. Ich durfte begreifen, was ich für notwendig hielt.«

Einen harten Bruch in Peuckerts Biographie bildet seine — durch eine Intrige eines neidischen Fachkollegen verursachte — Entfernung aus dem universitären Lehrbetrieb wegen »politischer Unzuverlässigkeit« im Jahr 1935. »Der von Hitlers byzantinischem Geschmeiß entlassene Privatdozent« (Gerhart Pohl) zieht sich zurück in ein Dorf im Katzbachgebirge, wo er seinen in der Nachbarschaft lebenden schlesischen Lands­mann Pohl, den späteren letzten Privatsekretär des greisen Gerhart Hauptmann kennenlernt, ebenfalls ein dem nationalsozialistischen Regime abholder Zeitgenosse.

Diese Begegnung und das Erschließen von Peuckerts Universum schildert Gerhart Pohl so: »Mir war bekannt [als er ihn kennenlernte, »im Jahr des Unheils 1933«], daß [Peuckert] als Dorfschulmeister auf dem entlegenen Iserkamm begonnen, sich selbst fortgebildet und in Breslau promoviert hatte.«34 Zwei wandernde Welterkunder hatten sich gesucht und gefunden: »Die Streifzüge durch das Gebirge an seiner Seite sind unvergessen. Wir lebten Stein und Baum und Bach sinnvoll auf, indem sein deuten­des Wort sie einbezog in das All-Eine! Wie wurde das stille Bergland mit den Zügen der Ewigkeit der Quellgrund für die Kräfte des Widerstands gegen die makabere Zeit­lichkeit um uns. Eine tiefe religio des grundlosen Vertrauens band uns aneinander.«35

Illustration [Illustration aus dem Vorsatz zu Peuckerts Rübezahl-Buch von 1926. Vertont wurde die Rübezahl-Legende von Carl Maria von Weber anno 1805: »Der Beherrscher der Geister«.]

Wir machen einstweilen Station in Stonsdorf, im Hirschberger Tal am Fuße des Riesengebirges. Es ist eine mythische Landschaft — wir sind hier, um uns Gerhart Hauptmann zu nähern. Wie wir es nicht schaffen und irgendwie doch, davon erzählt die übernächste Folge von »Aufheben«. Die Welt Peuckerts aber ist auch hier präsent — in einem Buch aus dem ehemaligen Franziskanerkloster von Hirschberg, »dem Musäus«, seinen »Volksmährchen der Deutschen« (1782–1786), wo wir in einer späteren, von Ludwig Richter illustrierten Ausgabe vom »Herrn des Gebirges« lesen, von Rübezahl, dessen Spuren in Archiven und Bildern auch dem Schlesier Peuckert nicht zu folgen unmöglich war, wie sein eigenes wundervolles Rübezahl-Buch belegt, in dem er den Geist, der mal im Gebirge herumspukt, mal seinen unterirdischen Obliegenheiten nachgeht, als »arme Seele« verstanden wissen will.36 Ein Geist, der Schabernack treibt, aber auch bestraft und belohnt. Mancher Bauer der Umgebung konnte sein Lied davon singen.

Mensch und Gott

Mit dem Bauern, für Franz Werfel »der realste Mensch«, dessen »bäuerliche Kleinwirt­schaft die Urzelle der Gesellschaft« bildet, »verschwindet der letzte Rest der Erdver­bundenheit und die Pan-Nomadisierung der Menschheit ist durchgeführt«. Mit dem Bauern dankt der Mythos ab — an seine Stelle tritt »die Vergottung des Intellekts«, jene »absolutierende Kraft, welche die Aufgabe hat, alle konditionellen Bindungen des Menschen zu zerstören, vor allem also die mythischen Erbmassen in uns, die Volks-, Stammes-, Sippenbedingungen, die religiösen Urängste usw.« Was Werfel, zum Katholizismus konvertierter Jude, 1946 in seinem Essayband Zwischen Oben und Unten kulturkritisch bilanziert, hat ein paar Jahre zuvor auch Peuckert auf seine ihm eigene und gemäße Art umgetrieben. In der Einleitung zum Deutschen Volks­glaube des Spätmittelalters von 1942 lesen wir dazu prägnante Formulierungen37:

»Die Jahre um 1500 sind die Jahre einer großen Entscheidung. [Der] Bauernglauben ist im Schwinden, Gott ist nicht mehr der große Hausvater und der Schöpfer dieser unserer Welt, er spricht nicht mehr im Donner, — das Gewitter wird bald eine physika­lische Erscheinung werden. Die Welt wird anders, und der Hof des Bauern ist nicht mehr das Maß des Lebens, ein Neues und ein Böses tritt an seine Statt: der Pfenninc wird zum Herrn. Fortan sieht man den Kosmos nicht mehr als die Schöpfung, sondern als machina mundi«.

Rationalität und Kapitalismus greifen auch auf das Landleben über – einer muß dem weichen: Der »Gott der alten Kirche«, »der wie ein bäuerlicher Hausherr und Familien­vater über seine Kinder wachte […] und demgegenüber die beinahe kaufmännische Art des Gottes der Calvinschen Lehre.« Der Bauer, so Peuckert, geht nicht nur seines überlieferten Glaubens verlustig, »er lernt in kapitalistischen Gedankengängen leben; er baut nicht, was die Ordnung seines Hofes fordert, sondern was der Markt will, an.« Ja mehr noch, das soziale Hierarchiegefüge gerät aus den Fugen: »Der Bauer tritt ab«, was »heißt, daß nun der Bauer nicht mehr der Bestimmer im Volke ist. Daß man jetzt auf den Bürger stärkere Rücksicht als auf tausend Bauern nehmen wird.« Eine Zeitenwende, fürwahr.

Wer wäre der Mensch, daß er richtete über andere, die Gott in der ihnen gemäßen Form suchten — diese wohltuende Demut durchzieht das Werk des Volkskundlers Peuckert: »Ein tiefstes Verlangen und ein Suchen schuf sie [die Gestalten des Volks­glaubens] — und vor diesem Verlangen [andernorts nennt Peuckert es: Sehnsucht] haben wir zu schweigen, selbst wo wir meinen möchten, daß wir klüger wären und hätten es herrlich weit gebracht.«38

Peuckerts
Kopernikus-Biographie [Münchner Bibliotheksexemplar von Peuckerts Kopernikus-Biographie.]

Mit Demut tritt der Forscher nicht nur an den bäuerlichen Menschen heran, sondern auch an den forschenden Revolutionär, wenn er Gott als »den großen Werk­meister« im Kosmos des Domherrn Nikolaus Kopernikus zu entdecken glaubt — in seiner Biographie von 1943. Die Welt, wie sie Kopernikus betrat und komplett verändert verlassen sollte, jener Mann, der dem Menschen die Kränkung zufügte, daß seine Erde nicht der Mittelpunkt des Universums sei, jener Mann, »der die Erde kreisen liess«, ist eine Welt des Umbruchs, eine zweigeteilte, eine, in der sich »kritische Erkenntnis« durchzusetzen begann, eine, in der »die Philosophie der Werkstätten siegte«, wo »die in der geistigen Revolution der Renaissance-Epoche in Italien ausgebildete radikale Methode des Versuches, des Messens, der Beobachtung und des Wägens, die rationalen modernen wissenschaftlichen Grundlagen« die Oberhand gewannen.39 Aber, so ist Peuckert überzeugt, da war und blieb auch noch etwas anderes, etwas vom Geheimnis, das alle Rationalität nicht völlig verdrängen konnte — und das auch den jungen Kopernikus erst zu dem machte, der er wurde, etwas althergebracht Alchemisches, Magisches, Beseeltes.

Zeichnet Peuckert in Kopernikus’ Renaissance-Lehrmeister ein Selbstporträt? Fast mag es so scheinen: »[Marsilius] Ficinus bedeutet eine neue philosophische Lehre, ist der Anfang eines neuen Denkens. Will man es sehr grob sagen, tritt zu der kühlen Helle jetzt die warme Dunkelheit; nicht der Verstand, wie durch die römischen Klassiker, sondern das Gefühl, das Herz, die Freude an einem mystischen Sinken und Versinken wird hier angesprochen. Ein dunkleres Strömen, — und das Unsag­bare, das Erahnte, das mit scheuem Tasten Angerührte, alles das bricht in den florentinischen Philosophien auf. […] Marsilius Ficinus ist eine Autorität der Alchi­misten, er glaubt an magische Möglichkeiten wie er an die Macht der Sterne glaubt. Und beides, die magische Weisheit wie die astrologische, ist mit irgendwelchen medizinischen Beobachtungen und Theorien verknüpft. [Da klingt das Paracelsische durch, mit dem sich Peuckert so sehr identifiziert.] Heut lächelt man gern darüber, aber in Wahrheit, diese Menschen hatten etwas, was uns Heutigen bitter nötig fehlt: sie wurden zu Magiern und zu Astrologen, weil die Magie für sie nur eine zweite Seite ihres neuplatonischen Welterkennens war; sie sahen die Welt als Ganzes, und in diesem Ganzen wirken sinnvolle Kräfte. Das, was man damals als Magie bezeichnet hat, als eine geheime Weisheit, das war sehr oft nur die Erkenntnis von Beziehungen, von den nicht verlorengehenden, sondern im Zusammenhang bleibenden Einzel­äußerungen dieser Welt.«40

Magie

Auf was aber wollte Peuckert mit seinem Insistieren auf die Magie abheben? Seine Pansophie »als ein Stück Geschichte des magischen Denkens versucht zu zeigen«, so resümiert der Autor retrospektiv selbst, »daß der Faust des Volksbuches eigentlich Paracelsus sei und stellt damit das Volksbuch in einen bisher nicht beachteten Zu­sammenhang und Werdegang«.41 Als erster Professor für Volkskunde in Göttingen, der »im Westen«, in der nachmaligen Bundesrepublik, nach dem Krieg wieder berufen wurde, wird Peuckert dieses Thema in seiner Antrittsvorlesung behandeln — wir kommen in der nächsten Folge darauf zurück.

Doch nicht nur diese Geistesgeschichte eines Stoffes hat es Peuckert angetan, es ist weiteres und mehr, was ihn umtreibt: »Magie« gelte seinen Zeitgenossen »als eine Vor- und Frühform der Physik, Alchemie als eine Frühform der Chemie«42, wobei die Magie in einer als aufsteigend imaginierten Entwicklungskette Mythos/Magie — Religion – Logos/Wissenschaft vielfach abgewertet wird.43 Peuckert widerspricht vehement: »Jede dieser Wissenschaften sei ein ganz anderes als die hier gesetzten Vollformen, ›weil sie in einem völlig anderen Denken stehen‹.«44

»Auswüchse des Willens zur Herrschaft« kann man durchaus im rationalistischen Weltdeutungsmodell sehen, wie dies auch Vertreter der marxistischen Frankfurter Schule taten: »Was die Menschen von der Natur lernen wollen, ist sie anzuwenden, um sie und die Menschen vollends zu beherrschen. Nichts anderes gilt.«45 Für Peuckert gilt eben schon etwas ganz anderes: die göttlich beseelte Natur in ihrem Eigenwert anzuerkennen, zu versuchen, mit den Altvorderen deren Magie zu schauen.

Peuckert hat allerdings seine Magiestudien nicht — wie von der Göttinger Volkskundlerin Johanna Moritz angenommen — als bloßen Rückblick auf eine abgeschlossene Epoche verstanden, als eine Dokumentation eines historisch gewordenen Prozesses, der nicht mehr in die eigene Gegenwart hineinragt. Er hat seine Studien über die Magie, die dahinterstehende Mystik, das »Erkennen« auf diese spezifische nichtrationale Art, sehr wohl als konkreten Vorschlag verstanden, andere Wege zu erwägen als jene, die die Moderne alternativlos gehen zu müssen glaubt. Insofern ist es zwar nicht »Ideologie«, wie Moritz insinuiert, was Peuckert mit seinen Studien (zumindest auch) beabsichtigt, aber doch ein eminent politischer Beitrag zu Diskussionen seiner eigenen Zeit.

Verständnis dafür findet er dabei kaum: »Was sollte dieses Graben in längst verschollenen Schriften, deren z. T. recht krause Gedankengänge uns oft schlicht unverständlich geworden, und die im naturwissenschaftlichen Bereich durch die modernen Erkenntnisse der Naturwissenschaft längst überholt sind?« Moritz spielt den Advocatus Diaboli, ahnt aber durchaus eine Antwort: »Zwischen der Antike und dem Beginn der Aufklärung und ihrem Siegeszug durch Europa ist kein Loch, und keine Leere, sondern nur viel Vergessenes, Verdrängtes, Verschüttetes.« Im pansophischen Weltverständnis, so faßt sie zusammen, »wird der Mensch nicht absolut gesetzt, hier ist er nicht autonom, sondern durch göttliches — oder auch dämonisches Wirken — bestimmt, das allem seine Ordnung gibt, unabhängig davon, ob der Mensch es versteht oder billigt. Frei ist er aber darin, wie er darauf reagiert.«46

Peuckerts Suchen ist nichts weniger als »eine Art von Narretei« (Moritz), vielmehr stellt sich seine lebenslange Suche der »Frage, die diese Menschen [Paracelsus und Trithemius etwa] ergriffen hat: sie wollen ›es‹ packen und es erkennen«. Peuckert zieht es hin zu dem, »bei wem man Leben verspürt«.47

Keineswegs hat sich da ein Forscher unbedarft herausgenommen, für einmal etwas vermeintlich völlig Absurdes zu dokumentieren, weil er sonst nichts Besseres zu tun hatte und/oder dafür Forschungsgelder an Land ziehen konnte. Peuckert hat sich — als Schullehrer am Hohen Iser, wie wir gesehen haben — den Gegenstand seines Lebensinteresses bewußt ausgesucht. Er meint schon sehr ernst, was er tut — vor 1933, zwischen 1933 und 1945 und auch nach 1945 (um die gängigen Epochen­daten zu nennen, die allzu leichtfertig als »Machtergreifung« und »Stunde Null« gehandelt werden). Aber — und deswegen wird er oft so scheel beäugt von den Zunftgenossen — er tat es als Außenseiter, als Einzelgänger, im Anti-Mainstream, als prinzipieller Autodidakt und Querdenker, als einer, der abseitige Wege beging, um die »Wahrheit des Irrationalen« (Arnold Gehlen) zu suchen, als einsamer Wanderer im Alleingang.

Peuckert war nicht in den Gremien. Er war selbst, was er 1943 in einer Biographie über Sebastian Franck sagte: »Ein deutscher Sucher«. Vielleicht tat er all dies nicht nur unbewußt in der Nachfolge von Ludwig Klages’ epochalem Werk Der Geist als Widersacher der Seele (1929): »Die Wissenschaft hat über dem Baum der Erkennt­nis den Baum des Lebens aus den Augen verloren. In den Kellerräumen der Ver­standeskaserne entwickelt die Seele eine leidenschaftliche Sehnsucht, aus diesem Kerker zu flüchten, in den sie der Geist eingesperrt hat. Geist und Leben sind zwei einander von Grund auf feindliche Wirklichkeiten.«

Unsere Reise endet in Haasel, einer kleinen bäuerlichen Streusiedlung in einem ab­gelegenen Waldtal des Katzbachgebirges, deren Häuser sich Wiesenhänge hinauf- und hinunterziehen. Wir wissen nicht, wo Peuckert zwischen 1934 und 1945 gewohnt und unglaublich fleißig an seinem Werk gearbeitet hat, streifen aber in Gedenken an diesen ehemaligen Dorfbewohner umher, Ausschau haltend nach einem ehemaligen Kuhstall, wo seine legendäre Bibliothek untergebracht gewesen sein könnte.

Der Untergang

In Haasel entstehen in den Kriegsjahren umfangreiche und bedeutende Werke in atemberaubend schneller Abfolge, von denen wir einige bereits kennengelernt haben: Schwarzer Adler unterm Silbermond. Biographie der Landschaft Schlesien (H. Goverts, Hamburg 1940); Deutscher Volksglaube des Spätmittelalters (W. Spe­mann, Stuttgart 1942); Theophrastus Paracelsus (W. Kohlhammer, Stuttgart/Berlin 1941); Nikolaus Kopernikus. Der die Erde kreisen ließ (P. List, Leipzig 1943); Se­bastian Franck. Ein deutscher Sucher mit seiner Treue zu dem für recht Erkannten (R. Piper, München 1943); Die große Wende. Das apokalyptische Saeculum und Luther. Geistesgeschichte und Volkskunde (Claassen & Goverts, Hamburg 1948).

Letztgenanntes Monumentalwerk, das erst drei Jahre nach dem Krieg »im Westen« erscheinen konnte, erzählt den Umbruch vom Mittelalter zur Neuzeit nicht von der Renaissance her, dieser »Liebhaberei winziger alphabetisierter Eliten« (Peter Sloter­dijk), welche der Basler Universalgelehrte Jacob Burckhardt in seiner Cultur der Renaissance in Italien (1860) so hymnisch feiert, sondern als Ablösung der alten bäuerlichen »Ordnung« durch das Geld des Bürgertums. Im »apokalyptischen Saeculum«, als der »Untergang« »vor der Tür« steht und »seine Wirbel jeden einzelnen Menschen dieser letzten Zeit [ergreifen]«, tobt eine »Revolution« des Geistes, in der »alle Überlieferung und alle Autorität verworfen« werden. Der Chronist dieses Epo­chenbruchs, selbst ein Mensch von »erdhaftem Bauerntrotz« (Gerhart Pohl), zugleich feingeistiger Paracelsus- und Böhme-Kenner, erlebt den Epochenbruch des Zweiten Weltkrieges als verbannter Regimegegner. In seiner schlesischen Privatbücherei sitzt er im Januar 1945 an den Korrekturen zur Großen Wende — und gleichzeitig auf gepackten Rucksäcken, mit denen er und seine Frau zu Fuß vor der Roten Armee in den Westen fliehen werden. Die große Wende ist für uns Heutige ein drei­faches Dokument einer Epochenwende: Das Buch berichtet von einer vergangenen, ist entstanden inmitten einer anderen und nun in der jüngsten Wende neu zu lesen.

»Zu diesen Monaten, diesen Jahren möchte ich nichts mehr sagen. Das Lachen fiel uns immer schwerer, besonders als wir im Winter des 12. Februar 1945 vor den Russen, die in Goldberg und Wilkau einmarschierten, und vor dem Kampf um die ersten Gipfel unseres Vorgebirges fliehen mussten. Das Dorf Trupień [deutsch?], das im Wald südlich von Haasel liegt, wurde siebenmal gestürmt; einige der alten Leute verbrannten in Scheunen, andere starben vor den Bergen, und wir, meine Frau und ich, machten uns dann auf den Weg in den Wald, jeder mit einem Rucksack, und in den Rucksäcken befanden sich alle unsere Habseligkeiten: Brot, der Rest des Weihnachtsbratens und ein elender Haufen Unterwäsche. Alles blieb zurück: das Haus, der Hof, die Möbel und fünfzehntausend Bücher und Manuskripte.«

Was kann mit auf solch eine Flucht, was bleibt dem Flüchtling, wenn er ankommt, wo wenigstens ein Überleben gesichert ist? Will-Erich Peuckerts Nachlaß wird in der Niedersächsischen Landesbibliothek ver­wahrt, in einem Findbuch auf 180 Seiten gut erschlossen. Wie zu erwarten, sind fast alle Dokumente erst nach 1945 entstanden — unter »Persönliches« aber dürfen wir einen Einblick nehmen in das, was Peuckert an jenem Tag, als er sein Haus in Haasel verließ, um niemals wiederzukehren, im Ruck­sack verstaut hatte an Unentbehrlichem:48 Seine »Kennkarte«, ausgestellt in Goldberg, Schlesien, am 22. Mai 1941; ein einseitiges Testament vom 25. Oktober 1942; sein Reisetagebuch von Juni 1943 — eine Recherche in Krakau zur Kopernikus-Biographie, die in jenem Jahr entstand; Terminkalender für 1944 und 1945. Dazu Dokumente der Entrechtung: Die »Mitteilung über Entzug der Lehrbefugnis an der Universität« vom 13. Mai 1933, zwei »Gutachten« über Peuckert, vom NSDAP-Kreisleiter in Goldberg 1938 und vom NSDAP-Ortsgruppenführer in Prausnitz 1942. Schließlich flieht man in Deutschland nicht Hals über Kopf, sondern mit amtlicher »Erlaubnis zum Verlassen des Ortes Haasel«, ausgestellt vom Bürgermeister am 11. Februar 1945.

Haasel [»… wie Haasel niedergestürzt und ausgeplündert worden ist«49.]

Der Untergang von Sodom und Gomorrha, mit diesem Titel wurde ein Roman aus der Feder Peuckerts angekündigt als dritter Teil einer Trilogie namens Ostbauern, die nie veröffentlicht wurde und heute als undatiertes Typoskript von 224 Blättern, laut Findbuch entstanden »ca. 1946«, im Nachlaß in der Niedersächsischen Staats­bibliothek zu Göttingen ruht.50

Überlebt hat diesen Untergang das Haus des Volkskundlers in Haasel, allerdings in polnischem Besitz. »Leider«, so schreibt der polnische Autor Przemysław Wiater, »ver­legte der neue Besitzer die Bibliothek und das Archiv zunächst auf den Dachboden und brachte sie dann 1952 in einen nahe gelegenen Wald, aus Angst vor einem Feuer, das von Kindern gelegt werden könnte.« In diesem Wald verliert sich die Spur von Peuckerts geistiger Welt, die er in den Büchern seiner Bibliothek und dem, was er an Texten daraus destilliert hatte, materiell geworden war.

Karolina Kuszyk, die 1977 in Liegnitz Geborene, ist eine, der das Tabuisierte keine Ruhe läßt, bis sie es aufgehoben hat. Das Tabuisierte: Wie Polen in die Häuser der heimatvertriebenen Schlesier einzogen und von den zurückgelassenen Dingen übernahmen, was sie brauchen konnten, von Möbeln bis zu Küchengeschirr. Eine Leerstelle bleibt auch nach der Lektüre von In den Häusern der anderen: Von Bibliotheken und Büchern, die Deutsche in Schlesien massenhaft zurücklassen mußten, ist nicht die Rede. Wer schreibt einmal die Geschichte von diesen Büchern, worin Peuckerts Bibliothek von Haasel eine Schlüsselrolle einnehmen könnte?

Stand heute kann nicht einmal deren ungefähre Bandzahl ermittelt werden: Brigitte Bönisch-Brednich, die in Göttingen Zugang zu Peuckerts Nachlaß hatte, nennt ohne Quellenangabe die Zahl 11.000.51 Peuckert selbst spricht in seiner Fluchtgeschichte von »fünfzehntausend Büchern«, die er zurücklassen mußte. Und bei seinem Freund Gerhart Pohl ist es schließlich eine »Dreißigtausend-Bände-Bibliothek im ehemaligen Kuhstall des Bauernhäusels«.52

Im Nachlaß des Bibliotheksbesitzers werden dessen verzweifelte Rekonstruktions­versuche greifbar — in zwei Bücherverzeichnissen, in denen Peuckert wenigstens einen Teil des Verlorenen dokumentieren wollte, und in »Erklärungen« von Freunden »über Umfang und Wert der 1945 vernichteten Privatbibliothek W.-E. Peuckerts« aus den Jahren 1952 und 1953, als man sich in das Unvermeidliche des endgültigen Verlustes zu fügen begann und es nur noch um finanzielle Kompensationen ging.53

So ist die Bibliothek Peuckerts verloren und doch etwas davon gerettet — kondensiert in einem Jahrhundertwerk und seinen Fußnoten — in der Großen Wende, die er aus dem Fundus dessen schöpfte, was er zusammengetragen hat im ehemaligen Stall. Das Nachwort, niedergeschrieben »Haasel, Lichtmeß 1945«, also am 2. Februar, zeugt vom Drama des Untergangs in Schlesien: »Das Buch, das ich heute vorlege, ist ein Kind des Schmerzes und der Not. Begonnen wurde es in Wolfshauer Gesprächen 1938 [im Haus von Gerhart Pohl], in jenen kurzen Tagen, in denen der Münchener Pakt den Ausweg angedeutet zu haben schien; unterbrochen wurde die Niederschrift im Juli 1944, da sein Verfasser von der Arbeit am Lutherkapitel weg zum Schanzen in die Gräben an der Oder geholt wurde; die letzten Zeilen des Nachweises aber wurden in den Januartagen 1945 niedergeschrieben; neben dem Schreibtisch stehen die für die Flucht in den eisigen Winter gepackten Rucksäcke zweier in diesen Tagen alt gewordener Leute, und jeder Titel jedes Buches, der zitiert wird, ist ein Abschied­nehmen von dem Buche.«54

Neun Tage nach der Niederschrift dieser Zeilen war es unwiederbringlich soweit — Peuckert und seine Frau mußten, die Rucksäcke geschultert, Haasel verlassen; der Autor der Großen Wende mit diesen Gedanken im Gepäck: »Meine Untersuchung entstand aus einem inneren Zwange. Ihr Verfasser mußte sich Rechenschaft geben. Er mußte versuchen, in den Jahren, als die Grundpfeiler unserer Zeit zu wanken begannen, ›hinter den Vorhang zu schauen‹. Ein vergangenes Geschehen wurde zum Spiegel, in dem das Heute in seinen Grundzügen erkannt wurde.«55 Und — so kann man hinzufügen — dem Verfasser gelang es fast wie durch ein Wunder, dieses umfangreiche Manuskript durch das Chaos von Flucht und Kriegsende zu retten.

Vieles andere blieb ungerettet: Will-Erich Peuckerts erste Buchveröffentlichung, das Drama Passion aus dem Jahr 1919, liegt in einer »Fotokopie des Exemplars der Bayerischen Staatsbibliothek München« seinem Nachlaß bei.56 Mit Sicherheit dürfen wir daraus schließen, daß der Autor, der nach der Flucht nicht einmal mehr über seine selbstverfaßten Bücher verfügt hat, in München brieflich nachsuchte, um wieder in den Besitz wenigstens des Textes zu kommen, den er geschrieben hatte.

Etwas ging verloren, das nicht mehr aufgehoben werden kann. Es existiert nur noch in den rekonstruierenden Worten des Verfassers: »Das Manuskript des zweiten Bandes [der Volkskunde des Proletariats] ging infolge seiner [Peuckerts] Flucht aus Schlesien 1945 verloren«. Der erste Band »beschrieb den Weg des bäuerlichen Webers zum Fabrikler und zeigte, wie er dabei das ererbte volkstümliche Gut verlor.« Es ist ein Verlust an religio im Wortsinn, ein Zustand von Bindungslosigkeit und Areligiosität. »Der zweite Band versuchte zu zeigen, was als Gemeinschaftsgut sichtbar wird, Überkommenes und Neugebildetes.«57 Dieser Satz ist alles, was uns von diesem verschwundenen Werk geblieben ist.

Will-Erich Peuckert rettete sein Leben aus dem Untergang. Viel mehr nicht. Über­kommenes besaß er nur noch in seinen Erinnerungen und Sehnsüchten. Wie es ein berühmter Film dieser Zeit, die Feuerzangenbowle, formuliert: »Wahr sind die Erin­nerungen, die wir mit uns tragen; die Träume, die wir spinnen und die Sehnsüchte, die uns treiben.« Neues mußte sich erst bilden — fern der Heimat.

Wir brechen hier ab. Die schlesische Reise ist zu Ende. Für uns war es ein trauriger, aber doch gefahrloser Rückblick. Für die Schlesier wie Will-Erich Peuckert ist »Der Untergang« das Ende ihrer Heimat. Viele Schlesier haben das Jahr 1945 nicht über­lebt, die Überlebenden sind, wie Peuckert, fürs Leben gezeichnet. In der nächsten Folge von »Aufheben« werden wir seinen Lebens- und Denkweg »im Westen« weiter verfolgen.

Anmerkungen

  1. Will-Erich Peuckert: Gabalia. Ein Versuch zur Geschichte der magia naturalis im 16. bis 18. Jahr­hundert. Pansophie: Zweiter Teil. Berlin: Schmidt, 1967, S. 5. 

  2. Karolina Kuszyk: In den Häusern der anderen. Spuren deutscher Vergangenheit in Westpolen. Berlin: Links, 2022. — Polnisches Original: 2019: Poniemieckie. Wołowiec: Wydawnictwo Czarne, 2019. 

  3. Will-Erich Peuckert: Pansophie. Ein Versuch zur Geschichte der weißen und schwarzen magie. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Berlin: Schmidt, 1956, S. XIII (Vorwort von 1935). 

  4. Bruno Schier: Landes- und volkskundliche[n] Erinnerungen an das Isergebirge. In: Festschrift für Will-Erich Peuckert zum 60. Geburtstag dargebracht von Freunden und Schülern. Herausgegeben von Helmut Dölker. Berlin: Schmidt, 1955, S. 4–40, hier S. 4. 

  5. Ebd. S. 40. 

  6. Peuckert: Gabalia (1967), wie Anm. 1, S. 5. 

  7. Schier: Isergebirge (1955), wie Anm. 4, S. 4. 

  8. Peuckert: Gabalia (1967), wie Anm. 1, S. 5. 

  9. Johannes Praetorius: Daemonologia Rvbinzalii silesii, 1662; ders.: Des Rübezahls anderer Und zwar gantz frischer Hist. Theil, 1662; ders., Des Rübezahls dritter Und gantz Nagel-Neuer Hist. Theil, 1665. 

  10. Will-Erich Peuckert: Das Leben Jakob Böhmes. Jena: Diederichs, 1924. 

  11. Schier: Isergebirge (1955), wie Anm. 4, S. 20. — Nach einer anderen Quelle soll es dort auch Granate, Smaragde, Türkise geben. Ebd. S. 21. 

  12. Ebd. S. 23. 

  13. Ebd. S. 24f., nach: Will-Erich Peuckert: Walen und Venediger. Mitteilungen der Schlesischen Gesellschaft für Volkskunde 30 (1929), S. 234. 

  14. Will-Erich Peuckert: Sagen. Geburt und Antwort der mythischen Welt. Einführungsband zur Reihe Europäische Sagen. Berlin: Schmidt, 1965, S. 26f. mit Karte. 

  15. Ebd. S. 21. 

  16. Ebd. S. 100f. 

  17. Will-Erich Peuckert: Die Rosenkreutzer. Zur Geschichte einer Reformation. Jena: Diederichs, 1928 (Einleitung). 

  18. Will-Erich Peuckert: Deutscher Volksglaube des Spätmittelalters. Stuttgart: Spemann, 1942, S. 205. 

  19. In Peuckerts Nachlaß in der Niedersächsischen Landesbibliothek (siehe Link zum Findbuch im Text) liegen zwei Typoskripte: »Erinnerungen eines Zauberers« (86 Blätter), verzeichnet als »autobio­graphische Aufzeichnungen über die Jahre 1915–1945« und Erinnerungen an Schlesien (93 Blätter), verfaßt wohl in den 1960er Jahren: Nachlaß Will-Erich Peuckert. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen. Göttingen 2000, Cod. Ms. Peuckert D 13-14. 

  20. Abgesehen von den biographischen Beiträgen in der Gedenkschrift: Will-Erich Peuckert (1895-1969). Versuch einer Biographie. In: »Volkskunde ist Nachricht von jedem Teil des Volkes«. Will-Erich Peuckert zum 100. Geburtstag. Herausgegeben von Brigitte Bönisch-Brednich und Rolf-Wilhelm Brednich. Göttingen 1996 (Beiträge zur Volkskunde in Niedersachsen Band 12. Schriftenreihe der Volkskundlichen Kommission für Niedersachsen e.V.; 13). 

  21. Will-Erich Peuckert: Schlesische Volkskunde. Leipzig: Quelle & Meyer, 1928. 

  22. Heike Peetz: »Vom Schlesier und vom schlesischen Volk soll ich erzählen …«. Will-Erich Peuckert als Volkskundler und Literat. In: Peuckert zum 100. Geburtstag (1996), wie Anm. 20, S. 33–43, hier S. 34. 

  23. Ebd., S. 37. 

  24. Brigitte Bönisch-Brednich: Will-Erich Peuckert (1895-1969). Versuch einer Biographie. In: Peuckert zum 100. Geburtstag (1996), wie Anm. 20, S. 15–32, hier S. 16. 

  25. Ebd., S. 27. 

  26. Peetz: Schlesier (1996), wie Anm. 22, S. 42. 

  27. Peuckert: Schlesische Volkskunde (1928), wie Anm. 21, S. 168. 

  28. Peetz: Schlesier (1996), wie Anm. 22, S. 39. 

  29. Will-Erich Peuckert: Schwarzer Adler unterm Silbermond. Biographie der Landschaft Schlesien. Hamburg: Govertsm 1940, S. 110. 

  30. Will-Erich Peuckert: Schlesien. Biographie der Landschaft. Claassen, Hamburg 1950, S. 137. — Neuauflage von: Peuckert: Schwarzer Adler (1940), wie Anm. 29. 

  31. Peuckert: Schwarzer Adler (1940), wie Anm. 29, S. 356. 

  32. Przemysław Wiater: Zafascynowany magią [Fasziniert von Magie]. Will-Erich Peuckert (1895-1969) należał do niezwykłych postaci przyciąganych przez niezwykłe Góry Izerskie. [Eine der außergewöhn­lichen Persönlichkeiten, die vom außergewöhnlichen Isergebirge angezogen wurden ]. 2010. – https://www.goryizerskie.pl/?file=art&art_id=300

  33. Bezeichnend ein Dialog zwischen einem britischen Offizier, der im Sommer 1945 die Aussiedlung der Deutschen aus Schlesien organisieren sollte und Gerhart Pohl, Hauptmanns Sekretär: »›Wir sind befohlen, alle Deutschen aus Polen nach Deutsch­land zurückzubringen.‹ ›Dann müssen Sie an die polnische Grenze gehen. Hier sind Sie mitten in Deutschland.‹ ›Seit wann?‹ ›Seitdem es eine europäische Geschichte gibt — in jedem Fall seit acht Jahrhunderten.‹ Der Offizier lachte schallend. ›Alle Tafeln, Geschäfte, Lokale, Bahnhöfe, Zeitungen – alles, alles in polnischer Sprache.‹ ›Das Polnische ist nicht älter als die Farbe des Anstrichs.‹« Gerhart Pohl: Bin ich noch in meinem Haus? Die letzten Tage Gerhart Hauptmanns. Berlin, Stuttgart: Lettner 1953, ³1962, S. 83. 

  34. Gerhart Pohl: Der Buschprediger von Haasel. In: Festschrift für Will-Erich Peuckert zum 60. Geburtstag dargebracht von Freunden und Schülern. Herausgegeben von Helmut Dölker. Berlin: Schmidt, 1955, S. 1–3, hier S. 1. 

  35. Ebd. S. 2. 

  36. Will-Erich Peuckert: Die Sagen vom Berggeist Rübezahl. Jena: Diederichs, 1926. 

  37. Peuckert: Volksglaube (1942), wie Anm. 18, S. 7–9. 

  38. Ebd. S. 12. 

  39. Will-Erich Peuckert: Nikolaus Kopernikus. Der die Erde kreisen liess. Leipzig: List, 1943, S. 78. 

  40. Ebd. S. 85f. 

  41. Will-Erich Peuckert / Otto Lauffer: Volkskunde. Quellen und Forschungen seit 1930. Bern: Francke, 1951, S. 73. 

  42. Ebd. S. 73f. 

  43. Mythos und Moderne. Begriff und Bild einer Rekonstruktion. Herausgegeben von Karl Heinz Bohrer. Frankfurt am Main: SUhrkamp, 1983. 

  44. Peuckert: Volkskunde (1951), wie Anm. 41, S. 73f. 

  45. Theodor W. Adorno / Max Horkheimer: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente [1944]. Frankfurt am Main: Fischer, 2022, S. 10. 

  46. Johanna Moritz: Schwarze und Weiße Magie. Die Erforschung der paracelsischen und pansophischen Schriften des 15. bis 17. Jahrhunderts als Beitrag W.-E. Peuckerts zu einer volkskundlichen Geistesgeschichte. In: Peuckert zum 100. Geburtstag (1996), wie Anm. 20, S. 83–92, hier S. 83. 

  47. Peuckert: Pansophie (1956), wie Anm. 3, S. 290. 

  48. Nachlaß Peuckert (wie Anm. 19), Cod. Ms. Peuckert B 1-9. 

  49. Peuckert: Gabalia (1967), wie Anm. 1, S. 5. 

  50. Nachlaß Peuckert (wie Anm. 19), Cod. Ms. Peuckert D 36. 

  51. Bönisch-Brednich: Peuckert (1996), wie Anm. 24, S. 28. 

  52. Pohl: Buschprediger (1955), wie Anm. 34, S. 3. — Nicht einsehen konnte ich die »Erklärungen über Umfang und Wert der 1945 vernichteten Privatbibliothek W.-E. Peuckerts« aus den Jahren 1952/1953 in seinem Nachlaß: Nachlaß Peuckert (wie Anm. 19), Cod. Ms. Peuckert B 12. 

  53. Nachlaß Peuckert (wie Anm. 19), Cod. Ms. Peuckert B 10-12. 

  54. Will-Erich Peuckert: Die große Wende. Das apokalyptische Saeculum und Luther. Geistesgeschichte und Volkskunde. Hamburg: Claassen & Goverts, 1948, S. 647. 

  55. Ebd. 

  56. Nachlaß Peuckert (wie Anm. 19), Cod. Ms. Peuckert C 1. 

  57. Peuckert: Volkskunde (1951), wie Anm. 41, S. 12.