Seit der unseligen Corona-Maßnahmenzeit ist das Thema der »gesellschaftlichen Spaltung« in aller Munde: So oft vor ihr gewarnt wird, so oft soll sie geheilt werden. Wobei es so etwas wie einen Konsens gibt, der von den mit Zwangsgebühren finanzierten Medien und den sich für staatstragend haltenden Parteien gesellschaftlich in Umlauf gebracht wird: die Spaltung kommt »von rechts«, und daher will man »klare Haltung gegen die Spaltung« — also »gegen rechts«.
Auf diese Weise verlieren natürlich die Wörter »rechts« und »Haltung« jeden analytischen Wert und werden zu politischen Kampfbegriffen, die alleine noch der Feindmarkierung und zugleich der moralischen Selbstbestätigung dienen: Wer gegen den Corona-Maßnahmenstaat war und ist — ist »rechts«; wer gegen die Gegner des Corona-Maßnahmenstaates ist — »zeigt Haltung«. Wer für Trump ist — ist »rechts«; wer für Biden ist — »zeigt Haltung«. Wer die Erzählung vom menschengemachten Klimawandel für Unfug hält — ist »rechts«; wer statt dessen ein E-Auto kauft, kein Fleisch mehr ißt und seine Kinder in einem kindswohlgefährdenden Lastenfahrrad herumfährt — »zeigt Haltung«. Wer die AfD für eine demokratische Partei hält — ist mindestens »rechts«; wer dagegen an Anti-AfD-Demonstrationen teilnimmt, Nancy Faesers Verbotsdrang zu schätzen weiß und Haldenwang für einen vorbildlichen Beamten hält — »zeigt Haltung«. Und so weiter und so fort.
Der Trick bei der Sache ist so offenkundig wie wirkungsvoll: Die Feindmarkierung dient der Ausschaltung des politischen Gegners. Vorbei die Zeiten, die als »gesichert demokratisch« gelten durften und in denen die politischen Gegensätze argumentativ ausgetragen werden mußten, auf Podiumsdiskussionen, in Fernsehsendungen und im Radio, per Flugblatt und in Zeitungen, die eine unterschiedliche politische Richtung verfolgten. Jetzt genügt die Feindmarkierung »rechts«, um den Markierer von der Last des Arguments zu befreien und den Markierten ins Aufmerksamkeitsnirvana zu verfrachten, wo sich für ihn höchstens noch die Beamten des Staatsschutzes interessieren.
Daß das ein schmutziges Spiel ist, ist klar. Daß es keineswegs nur in der Hauptstadt gespielt wird, sondern auch in der Provinz, ist das Thema dieser Folge der »Heimatkunde«.
Wir sehen hier im heimatlichen Umfeld Petra Rietzler, die sich im Coronajahr 2021 vergebens für die SPD um einen Sitz im baden-württembergischen Landtag bemühte, dafür heuer aber sich für die SPD um ein Mandat als Stadtrat von Konstanz bewirbt und außerdem noch Mitglied im Landeselternbeirat von Baden-Württemberg ist. Das alles wäre so unerheblich, wie die SPD als Partei inzwischen unerheblich ist, wenn Frau Rietzler nicht in der Corona-Maßnahmenzeit mit Aplomb auf das Haltungspferd aufgesprungen wäre.
Ihr Ritt begann im Sommer 2020. Damals schrieb sie auf Twitter/X einen Tweet, in dem sie auf die ersten sich zaghaft auch in der Provinz meldenden Proteste gegen den sich abzeichnenden Maßnahmenstaat nicht nur mit einer lahmen Witzelei, sondern auch mit der von ihrer Parteichefin Saskia Esken übernommenen öffentlichen Beleidigung reagierte: Durch die Protestierer, so schlagfertigte Rietzler, könnte sie ja womöglich angesteckt werden, weshalb sie schnell die Flucht ergreife. Was sie nicht hinderte, ebenso schnell noch den Hashtag »#Covidioten« als Gesinnungsduftspur zu hinterlassen.
Wer vermutet, daß das auf eine affirmative Haltung zu den verfügten Maßnahmen schließen läßt, vermutet richtig:
Und wer vermutet, daß diese brave Affirmation durch keine eigene Befassung mit der Sache (jedenfalls keine in Rietzlers Medienaktivitäten sich niederschlagende) getrübt ist, auch der vermutet richtig: Frau Rietzler ersetzt die Mühen der Sachklärung durch die Herbeizitierung einer vermeintlichen Autorität vom Schlage eines Drosten, bei dem vieles fragwürdig ist, eines aber nicht: seine expertistische Anpassungsfähigkeit an das von der Regierung je nach Lage gerade Gewollte.
Zu dem Zeitpunkt im September 2020, da Frau Rietzler sich das Denken von Drosten abnehmen ließ, hätte sie — wenn sie denn gewollt hätte, aber sie hat ja nicht — längst wissen können, daß es mit den von amtlichen und Regierungsstellen verbreiteten Horrorbildern, Horrorzahlen und Horrormaßnahmen ein Problem gibt: Sie stimmten mit der Realität des Virus und mit seinem Schadenspotential zu keinem Zeitpunkt überein. Man hätte dazu nur die Interviews mit einer wirklichen medizinischen Kapazität wie John Ioannidis anschauen müssen, die seit dem Frühjahr 2020 im Internet verfügbar waren. Ganz zu schweigen von den reichhaltigen Informationsmöglichkeiten, die von den freien Medien ebenfalls in rascher Folge seit dem Frühjahr 2020 bereitgestellt wurden und eine Bandbreite in der Problemanalyse boten, die in den zwangsfinanzierten Medien und im Berliner Politzirkus tunlichst ignoriert wurde (hier ein Beispiel; hier noch eines).
Statt dessen beschwerte sich Frau Rietzler im baden-württembergischen Landtagswahlkampf 2021 öffentlich lieber darüber, daß sie es mit »Querdenkern« zu tun bekam, die keine »Maske« trugen:
Dazu mußte sie freilich ausblenden — sei es aus wirklicher Unwissenheit, sei es aus wahltaktischer Ignoranz —, daß der von ihr so gerne zitierte Drosten im Januar 2020 noch getönt hatte, daß die Maskentragerei das Atemwegsvirus nicht aufhalten würde. In diesem Punkt hatte er ausnahmsweise mal Recht, aber das war für Frau Rietzler nicht wichtig.
Wichtig war ihr, auf Parteilinie zu bleiben, und das hieß damals: Masken tragen, Lockdown befürworten:
Und es hieß, die harten Schulschließungen zu verteidigen, auch wenn diese schon ein Jahr dauerten und bei den Kindern und jungen Menschen zu diesem Zeitpunkt bereits unendlich viel Leid verursacht hatten, nicht anders als die Wegschließung der alten Menschen in den Senioren- und Pflegeheimen. Das alles focht Frau Rietzler nicht an, sie blieb hart und nutzte die Lage in vorhersehbarer Weise für parteipolitische Keilereien in Richtung CDU und damaliger CDU-Kultusministerin:
Als dann endlich die lange angekündigte und von Medien und Politik hochgejazzte Befreiung von allen Kalamitäten in Form einer nur bedingt zugelassenen und experimentellen Gen-Injektion kam, war Frau Rietzler natürlich ganz vorne mit dabei. Und sparte bei dieser Gelegenheit nicht mit einem Hieb in Richtung derer, die von den modRNA-Injektionen damals schon wußten, was Frau Rietzler wahrscheinlich heute noch nicht weiß, und, sollte sie es dank der neuesten Volten ihres Parteimannes Lauterbach und dank der inzwischen halbwegs zugänglichen RKI-Files wissen, lieber verdrängen wird: daß es sich um eine unter Experten von Beginn an umstrittene und alles in allem medizinisch sinnlose und gefährliche Maßnahme handelte.
Statt dessen meinte unsere SPD-Frau in schönster Bescheidwissermanier im August 2021, sie könne alle Bedenken einfach wegwischen, indem sie nachsprach, was andere in den Medien ihr autoritativ oder autoritär vorgesagt hatten: daß »wir« mittlerweile »genug Erfahrung« mit den »Impfungen« hätten.
Tatsächlich gab es zu diesem Zeitpunkt nichts, was man realistischerweise und wahrheitsgemäß »genug Erfahrung mit der Impfung« hätte nennen können. Jedenfalls nicht, wenn man unter »Erfahrung« mehr versteht als das, was Pfizer in seiner Zulassungsstudie real gemacht hatte: eine Verum- und eine Placebogruppe nur wenige Wochen zu beobachten, um unter Anwendung von allerlei Tricks und Manipulationen an den Testgruppen und an den Statistiken eine Wirksamkeit von 95 Prozent zu behaupten.
Frau Rietzler blieb in diesen Dingen lieber ahnungslos und schlug sich, auch hier die gute Parteisoldatin, in der im Herbst 2021 Fahrt aufnehmenden Debatte um den Impfzwang auf die Seite der Zwangsimpfer:
Und warum das? Auch hier kein Nachdenken, keine Debatte, keine Vorsicht, sondern nichts als die Wiederholung der damals kurrenten Phrase, daß sich die »Impfung« sozusagen als Summe aus Wissenschaft und Solidarität ergebe:
Damit freilich nicht genug. Im Kontext dieser Debatte wiederholte sie, was sie schon während des Lockdowns als Mutter und Landeselternbeiratsmitglied für unproblematisch gehalten hatte: daß man mit den Kindern und Jugendlichen so umspringen dürfe und müsse wie mit den Erwachsenen. Und das hieß jetzt: neben dem Einsperren und Maskentragen auch Kinderimpfen.
Gestört gefühlt hat sich Frau Rietzler in ihrer braven Folgsamkeit erst wieder durch die »Spaziergänger«, die Fragen hatten und öffentlich zeigen wollten, daß sie Fragen hatten und nicht bereit waren, dem Maßnahmenstaat auf den Leim zu gehen. Was tat da Frau Rietzler? Sie schlüpfte in die Rolle eines Staatsschutzagenten und machte sich ans »Beobachten«:
Dabei legte sie einen erstaunlichen dokumentarischen Aktivismus an den Tag und scheute sich nicht, Photos von den Spaziergängern zu machen und mit kenntlichen Gesichtern ins Netz zu stellen, ganz so, als würde es das Recht am eigenen Bild gar nicht gegeben. Dieses Recht verbietet es jedenfalls, andere Menschen ungefragt aufs Photo und dann ins Netz zu bringen, schon gar, wenn die Erkennbarkeit der ungefragt Abgelichteten die Intention des Photographen ist. Die photographierende Rietzler sollte dieses Problem gelegentlich mal mit ihrem Anwalt besprechen. Hier jedenfalls das Ergebnis ihrer Agententätigkeit — mit von mir unkenntlich gemachten Gesichtern:
Wie ernst es der Dame mit ihrem Feldzug gegen Andersmeiner war, dokumentierte sie schließlich dadurch, daß sie wie schon zur Maskenzeit die Mutterrolle ausspielte und sich nicht scheute, eine ihrer Töchter in die Debatte um die Zwangsimpfung hineinzuziehen. Nach dem Motto: Gefühl geht immer, Muttergefühl geht noch mehr; und die Tochter wird schon wissen, was sie an der Mutter hat. Nämlich dies hier:
Der Leser darf sich an dieser Stelle ermüdet zurücklehnen und zurückschauen. Er hat einen Blick in die Abgründe der deutschen Provinz getan, in der das dort beheimatete Personal in derselben Weise wie in Berlin und sonstwo davon tönt, daß die Spaltung des Landes überwunden werden soll. Aber schaut man sich dann genauer an, wie dieses Personal sich die Überwindung der Spaltung vorstellt, stellt man immer wieder fest, daß der Trick darin besteht, die Spaltung durch eine Radikalspaltung zu überwinden, nämlich durch die Feindmarkierung des politischen Gegners: Er wird mit dem verbalen Kantholz nicht nur aus dem Debattenraum geprügelt, sondern am besten medial vernichtet. Auf daß nur eines noch übrigbleibe: die vermeintlich aufrecht-linke Gesinnung.
Es wundert nach alldem nicht, daß das Provinzpersonal dem Hauptstadtpersonal nicht nur das Spalten und realitätslos-wahrheitswidrige Behaupten nachmacht, sondern sich nach dem Vorbild der Gutenbergs, Schavans, Giffeys und Baerbocks auch im lebenslaufaufhübschenden Flunkern übt. Frau Rietzler jedenfalls rühmt sich auf ihrer persönlichen Website damit, sie sei »Mitarbeiterin an der Universität Konstanz, Fachbereich Politik- und Verwaltungswissenschaft, Arbeitsgruppe Prof. Dr. A. Hoeffler«. Hier gerne noch das dazugehörige Bildschirmphoto:
Das suggeriert, sie sei so etwas wie eine wissenschaftliche Mitarbeiterin. Das ist sie nicht. Ihre Partei, die SPD, weiß es inzwischen besser und verrät, was sich hinter der »Mitarbeiterin an der Universität Konstanz« in Wahrheit verbirgt: eine Fremdsprachensekretärin. Das übersetzen wir: Sie ist die Sekretärin einer Professorin.
Mein Rat: Noch ein bißchen für Konsistenz in den im Netz verteilten Lebensläufen sorgen und das nächste Mal, wenn man wieder auf Verfassungsschutz macht und andere Menschen wegen ihrer abweichenden Meinung im Netz mit ungefragt aufgenommenen Photos bloßzustellen versucht — vorher eine rechtskundige Person fragen, was sie von dieser Idee hält. Und immer schön daran denken: Nicht alles, was die mit Zwangsgebühren finanzierten Medien von sich geben, ist die Wahrheit; und nicht alles, was man mit seiner umstrittenen linken Gesinnung für richtig hält, ist in einem Rechtsstaat auch Recht. Und die Wahrheit ist es sowieso nicht.