Als vor 5.000 Jahren in Sumer im Zweistromland, der unwahrscheinlichst denkbaren Hochkultur in unwirtlicher Steppe (Eden1), die ersten Städte und damit arbeitsteilige Strukturen entstanden, zeigte es sich, daß der Bauernstand die natürliche Lebensform ist — und die städtisch-verwaltende eine unnatürliche, ja geradezu hilfsbedürftige. Für den aufkommenden Stand der Verwaltungsbeamten mußte eine Ausnahmeregelung erfunden werden — sie waren vom Landbau und mithin von der Selbstversorgung freigestellt; man einigte sich darauf, diese nicht landbauenden und nicht erzeugenden Spezialisten, oftmals Schreiber in den Tempelverwaltungen, mitzuversorgen.
Wagen wir den Zeitsprung in unsere Gegenwart, erleben wir, wie Progressive in Jubelarien ausbrechen, wenn neueste Zahlen verkünden, die Hälfte der Menschheit lebe in Städten. Gleichzeitig verfallen die Fortschrittler in Hysterie, sobald ein Zeitgenosse Kritik am zersetzenden Potential städtischer Lebensform vorbringt. Wer das noch halbwegs ungestraft durfte, war Rainer Maria Fassbinder in seiner Döblin-Verfilmung Berlin Alexanderplatz.2 Alle heutigen Stadtkritiker werden als Kulturpessimisten, Fortschrittsfeinde und rechtsextreme Demokratiegefährder »eingeordnet«. »Großstadtfeindlichkeit«3 ist dabei Anklage- und Verurteilungs-Chiffre zugleich. Warum?
[Beschäftigung nach Sektoren in Deutschland von 1846 bis 2022 (1945 bis 1990: nur Westdeutschland). Grün: Primärsektor. Blau: Sekundärsektor. Gelb: Tertiärsektor. Schwarz: Arbeitslosigkeit. Quelle: Theoprakt, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons]
»Entwicklung« nur ohne Landwirtschaft
Im Lehrgebäude der Volkswirtschaft ist Arbeit in drei »Sektoren« unterteilt: Als »primär« gilt die »Urproduktion«, also der »Agrarsektor« aus Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei. »In entwickelten Volkswirtschaften« spiele laut »VWL Basiswissen für Nicht-Ökonom_innen« (kein Tippfehler) aus der FU Berlin heute die Landwirtschaft aber »nur noch eine kleine Rolle«, während sie »in vielen Entwicklungsländern« »weitaus bedeutender« sei.
Diese Feststellung läßt in ihrer teleologischen Zuspitzung an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: die (angestrebte) Entwicklung, der Fortschritt, der von Progressiven betrieben wird, strebt weg vom Primären, von der Urproduktion, vom Landbau. Wo strebt er hin? Zum Sekundärsektor, welcher »die Vorleistungsgüter der Urproduktion weiterverarbeitet«, worunter die Güterproduktion des »verarbeitenden Gewerbes« in zwei Spielarten rechnet, jene der industriellen Produktion und jene des Handwerks. Und die Krone des Progressiven: der »Tertiärsektor« als »Dienstleistungssektor«. Die »Ökonom_innen« der FU Berlin verstehen darunter »eine Vielzahl von Produkten, die alle die Eigenschaft besitzen, physisch nicht greifbar zu sein«. Als Beispiele werden genannt: »ein Haarschnitt beim Friseur« oder »die Leistungen einer Unternehmensberatung«, letzteres ein Musterbeispiel für Graebers Bullshit-Jobs. (Warum die Handwerke des Körpers, zu denen der Friseurberuf zählt, die physischer gar nicht sein könnten, physisch nicht »greifbar« sein sollen, bleibt rätselhaft.)
Allerdings ist die Frage, bis zu welcher kritischen Größe eine verkonsumierende Stadtbevölkerung in Relation zu einer Lebensmittel erzeugenden Landbevölkerung ein vernünftiges Gleichgewicht zuläßt, keine Frage wirtschaftswissenschaftlicher Erwünschbarkeiten, sondern Überlebensnotwendigkeit. Zur Schulzeit dessen, der diese Zeilen schreibt, galten Landwirtschaft und Fischerei als Primärsektor auf einer breiten Basis als Voraussetzung dafür, daß der sekundäre und tertiäre Sektor überhaupt ent- und bestehen können, weil die Lebensmittel erzeugenden Landleute sie miternährten. Inzwischen steht die Pyramide Kopf, den primären Sektor im Mengensinne bildet die sogenannte Wissensgesellschaft: 34,6 Millionen Wissenden und Dienstleistern stehen 8,1 Millionen Produzierende gegenüber und nur 875.900 Beschäftigte in der Landwirtschaft, davon 398.000 Familienarbeitskräfte — Tendenz: stark sinkend.
Wie konnte es mit dem Bauerntum so weit bergab gehen, daß es nur noch in »Entwicklungsländern« als rentabel gilt und seine letzten Vertreter im »Wertewesten« mit dem Rücken zur Wand gegen globalistische Kraken wie EU und WEF einen ungleichen Kampf um ihre schiere Existenz führen müssen, dabei von der politmedialen Kartellclique nicht nur nicht unterstützt, sondern beschimpft und ausgegrenzt — am Vorabend des Gedenkjahres »500 Jahre Bauernkrieg 1525«, einem deutschen Erinnerungsort4 par excellence?
In mehreren Schritten wollen wir die Bindungskraft des Bauerntums beleuchten, ausgehend von einer Betrachtung Wilhelm Stapels und ein Jahrhundert rückgreifend auf Wilhelm Heinrich Riehl, dem gegenwärtigen Epochenbruch nachspürend und stets geleitet von der Frage, wer Interesse hat, diese Bindungskraft aufzulösen.
[In Städten und Ballungsräumen hat Grün ausgedient, es gibt dort praktisch niemanden mehr, der im »Primären Sektor«, vulgo: Landwirtschaft, beschäftigt ist. Urbanität heute heißt: Drei von vier Beschäftigten sind »tertiär« tätig, als »Dienstleister«. Der Vierte arbeitet in der »Produktion«. (Diese Feststellungen betreffen die Lage im Jahr 1997; grün ist seither politisch gewachsen und ansonsten real fast verschwunden.). Quelle: Maximilian Dörrbecker via Wikipedia.]
Der Bauernstand wird abgeschafft — eine Hypothese entlang Wilhelm Stapels Bestandsaufnahme aus dem Jahr 1941
Eine der letzten Bestandsaufnahmen des Bauernstandes vor seiner Abschaffung stammt aus der scharfen Feder von Wilhelm Stapel, einem Hamburger Publizisten der konservativen Revolution. Geboren 1882 als Uhrmachersohn und Protestant, reüssiert Stapel als Buchhändler und Kunsthistoriker, als Journalist und Publizist. Dargelegt ist Stapels Bestandsaufnahme in seiner Betrachtung Die drei Stände, angelegt als »Versuch einer Morphologie des deutschen Volkes«.5
Zu dem Zeitpunkt, als die Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg dieses Werk auf den Markt bringt, 1941, herrscht Krieg und der Verfasser, ein Nationalsozialist früher Prägung, der niemals Parteimitglied war, ist bei den Machthabern längst in Ungnade gefallen, nachdem er — so der protestantische Theologe Oliver Schmalz in der Neuen Deutschen Biographie — »in Konflikt mit neuheidnischen Kräften« geraten war, »die das von ihm agitierte Miteinander von Christentum und dt. [deutschem] Volkstum bekämpften«.
Im Vorwort seiner Ständelehre berichtet Stapel, er hätte in den Märztagen 1920, als der Kapp-Putsch durch einen Generalstreik niedergeschlagen wurde,6 einen Arbeiterführer immerzu »Arbeiter!« brüllen hören. In diesen Tagen des Chaos und der Auflösung aller Dinge stand dem Publizisten, so sagt er, plötzlich die Gesamtheit des Volkes in seiner Schichtung vor Augen, die nur ein organisches Ganzes sein könne: der Bauer, der Bürger, der Werker — in dieser Reihenfolge.
Die drei Stände landeten nicht — wie andere Werke Stapels — auf dem DDR-Index auszusondernder Literatur; ihr Autor verfügt über einen Eintrag in der Neuen Deutschen Biographie, der noch 2013 weitgehend frei von denunziatorischer Ideologiekritik ist; das Deutsche Literaturarchiv Marbach, das Stapels umfangreichen Nachlaß verwahrt, publizierte 1985 einen instruktiven Beitrag zu Stapels »Aufstand der Landschaft gegen Berlin«.7
[Quelle: Jürgen Schmid.]
Mit Ausnahme von Stapels Parzival-Übertragung, die 1980, 26 Jahre nach seinem Tod, bei Langen Müller wiederaufgelegt wurde und 1996 noch einmal bei Ullstein, ist im Mainstream schon lange nichts mehr von ihm verfügbar. Neueditionen und eine Biographie bietet hingegen Arnshaugk, ein Thüringer Verlag, der sich auch um die Werkausgabe von Hans-Dietrich Sander verdient macht. Bisher sind dort Die drei Stände noch nicht neu erschienen; sie können antiquarisch erworben werden.8
Im Jahr 2025 kann Stapels Bestandsaufnahme des Menschentypus Bauer gar nicht anders gelesen werden als vor dem Tatsachenbefund, daß es diesen Typus kaum mehr gibt. Der Bauernstand ist aber im »Strukturwandel« nicht organisch anderen Beschäftigungsarten gewichen, insbesondere der Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft, sondern seine Art des Landbaus und Wirtschaftens wurde vorsätzlich zerstört und der Bauer als selbständig wirtschaftende Größe abgeschafft. Wer hat Interesse, den Bauernstand zu beseitigen? Versuchen wir diese Frage zu beantworten entlang der Charakterisierung des Bauern durch Wilhelm Stapel.
FAQ9
Wie viel verdienen Landwirte? Durchschnittliches Jahresgehalt 33.200 €, Monatsgehalt 2.767 €, Stundenlohn 17 €.
Was ist das größte Problem in der Landwirtschaft? Die Auswirkungen des Klimawandels.
Wie lange darf ein Bauer Lärm machen? Von 22 bis 6 Uhr herrscht Nachtruhe. An Sonn- und Feiertagen dürfen lärmintensive Arbeiten nicht ausgeführt werden.
»Langsam geht der Bauer«
Heute dies, morgen das, »Menschen, die alle Augenblick etwas Neues aufbringen, sind ihm verdächtig«. Aktivismus, Aktionsismus gar, sind dem Bauer abhold. »In der Ruhe liegt die Kraft«, sagte mein Großvater. Und mit der Kraft gilt es hauszuhalten: man »wirft sich ohne Not nie ganz in eine Sache«.10
Der Bauer ist »Wirklichkeitsmensch«
Er hält sich an das, »was ihn angeht«, »seine Welt ist das Handgreifliche«. »Abstraktion« ist der Bauer »abgeneigt«, »allem, was räumlich und zeitlich fern liegt«.11 Als Wirklichkeitsmensch ist er »unpolitisch«: »Die Polis betreibt Politik, der Bauer nicht. Dieser treibt Landnahme.«12
Das Land, das man der nächsten Generation weitergibt, ist nicht ein austauschbares, schon gar kein Abstraktum und auch keine Pluralmöglichkeit (»Heimaten«), sondern einmalig und einzig: Bruce Chatwin beschreibt in den Traumpfaden, wie »eine Aborigine-Mutter, wenn sie bei ihrem Kind die ersten Sprechversuche bemerke, ihm die Dinge des jeweiligen Landes in die Hand gebe: Blätter, Früchte, Insekten und so weiter. Das Kind an der Brust seiner Mutter wird mit dem Ding spielen, zu ihm sprechen, seine Zähne an ihm erproben, seinen Namen wiederholen«. So lernt das Kind seine Muttersprache, es wird in seine Heimat hineinsozialisiert: »Sie geben ihren Kindern das Land.« Das so gewonnene, in (Wissens)Besitz genommene Land ist nicht austauschbar: Während ein solches Aborigine-Kind in sehr frühem Alter in seinem Land selbständig überleben könnte, würde es — per feministischem Ortskräftetransfer in einen bestdeutschen Wald transferiert und dort sich selbst überlassen — zugrunde gehen. Und wenn man noch vor zwanzig Jahren ernüchtert konstatieren mußte, daß es kein Bauernland als Kulturlandschaft mehr gäbe, sondern nur noch eine seelenlose Traktorensteppe, so ist dieses Problem nun bald auch gelöst: Wenn es nach grünen Maßgaben weitergeht, frißt die Energiewende mit ihrem Hunger nach Solarfeldern auch noch die industrialisierte Agrarwüste weg, die schon ohne Solarplatten überwiegend von Maismonokulturen zum Biogasen durch »Energiewirte« mißbraucht wird.
Die Welt des Bauern »ist durchdrungen von einer hintersinnlichen Welt«13
Die Entfremdung vom Hintersinnigen hat Methode, ein Flurumgang für Solarfelder oder Maisplantagen, die zu Biogas werden sollen, hätte keinen Sinn. »›Höhere Zwecke‹ sind dem Bauern eine ärgerliche Sache«; damit versuche der Städter den Landmann vor seinen Karren zu spannen.14 Der Landmann denkt dabei durchaus materiell, aber stets im engen Rahmen des Eigenen, des Hofes, der ihn ernährt: »Der Bauer geht nicht ›spazieren‹, sondern er geht die Felder oder die Tiere besehn.«15 Einen materialistischen Nihilismus aber, wie er (nicht nur) von Franz Werfel 1946 den beiden Seiten der gleichen Medaille, dem sowjetischen Sozialismus und dem amerikanischen Kapitalismus attestiert wurde, kennt er wesensmäßig nicht.
[Quelle: Jürgen Schmid.]
Der Bauer ist ein tiefgläubiger Mensch
»Natur« ist für den Bauern nichts Ästhetisches, nichts lieblich Anzuschauendes, kein »Genuß«, es herrschen »Mächte, die ihm hold oder unhold sind«.16 Seit Anbeginn der ackerbauenden Menschheit lebt der Landmann in engstem Einvernehmen mit diesen Mächten, seit jeher ist er auf den Schutz vor Unbilden durch Geister und Gottheiten angewiesen. Bäuerlicher Glaube ist ein handfester Glaube: »Man geht nicht zur Kirche, um sich durch eine Predigt ›geistig anregen‹ zu lassen, sondern um sich den Segen dessen zu holen, der Herr aller Mächte, der der Allmächtige ist.«17 Jeder wirkliche Landwirt hatte noch bis in Zeiten fortgeschrittener Agrartechnisierung dieses Schutzbedürfnis, für ihn ist »die Gottheit« stets »die übermenschliche helfende Macht«,18 erst der Solarwirt bedarf dessen nicht mehr, er glaubt an die Sonne, die keine Rechnung schickt.
Peter Dörfler schildert in seinem autobiographischen Roman Als Mutter noch lebte. Aus einer Kindheit (1912) fürs Allgäu am Ausgang des 19. Jahrhunderts, wie in der Bauernstube jene Hofbewohner, die den sonntäglichen Kirchgang nicht angetreten hatten, Kranke, Alte, Mägde, Kleinkinder, beim Wandlungsläuten auf dem Boden knien und sich bekreuzigen; desgleichen liest man in Adalbert Stifters Bergkristall, als die Rettungsmannschaft auf dem Berg die Glocken der Heilignachtmesse hört und alle auf die Knie fallen; und auch in Giovannino Guareschi Don Camillo, als das Dorf eines Hochwassers wegen evakuiert ist, kniet alles, Männer setzen die Hüte ab, wenn der Priester, der als einziger zurückblieb im Dorf, die Messe feiert. Es ist jene Haltung, welche Martin Mosebach in der »Häresie der Formlosigkeit« mit den Worten charakterisiert, man glaube auf den Knien, oder gar nicht.
Im Bauernhaus ist der Herrgottswinkel Zentralpunkt der Stube, unter dem Kreuz versammelt sich die Familie am Tisch; an Wandschmuck sieht man Bilddrucke der Heiligen Familie, vom Herzen Jesu oder die Muttergottes. Ein schwäbischer Ortschronist, Bauersohn des Jahrgangs 1939, hinterließ in seinem Nachlaß Bücher, welche belegen, wie sehr in seinem Elternhaus der Glaube des Christenmenschen und Familientradition hochgehalten wurden — und die Weitergabe von beidem von Generation zu Generation: Ein zerlesener Katechismus, »aus den Jahren 1900 bis 1920 stammend, erhalten von Tante M. als wertvolles Andenken u.[nd] Einblick für die Nachwelt über frühere gründliche Religionslehre«. Hier zeigt sich »die Familie als jene Instanz«, der es am besten gelingt, »Überzeugungen zu tradieren«, »sittliche Verhaltensweise weiterzuvermitteln« und damit einen wesentlichen Beitrag dazu zu leisten, »Traditionszusammenhänge zu bewahren«.19 In Ehren gehalten wird in diesem Sinne zeitlebens ein Führer zu Gott, Geschenk »zu Weihnachten 1950« vom »Firmpaten M. S.«, dazu der Schott, das Meßbuch der katholischen Kirche mit Widmung: »L. B. zum Andenken an Großvater G. G. / 1952«. Wie sehr die bäuerliche Bevölkerung im Rhythmus des Kirchenjahres lebt, bezeugen der Katholische Familien-Kalender für das schaffende Volk in Stadt und Land, für die Jahre 1937 bis 1941 ins Haus gekommen, und eine Heiligen-Legende mit Bild und Leben eines Heiligen für jeden Tag des Jahres.
Der Bauer konsumiert kaum (oder gar nicht)
Einen solchen Konsumverweigerer mußte das fordistische Wirtschaftswachstumssystem ersetzen durch Konsumenten, die Geld, (Frei)Zeit und Frustpotential genug haben, um sinnlose »Produkte« in ausreichender Quantität zu shoppen und damit das System am Laufen zu halten. Massenproduktion braucht Konsumentenmassen, keine selbstgenügsamen Bauern, die nicht — wie es im Fordismus vorgesehen ist — mit Konsumplacebos »ruhig gestellt« werden können.
Kartoffeln, die zur Erntezeit von den Traktorhängern purzelten, sammelte er [mein Vater] auf, um sie wenigstens noch für die Hühner zu dämpfen. Meine Mutter blaffte ihn an, als er mit einer großen Kohlrübe ankam, die er gleichfalls irgendwo aufgesammelt hatte: Gibt doch einen klasse Eintopf, sollte man nicht wegschmeißen, ’ne Kohlrübe. (Heino Bosselmann: Kleine Verhältnisse)
Der Bauer hat keine »Freizeit«
Im fordistischen Sinne wird Freizeit verstanden als Komplementärzeit zur Arbeitszeit, in der der Verbraucher genannte Mensch den in seiner Arbeitszeit erwirtschafteten Mehrwert verkonsumiert in wirtschaftsantreibender Weise (wie beschrieben). Dem ist die traditionelle bäuerliche Welt entzogen: »Der Gottesdienst ist Erholung: man holt sich den Segen des Allmächtigen«, in »ruhende[r] Geborgenheit«, im »Kirchenstuhl« sitzend, manchmal dösend, »friedlich im Schutz des Höchsten«.20 Wer die Zeiten, in denen er nicht arbeitet, in einer religiös grundierten »hintersinnigen« Kontemplation (idealiter) verbringt, entzieht sich total(itär)er Politisierung und Propaganda.
[Quelle: Jürgen Schmid.]
Der Bauer produziert gesunde und regional verhandelte Lebensmittel
Konzentrationsbestrebungen hin zu global agierenden »Lebensmittel«-Konzernen be- und verhindert solch bäuerliche Wirtschaftsweise. (Gespannt darf man sein, was der Kennedy-Plan zur Eindämmung dieser »Lebensmittel«-Mafia als alternative Form einer gesünderen Lebensmittelproduktion in petto hat; es wäre eine klassische journalistische Aufgabe, dieser Frage nachzugehen.)
Der Bauer ist seßhaft und ortsbeständig
»Alles Bäuerliche ist ›nestgebunden‹.«21 So ist der Landmann ein Träger von Kontinuität am Ort und eignet sich nicht für die Auflösung aller Bindungen in ein fluides Anywhere-Dasein des Digital-Native-Nomaden. Genau diese Freisetzung aber ist Ziel einer Menschen steuernden und vernutzenden postdemokratischen Politik.
»Die Geschlechter der Menschen gehn vorüber, der Hof bleibt«, solches ist (war) bäuerliches Credo durch alle Zeiten, von Generation zu Generation: »Das spätere Leben haust im vorgelebten Leben fort«, es »wohnt in den alten Räumen«, es »baut den alten Acker«.22
»Der Bauer ist der Mann der Heimat«
»Was er ›baut‹: Hof und Acker, Weide und Nutzwald […] ist ›sein‹. Es gehört zu ihm. Es ist das Vertraute, das Ungestörte, auf das man sich verlassen kann, das Geheure, in dem es kein Ungeheuer und kein Ungeheures, sondern nur Gewohntes gibt.«23
Bauernstand schafft unauflösliche Bindungen, ein Dorn im Auge jedes Bindungsauflösers und Menschheitsstaatserschaffenwollers. Denn: »Diese feste Bindung an das Heimatliche, Gewohnte, Erprobte, Vertrauenswürdige und die witternde Abwehrhaltung gegen das Fremde, Ungewohnte, Neue, Unerprobte ist eine der gewaltigsten bewahrenden Kräfte des Volkes.« S. 67.
»Heimat nennt der Bauer mit Stolz sein Haus.« (Georg Mader24)
Der Bauer denkt generationell, womit er das antigenerationelle Projekt des entgrenzten und bindungslosen Individualismus gefährdet.
»Bäuerliches Gemeinschaftsleben ist: Familienbesitz, der behauptet und erweitert wird«.25 Generell bildet(e) das traditionelle Leben, Wirtschaften und Weitergeben des Bauern einen Garanten für Kontinuität; es widersetzt sich per se jener Drift, die mit ihrem fluiden Unplanbarkeitsparadigma den »flexiblen Menschen« (Richard Sennett) erst erschafft, dann ergreift, verformt und seelisch zerstört. Wer »in überlieferten Ordnungen« (Leopold Schmidt) lebt, lernt von den »Vorfahren«, nicht zuletzt, wie man sich »richtig« zu Gott stellt: »Die Alten haben es wohl gewußt«.26
Der Bauer ist weitgehend autark
Der Bauer kann »sein Leben selbst behaupten und erhalten« (je kleiner sein Hof und je weniger spezialisiert, desto mehr), im Gegensatz zum Städter, der — »gleichsam Teilindividuum eines Gesamtwesens« — »nur dadurch sein Leben erhalten kann, daß er von anderen […] lebt«.27 Als im Winter 2022/23 sogar regierungsamtliche Stellen wie der Katastrophenschutz vor Blackout-Szenarien warnten, wurde schlagartig klar, was die Abschaffung des Bauernstandes bedeutet: Wäre es zum regierungsgemachten Blackout gekommen, hätten also verfehlte Rußland-Sanktionspolitik und verfehlte Energiewendepolitik tatsächlich das Land ins energielose Dunkel gestürzt, dann wären Städter und Landbewohner in ökosozialistischer Gleichheit gleichermaßen vor dem Nichts gestanden. Wo in früheren Krisenzeiten das Land sich dank eines breiten Bauernstandes ernähren konnte und auf Hamsterfahrt bettelnde Städter mal schlecht mal recht durchbringen konnte, wäre nun auch für den nicht mehr landbauenden Dorfbewohner nach ein paar Tagen, wenn die Supermärkte leergekauft sind und nicht mehr beliefert werden, die gleiche Mangelsituation eingetreten wie für den Großstädter. »Ein Bauernhof ist sich selbst genug, er hat seinen Sinn in sich selbst.«28 Das galt für den selbstbewußten, freien Bauern bis zu jenen Zeiten, als Stapel seine Ständelehre verfasste und noch in den ersten Nachkriegsjahrzehnten. Seither sorgt der als Fortschritt gepriesene »Strukturwandel« für Höfesterben und Subventionsabhängigkeit der wenigen überlebenden Bauern, mit dem Ergebnis, daß sich Stadt und Land immer mehr angleichen, weil das Land seine ureigene Lebensform aufgibt. Insofern würde die raumentwicklungspolitische Rede von »gleichwertigen Lebensverhältnissen in Stadt und Land« im Falle eines Blackouts Wirklichkeit.
[Quelle: Jürgen Schmid.]
Der Bauer ist der letzte Unternehmer, der real wirtschaftet
Wer keine aufwändigen Maschinenparks betreibt, für deren Erwerb und Unterhalt er sich verschulden muß, ist imstande, ohne Kreditabhängigkeit seinen Betrieb zu führen. Im Gegensatz zu einem Manager, der den Betrieb wechselt, wenn er etwas in den Sand gesetzt hat, gibt es für den ortsgebundenen Bauern keinen Plan B. Er wirtschaftet, wie jeder Unternehmer, mit dem eigenen Kapital auf eigenes Risiko auf eigenem Grund und Boden, »fest am Boden haftend«,29 im buchstäblichen, aber auch im geistigen Sinne, nicht zuletzt durch sein bedachtes Wirtschaften, das übereilte Wagnisse scheut — daß ein insolventer Bauernhof mit Steuergeld gerettet wurde, weil er »systemrelevant« wäre, davon hat man noch nie etwas gehört. Ist es nicht bezeichnend, wie dieses freie Unternehmertum durch den steten Auf- und Ausbau einer Subventionsabhängigkeit ausgehöhlt wurde?
Der Bauer ist weitgehend frei und unabhängig
Erfüllt sein Leben und Wirtschaften oben genannte Kriterien, verleiht dies dem Bauern ein widerständiges Potential, daß alle jene brechen müssen, die autoritär regieren wollen und all jene, die eine globale Handelskrake errichten wollen, also der WEF-Komplex und seine Profiteure und Mitläufer-Opportunisten, u.a. in der un- und antidemokratischen EU.
Ein Epochenbruch — unterbelichtet30
Der Volkskundler Will-Erich Peuckert erzählt 1948 in seinem Meisterwerk Die große Wende den Umbruch vom Mittelalter zur Neuzeit nicht von der Renaissance her, dieser»Liebhaberei winziger alphabetisierter Eliten«,31 sondern vor dem Hintergrund der Ablösung eines selbstbewußten Bauernstandes, für dessen Betrachtung »ihm der Gedanke der ›Ordnung‹ als das Maßgebliche« galt,32 durch ein aufstrebendes städtisches Bürgertum, das mit seinen Geldgeschäften natürliche Zyklen durchbrach und den Landmann unter die Kuratel der aufkommenden Finanzmärkte stellte. Im »apokalyptischen Saeculum«, als der »Untergang« »vor der Tür« steht und »seine Wirbel jeden einzelnen Menschen dieser letzten Zeit [ergreifen]«,33 tobt eine »Revolution« des Geistes, in der »alle Überlieferung und alle Autorität verworfen« werden.34 Der Chronist dieses Epochenbruchs, selbst ein Mensch von »erdhaftem Bauerntrotz« (Gerhart Pohl), sah — in den Worten seines Schülers, des DDR-Volkskundlers Wolfgang Jacobeit — im Bauernstand »das, was Jürgen Kuczynski die ›Rolle der Volksmassen in der Geschichte‹ genannt hat«.35 Der feingeistige Paracelsus- und Böhme-Kenner Peuckert bot in jedem seiner Göttinger Lehrsemester ein Kolleg zur »Volkskunde der bäuerlichen Kultur« an, während er gleichzeitig der Pionier einer »Volkskunde des Proletariats« (1931) war.
Daß in der Nachkriegs-Volkskunde kaum Bemühungen erkennbar waren (und sind), den epochalen »Strukturwandel« in der Landwirtschaft der eigenen Gegenwart ins Zentrum des Erkenntnisinteresses zu rücken, ist bezeichnend — eine Leerstelle, die symbolisiert, wie einem Fach sein Herz abhanden kam. Das Nichtwahrnehmen visualisiert die Abkehr vom Eigenen, wenn eine Jahrtausende alte Wirtschafts- und Lebensform, die mental den Menschen in seiner Gesamtheit prägte, bis auf kümmerliche Restbestände verschwinden kann, ohne daß dieser Epochenbruch gewichtige Spuren in der Volkskunde hinterläßt, wie es für die Umwälzung des 16. Jahrhunderts Peuckerts Große Wende getan hat.
Alles spricht von der Digitalen Revolution, die Volkskunde-Nachfolger befassen sich beinahe lustvoll damit und sprechen von »technogener Nähe« — weniger thematisiert wird der Urknall, der die neolithische Revolution an ihr Ende geführt hat. Das fast spurlose Verschwinden des »Primären Sektors« aus der erlebbaren Welt, die damit einhergehende Entlastung des Menschen durch das Ende seiner Verpflichtung, das Land selbst zu bestellen, gemahnt an die Freisetzung durch jene Kräfte, die dem Unterirdischen Wald in Form fossiler Rohstoffe entlockt wurden. Letztere Wende der Menschheitsgeschichte hat in Rolf Peter Sieferle ihren kongenialen Interpreten gefunden, ihm verdanken wir die Erzählung darüber, wie die »Energiekrise« einer holzbasierten Energiewirtschaft gelöst wurde, die »industrielle Revolution« in Fahrt kam und der moderne Mensch, war er nicht Arbeitssklave, zu einem nie zuvor gekannten Wohlstand und Leichtleben freigesetzt wurde, jetzt, wo kohlebetriebene Dampfmaschinen seine Arbeit übernahmen. Die jüngste Mentalitätswende von menschheitsgeschichtlicher Dimension innerhalb weniger Generationen wartet noch auf ihren Erzähler und Deuter, der vor allem auch die Frage beantwortet, wie »frei« diese Freisetzung den postbäuerlichen Menschen in Wirklichkeit gemacht hat.
Es ist eine Freisetzung, die nicht frei macht. Sondern aufgabenlos, ortlos, bindungslos, der Heimat entfremdet, besonders wenn man »die Heimat« (ein Singularwort) als den Hof sieht, aus dem jemand stammt, wie jeder ältere Dialektsprecher in Bayern das tut. Dem architektonischen Gebilde »Haus« als Synonym für »Heimat« entspricht sozial die »Familie«, die unter einem Dach lebt. Somit verweist dieser auf die kleinste »Institution« (Gehlen) zurückgeführte Begriff auch auf Stufen des etymologischen Wandels, wie ihn das »Volk« durchlebte: Als »geschlossene abtheilung von kriegern«, als »heerhaufe«, tritt es nach dem Zeugnis des Grimm’schen Wörterbuchs36 in die Welt. Erst im 18. Jahrhundert »erscheint volk häufig im sinne von hausgemeinschaft, familie«, womit sich sein moderner Nationengehalt abzuzeichnen beginnt, als »vorstellung einer kleineren, durch irgend ein band der gemeinsamkeit zusammengehaltenen gruppe.« (Wie diese Etymologie Moritz Ege 2018 zur Schlußfolgerung führen konnte, »der Begriff Volkskunde« sei »schon aufgrund der Assoziationen, die er provoziert, nicht zu retten«, bleibt sein Geheimnis.)
[Quelle: Jürgen Schmid.]
Das Ende bäuerlicher Lebensformen hinterließ Fehlstellen: Mythen- und Ordnungslosigkeit. Gab es nicht immer noch einen Abglanz des »ewigen Mythenstroms« (Leo Frobenius), eine Schwundstufe zumindest, solange es Bauern gab, wie es Stifters Granit bezeugt, Peuckerts Kindheitserinnerungen oder Otfried Preußlers Biographie, wo Großväter und -mütter erzählende Zugänge in die Welt schaffen, obwohl der Schriftbesitz auch der bäuerlichen Bevölkerung dem mündlichen Erzählen bereits entgegensteht? Ein allerletzter Hauch steckt im erstaunlichen Memorationsvermögen hochbetagter dementer Menschen unserer Zeit, die Volkslieder in literarisierter Form oder Eichendorffs »Wünschelrute«, Alltagsgut ihrer Kindheit, nach Jahrzehnten lebendig und abrufbar in sich tragen.
Mythen- und ordnungslos geworden schlitterte die Postmoderne in einen Zustand der Verflüssigung. Zygmunt Baumanns Flüchtige Moderne (2003) spricht davon:
»Wir müssen das soziale Gewebe in Heimarbeit und in eigener Verantwortung selbst herstellen, jeder für sich. Ende durch Verflüssigung — dieses Schicksal ergreift jetzt die letzten Muster der Abhängigkeit und die Ordnung der Interaktion. Sie [die Muster der Ordnung] haben einen Grad der Geschmeidigkeit erreicht, sind in einem Ausmaß dehnbar geworden, wie es für frühere Generationen unvorstellbar war.«
Alles steht zur Disposition, alles ist Verhandlungs- und Verfügungsmasse geworden, in letzter Zeit vor allem Geschlecht und Sexualität. Jeder heimwerkt sich sein eigenes Selbst, indem er sich zur Einrichtung dieser »Bastelexistenzen« aus einem Katalog an Versatzstücken bedient. Ein Volk von Bauern hingegen konnte Leopold Schmidt zur Überzeugung bringen, Volkskunde sei die »Wissenschaft vom Leben in überlieferten Ordnungen«.37 Der Bauernstand gebar ein Gemeinschaftsmodell — das Dorf, dessen Bewertung in der Volkskunde zusehends strittiger wurde. Während Utz Jeggle das Verhältnis bäuerlicher Dörfler zu Natur (aneignend, pragmatisch, unromantisch, aber nicht rücksichtslos), Raum (bodenständig, bewahrend), Zeit (Rhythmus dörflichen Lebens), Dingen (Wertschätzung, Reparatur, Mehrfachverwendungen) positiv sah,38 machte sein Tübinger Kollege Gottfried Korff 1985 tabula rasa: »Wenn die Volkskunde sich in der heilen Welt des Dorfes so wohl fühlte und aus ihr ihren lange Zeit gehätschelten Gegenstand konstituieren konnte, dann lag das auch an der Stadt, die das Dorf entlastete und die ein Leben in überlieferten Ordnungen auf dem Lande überhaupt möglich machte.«39 Damit stellt Korff die Wirklichkeit auf den Kopf, denn die Stadt ist naturgemäß abhängig vom Land, das erzeugende Land ermöglicht erst ein Leben in der nur verkonsumierenden Stadt.
Wer wissen will, wann und auf welchen Wegen die Volkskunde abgedriftet ist, hin zu dem Ausbund des Zeitgeistwahnsinns, als was sie sich in ihren zur Unkenntlichkeit umbenannten Nachfolgefächern heute repräsentiert, muß zur Kenntnis nehmen, wie schräg etwa Helge Gerndt 1973 argumentiert: »Der Landbegriff ist unbrauchbar und ist es immer gewesen«, denn Definitionen für das Land entstünden stets und ausschließlich in Kontrast zur Stadt: »Es gibt zwar viele Städte, aber immer nur ein ›Land‹, und das ist überall, wo nicht Stadt ist.«40 Ist es nicht sachlogisch viel mehr genau andersherum: Überall wo nicht Land ist, ist Stadt — als Ausnahmeerscheinung von einer Regel? Oder sich die Korff’sche Behauptung aus dem Jahr 1985 auf der Zunge zergehen lassen, die Volkskunde habe »einen Stadt-Land-Gegensatz konstruiert«,41 so als ob dieser real existierende Gegensatz ein ideologiegeleitetes Hirngespinst von weltfremden Schreibtischforschern ohne Anbindung an eine Wirklichkeit gewesen wäre.
Während 1929 noch behauptet werden konnte: »Das Dorf besteht (nur) aus Bauern« — in Zukunft ein »Dorf ohne Bauern«42? Kaum, würde Geert Mak sagen, er sieht den »Untergang des Dorfes in Europa« (Wie Gott verschwand aus Jorwerd, 1999), mit allen Folgen für die mentale Konstitution von Individuum und Gesellschaft. Durch die Zerstörung einer Landwirtschaft mit menschlichem Maß steht die dörfliche Lebensform zur Disposition. Verlust von »Identität« durch »Höfesterben« und eine »massive Umdeutung des Lebens auf dem Land, das traditionell mit der Arbeit in einem Landwirtschaftsbetrieb verbunden war«43 dürften unstrittige Befunde unserer Gegenwart sein. Ob und wie sich das post-bäuerliche Dorf wieder eine lebenswerte Struktur zulegt, steht dagegen in den Sternen. Momentan ist eine derartige Evolution des Dorfes nicht zu beobachten. Es wäre ein genuin volkskundliches Feld, sowohl den Verlust von Identität als auch die Suche nach neuer Identität beobachtend zu begleiten, ein Feld, das — von Ausnahmen abgesehen44 — im Fach kaum jemand mehr bestellen will, obwohl dies seit Gründung der Volkskunde durch Wilhelm Heinrich Riehl ein Glutkern des Faches war.
[Quelle: Jürgen Schmid.]
Kraftquell und Macht der Beharrung — Natur und Bauern bei Wilhelm Heinrich Riehl
Bei Wilhelm Heinrich Riehl, dem Begründer der Volkskunde, in seinem Werk Land und Leute, steht zu lesen, wie wichtig es sei (1853!), daß es als »notwendige Ergänzung zu dem kultivierten Feldland« noch »Wildnis« in Deutschland gebe, »Walddörfer« etwa oder »Sanddünen, Moore, Heiden, die Felsen- und Gletscherstriche«. Es gehöre »zur Kraftentfaltung eines Volkes, daß es die verschiedenartigsten Entwicklungen gleichzeitig umfasse. Ein durchweg in Bildung abgeschliffenes, in Wohlstand gesättigtes Volk ist ein totes Volk, dem nichts übrig bleibt, als daß es sich mitsamt seinen Herrlichkeiten selber verbrenne wie Sardanapal.« Jener sagenhafte assyrische Herrscher, so will es die Überlieferung bei Diodor, galt als Urbild eines genußsüchtigen Weichlings. Solche Sardanapals, neudeutsch: Hedonisten, solche dem Natürlichen entfremdeten Menschen zu erzeugen wäre, meint Riehl, einfach: »Rottet den Wald aus, ebnet die Berge ein und sperret die See ab, wenn ihr die Gesellschaft in gleichgeschliffener, gleichgefärbter Stubenkultur ausebnen wollt!«45
Die »Stubenkultur«, ist das nicht jene winzige, aber wirkmächtige Echokammer, die aus ihren urban-woken Blasen heraus das Land im Griff hat, jene abgeschottete Medien-Clique (im Falle der »Süddeutschen« im Steinhauser Zeitungsturm wörtlich), die — wie der »Tagesspiegel« selbstkritikfrei konstatierte — als »den öffentlichen Dialog als Beruf Ausübende« (jene, die Gehlen »Maulwerker« nannte) nahezu ausschließlich im Aggregatszustand von Stadtbewohnern auftreten, welche das »Land« nur als wochenendlichen Freizeitraum kennen, vielleicht gerade noch als Nahrungsmittellieferantenzone in Form der »Ökokiste« erleben, die an Wohnungstüren angesagter Stadtviertel geliefert wird?
Riehl hingegen schreibt sein Buch über Land und Leute 1853 ausdrücklich als »Wanderer und Journalist«. Seine darin ausgebreiteten Erkenntnisse sind »nicht aus Büchern geschöpft, sondern erlebt und erwandert«. Einen wirklichen Erkenntnissucher treibt es »hinaus« aus der Gelehrten- oder Redaktionsstube, um »im unmittelbaren Verkehr mit dem Volke« »Land und Leute« so kennen zu lernen, wie es die von Pfalz zu Pfalz ziehenden Reisekönige jahrhundertelang taten (was Joachim Fernau am Beispiel Ottos des Großen eindrücklich schildert, jenem »Herrn des Abendlands, zu dem jeder Pferdeknecht ›Herr König‹ sagte«). Wenn schon die Minister »nicht mehr regierungshalber durch das Land reiten«, so Riehl, wenn »die Staatsmänner nicht mehr auf die Wanderschaft gehen können, so sollten es wenigstens die politischen Schriftsteller für sie tun«.46
Wer aber spricht heute für das Volk? Wer kennt es überhaupt? Klingt es zu banal, wenn man behauptet, zu viele Stubenhäuptlinge (oder was sich dafür hält) — seit den 1980er Jahren stieg die Hochschulquote eines Jahrgangs von 20 auf fast 55 Prozent — entfernen sich immer mehr von jedem Urgrund allen Seins und damit vom Volk, das naturgemäß vorwiegend aus Indianern besteht? Und wie kann man das Volk wieder »in Form bringen«? Es muß heraus aus der degenerierten und degenerierenden »Stubenkultur« — nur wie die Leute nach draußen bewegen? Ist nicht das Gegenteil von »heraus« geübte Alltagspraxis? Bei Jüngeren das Verhocken am Computer, bei Berufstätigen das »Home Office«, bei älteren Menschen die Einsamkeit vor der Glotze?
»Hat die Erschließung noch des letzten Nebentals nicht dazu geführt, daß alle immer in Bewegung in die Verflachungszentren hinein sein können?« So fragte mich ein Korrespondenzpartner. Zitierte er damit Riehl? Denn das ist sein Credo, aus Wege und Stege von 1853! »Der Fußweg, der Feldweg führten die Städte ins Land hinein; unsre neuen wunderbaren Straßenbauten des Weltverkehrs führen die Stadt zur Stadt und — das Land in die Stadt.«47
Der Volkskunde gilt das Dorf noch 1946 als »naturnahe Siedlungseinheit«.48 1986 heißt es, »›Land‹« (man beachte die Anführungszeichen) sei »nichts als ein Mythos«, ja gar: »keine empirisch fassbare Realität«.49 2019 versteigt sich der 93jährige Volkskunde-Papst Hermann Bausinger zum technokratischen Monster »Heimat als Planungskategorie« (siehe oben). Und wenn heute Bankfilialen auf den Dörfern schließen, heißt es in der Presse mit maximaler Kälte, sie zögen sich »aus der Fläche« zurück. So weit sind Riehls Kraftzentren heruntergekommen …
[Quelle: Jürgen Schmid.]
Riehl hat es vorhergesagt: »Mit dem »Ausbau der europäischen Eisenbahnnetze … sind zahllose kleine Städte, blühende Flecken und Dörfer dem Kränkeln, Abmagern und Absterben eben so sicher geweiht, als sich den großen Städten eine immer unförmlichere Korpulenz ansetzen wird.« (Als hätte er geahnt, daß eine Stadt wie Augsburg gedenkt, sich im Standortmarketingkonglomerat »Greater Munich« aufzulösen.) »Darin liegt eine europäische Krisis. Die Herrschaft der großen Städte über das Land ist eine der sozialen Kernfragen unserer Zeit.« Wie aktuell das ist: »Während die Eisenbahnen die großen Städte verbinden und ihnen, was man so sagt, ›die Welt aufschließen‹, schließen die Landstädte und Dörfer ihre Gemarkungen zu. Dort ein Übermaß rastlos drängenden Lebens, hier Totenstille und Verödung.«50
Was, wenn Riehl Recht hatte? Wenn der Bauernstand — wie es in Die bürgerliche Gesellschaft (1851) heißt — zu den »Mächte[n] des Beharrens« gehörte, wenn mit dem Bauern »eine unüberwindliche conservative Macht in der deutschen Nation [ruhte], ein fester, trotz allem Wechsel beharrender Kern«? Hatten dann die »Mächte der Bewegung« (Bürgertum, Proletariat) nicht handfeste Interessen, den Bauernstand — welcher »den Tag lieber nach dem Kalenderheiligen als durch die todte Ziffer des Datums« bezeichnet — zuerst sprachlich auf die Ebene »Primärsektor« herabzuwürdigen (immerhin: primär, also: ursprünglich, zuerst vorhanden, an erster Stelle stehend, grundlegend), um ihn anschließend unter dem Euphemismus »Strukturwandel« ganz abzuwickeln als wahrnehmbare Größe? Und wie sah die Politik des realen Arbeiter- und Bauernstaates den Bauern gegenüber aus?
Entmachtung durch Kollektivierung
Kommunisten interessieren sich nicht sonderlich für den Bauern als ausgebeutetes Subjekt, sondern scharwänzeln ums Industriearbeiter-Proletariat herum (also früher, bevor sie BLM entdeckten). Ich zitiere einen befreundeten Wirtschaftsjournalisten, den TWASBO-Herausgeber Oliver Driesen:
»Die Kommunisten hatten mit Bauern immer nur insofern zu tun, als diese zu kollektivieren waren. Der grundbesitzende, frei wirtschaftende und subsistenzfähige Bauer mitsamt seiner Familie war für sie eine klassische Zelle der Konterrevolution, die es zu zerschlagen galt (vor allem, weil ihm immer noch der Ruch des völkischen ›Reichsnährstandes‹ anhaftete). Erst mit der Kollektivierung in ›LPGs‹, die sozialisistischer Planwirtschaft und ›sozialistischem Eigentum‹ unterworfen waren, wurde der Bauer vom suspekten Reaktionär zu einer unter vielen Ikonen des Sozialismus, welche die ›Produktionsschlachten‹ zu schlagen hatten. Erst unter diesen Vorzeichen gelangte auch die Bauersfrau — gern als ›Traktoristin‹ — in eine vorzeigbare Position. Sie konnte nun als Ikone sozialistischer Gleichberechtigung vermarktet werden. Außerdem war es nur durch die LPG möglich, auch die Agrarwirtschaft mit Parteifunktionären (und damit Spitzeln) zu durchsetzen.«
Außer Form geraten
Was hat das Volk — Dorf, Gemeinschaft, Nation — außer Form gebracht? Zählen wir auf: Gleichmacherei im Sozialismus. Beliebigkeit der Postmoderne. Freisetzung durch Technisierung. Konsumorientierung und Wohlstandverwahrlosung. Bindungs- und Orientierungslosigkeit im Individualismus. Digitalismus (»Black Mirror«), der ortlose Zombies erschafft — »die sind in ihrem Handy viel mehr beheimatet als auf dem Stuhl, auf dem sie sitzen«, sagt eine Lehrerin über ihre Schüler.
Ist das Abhandenkommen von Religio, verstanden als Rückbindung an einen konkreten Ort, an eine Scholle, auf und aus der man lebt, die Mutter aller Probleme? Es scheint so: Ein Volk, das seine Ernte nicht selbst einbringen kann und Erdbeerpflücker aus Rumänien sowie Kartoffelroder aus Polen dazu braucht, hat aufgehört ein Volk zu sein.
Der freie Bauer ist offensichtlich jeder modernen Herrschaftsform ein Dorn im Auge, dem globalistischen Neoliberalismus, dem Sozialismus, »unserer Demokratie«, der supranationalistischen EU-Autokratie und ihrem »Green-Deal«, dem WEF-Transhumanismus. Denn Herrschaft wird durch Rückbindung, die sie nicht selbst erschaffen hat und deshalb nicht kontrollieren kann, eingeschränkt.
[Quelle: Jürgen Schmid.]
Folge II von Religio spürt am Beispiel des Deutschtums im Auflösungsprozess der Habsburger Monarchie dem nach, was ein Volk ausmacht — Identität, die rückbindet.
Anmerkungen
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Eden ist im Sumerischen die Steppe, das Lebensfeindliche. Der Garten Eden der Bibel ist eigentlich korrekt übersetzt ein Garten in Eden, eine blühende (städtische) Oase in unwirtlicher Umgebung, einer Landschaft der Extreme, das Gegenteil von dem, was man sich unter einem Entstehungsort der ersten Hochkultur der Menschheit vorstellen würde: »Its climate is extremely hot and dry, and its soil, left to itself, is arid, wind-swept, and unproductive. The land is flat and river-made, and therefore has no minerals whatever and almost no stone. Except for the huge reeds in the marshes, it had no trees for timber. Here, then, was a region with ‘the hand of God against it’ an unpromising land seemingly doomed to poverty and desolation.« Samuel Noah Kramer: The Sumerians: Their History, Culture, and Character. Chicago: University of Chicago Press, 1963, S. 3. ↩
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Jürgen Schmid: Rainer Werner Fassbinder: Und dreimal krähte der Hahn. [Keine Erinnerung an den Filmemacher in seiner Geburtsstadt Bad Wörishofen]. edition:schwaben 1/2010, S. 97–103. ↩
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Helge Gerndt: Stadt — Gegenstand und Forschungsfeld empirischer Kulturwissenschaft. In: ders.: Studienskript Volkskunde. Eine Handreichung für Studierende. Münster u.a. 1997 (Münchner Beiträge zur Volkskunde; 20), S. 119–126. ↩
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Für eine »Weiterentwicklung des Konzepts Erinnerungsorte«, so kann man lesen, »wäre es ratsam, dem Erinnerungsorte-Paradigma einen poststrukturalistischen Gesellschaftsbegriff zugrunde zu legen. Gesellschaft wird dort nicht als positive Totalität (oder gar ›Gemeinschaft‹) gedacht, sondern als prinzipiell offene Struktur, die sich permanent in mal mehr, mal weniger konflikthaften Prozessen der Um- und Neuordnung befindet«: https://docupedia.de/zg/Siebeck_erinnerungsorte_v1_de_2017. Wo nicht nur Erinnerung, sondern auch das alltägliche Zusammenleben einer Gemeinschaft stets »neu ausgehandelt« werden sollen, ist die Einpassung von Geschichte in jene Aushandlungsergebnisse, welche die vorgeblich progressiven Poststrukturalisten anstreben, nicht weit: So etwa »verknüpft« sich das Bauernkriegsgedenkjahr 2025 im Allgäu, passgenau zum Bundestagswahlkampf, den die Vertreter von »unsere Demokratie« zu ihrem eigenen Machterhalt führen, »mit den Grundlagen der Demokratie«, getragen von »Projektpartner*innen«, die »durch Foren Bürger*innenbeteiligungsprozesse in Gang setzen«: https://www.stadt-der-freiheitsrechte.de/courage.html. Mit Geschichtsbetrachtung hat das recht wenig, mit Agendasetting für gegenwärtige Zwecke, wofür Geschichte instrumentalisiert wird, hingegen sehr viel zu tun. ↩
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Wilhelm Stapel: Die drei Stände. Versuch einer Morphologie des deutschen Volkes. Hamburg: Hanseatische Verlagsanstalt, 1941, S. 40–74 (»Der Bauer«). — Kein Zufall ist es, daß am Ende dieses Buches der Verlag in eigener Sache für Ernst Jüngers Der Arbeiter wirbt, der die Herausbildung eines neuen Typus Mensch, der des Arbeiters, schildert. ↩
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Für offensichtlich linksextremistische Wikipedia-Redakteure war der Kapp-Putsch ein »konterrevolutionärer Putschversuch gegen die nach der Novemberrevolution geschaffene Weimarer Republik«. Die IG Metall wiederum nimmt hundert Jahre nach dem Kapp-Putsch dessen Niederschlagung als eigenen Erfolg für sich in Anspruch, wenn sie den Generalstreik, der zum Mißerfolg des Putsches beitrug, so interpretiert: »Gewerkschaften retten die Republik«: https://www.igmetall.de/politik-und-gesellschaft/100-jahre-kapp-putsch-gewerkschaften-retten-die-republik. ↩
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Jochen Meyer: Aufstand der Landschaft gegen Berlin. Wilhelm Stapel und seine Zeitschrift »Deutsches Volkstum« Hamburg 1919–1938. In: Berlin — Provinz. Literarische Kontroversen um 1930. Marbacher Magazin 35 (1985), S. 6–46. ↩
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Das Exemplar, das meiner Betrachtung zugrunde liegt, stand nach Aufgabe des Ladenlokals von Antiquariat Kitzinger in der Schellingstraße im Münchner Universitätsviertel an einem zugigen Novembertag im Zu-verschenken-Regal der Hofeinfahrt. ↩
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Netzfunde. ↩
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Stapel: Drei Stände (1941), wie Anm. 5, Zitate S. 40, S. 41, S. 42. ↩
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Ebd. S. 43 u. 45. ↩
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Ebd. S. 54. ↩
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Ebd. S. 46. ↩
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Ebd. S. 48. ↩
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Ebd. S. 68. — »Als ich hierher kam [aus Berlin aufs Land] und es mich hinaustrieb, da sagten die Bauern, sie hätten keinen Kurort und das Land wäre keine Promenade. Ja, so redeten sie und meinten, ich hätte wohl keinen Beruf, weil ich so viel spazieren ging.« (Alfred Mühr: Die arme Herrlichkeit, 1952). ↩
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Stapel: Drei Stände (1941), wie Anm. 5, S. 69. ↩
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Ebd. S. 70. ↩
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Ebd. ↩
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Nikolaus Lobkowicz: Die Familie als Bildungsinstanz. In: Familie — Feindbild und Leitbild. Köln 1977, ²1979, S. 95-113, hier S. 100. ↩
-
Stapel: Drei Stände (1941), wie Anm. 5, S. 70. ↩
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Ebd. S. 65. ↩
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Ebd. S. 73. ↩
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Ebd. S. 65. ↩
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Georg Mader: Bauernhaus und Bauernbrauch in Schwaben. In: Das Bayerland. Illustrierte Halbmonatsschrift für Bayerns Land und Volk 31 (1920), Heft 2, S. 139-154. — In gleicher Bedeutung auch bei Oskar Maria Graf: Die Chronik von Flechting (1925). ↩
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Stapel: Drei Stände (1941), wie Anm. 5, S. 49. ↩
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Ebd. S. 71. ↩
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Ebd. S. 47. ↩
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Ebd. ↩
-
Ebd. S. 73. ↩
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Dieses Kapitel ist eine überarbeitete und erweiterte Fassung des gleichnamigen Kapitels (dort noch mit Fragezeichen) in meinem Beitrag Jürgen Schmid: Volkskunde ade — was bleibt? In: Anna Jank-Humann, Reinhold Popp (Hrsg.): Kultur, Psyche und Desaster. Beiträge aus Europäischer Ethnologie, Psychotherapiewissenschaft, Katastrophenforschung und Frisistik. Festschrift für Bernd Rieken. Münster: Waxmann, 2024 (Psychotherapiewissenschaft in Forschung, Profession und Kultur; 42), S. 40–55, hier S. 47–49. ↩
-
Peter Sloterdijk: Du mußt dein Leben ändern. Über Anthropotechnik. 4. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2009, S. 54. ↩
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Wolfgang Jacobeit: Will-Erich Peuckert »Die große Wende«. Ein Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte der deutschen Volkskunde nach 1945. In: Brigitte Bönisch-Brednich, Rolf Wilhelm Brednich (Hrsg.): »Volkskunde ist Nachricht von jedem Teil des Volkes«. Will-Erich Peuckert zum 100. Geburtstag. Göttingen 1996, S. 141–162, hier S. 143. ↩
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Will-Erich Peuckert: Die große Wende. Das apokalyptische Saeculum und Luther. Geistesgeschichte und Volkskunde. Hamburg:Claassen & Goverts, 1948, S. 152. ↩
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Ebd. S. 390. ↩
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Jacobeit: Peuckert (1996), wie Anm. 32, S. 142. ↩
-
Bd. 26, Sp. 455, 1951. ↩
-
Zitiert nach Leopold Kretzenbacher: Ethnologia Europaea. Studienwanderungen und Erlebnisse auf volkskundlicher Feldforschung im Alleingang. München 1986, S. 115. ↩
-
Utz Jeggle: Dörfliche Lebenswelt. Zur Spezifik ländlicher Wahrnehmungs- und Handlungsweisen. In: Eckart Frahm, Wiklef Hoops (Hrsg.): Dorfentwicklung. Aktuelle Probleme und Weiterbildungsbedarf, Tübingen 1987, S. 35–43. ↩
-
Gottfried Korff: Mentalität und Kommunikation in der Großstadt. Berliner Notizen zur »inneren« Urbanisierung. In: Theodor Kohlmann, Hermann Bausinger (Hrsg.): Großstadt. Aspekte empirischer Kulturforschung, Berlin 1985, S. 343–361. ↩
-
Helge Gerndt: Städtisches und ländliches Leben. Beschreibungsversuch eines Problems. In: Gerhard Kaufmann (Hrsg.): Stadt-Land-Beziehungen. Verhandlungen des 19. Deutschen Volkskundekongresses in Hamburg 1973, Göttingen 1975, S. 31–45. ↩
-
Korff: Mentalität (1985) wie Anm. 39, S. 343–361. ↩
-
Ulrich Planck: Dorf ohne Bauern — Bauern ohne Dorf. Zum Strukturwandel auf dem Lande und seine sozialen Folgen. In: Eckart Frahm, Wiklef Hoops (Hrsg.): Dorfentwicklung. Aktuelle Probleme und Weiterbildungsbedarf, Tübingen 1987, S. 44–57. ↩
-
Christine Nebelung: Erwerbs-, aber nicht arbeitslos. Chancen und Grenzen von Eigenarbeit aus der Perspektive ostdeutscher Landbewohner. In: Gerrit Herlyn u.a. (Hrsg.): Arbeit und Nicht-Arbeit. Entgrenzungen und Begrenzungen von Lebensbereichen und Praxen, München und Mering 2009, S. 265–282. ↩
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Ebd.; Robert Lorenz: »Wir bleiben in Klitten«. Zur Gegenwart in einem ostdeutschen Dorf (Europäische Ethnologie; 8). Berlin 2008. ↩
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Wilhelm Heinrich Riehl: Die Naturgeschichte des Volkes als Grundlage einer deutschen Sozialpolitik. Erster Band: Land und Leute. Stuttgart und Berlin, 12. Auflage, 1925, S. 51 f. (Erstausgabe 1853). ↩
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Vorworte des Verfassers 1853 / 8. Auflage 1883. ↩
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Riehl: Land und Leute (1853/1925), wie Anm. 45, S. 67. ↩
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Richard Weiß: Volkskunde der Schweiz. Erlenbach-Zürich 1946, S. 76. ↩
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Gerndt: Problem (1986), wie Anm. 40, S. 53 f. ↩
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Riehl: Land und Leute (1853/1925), wie Anm. 45, S. 69 u. 82. ↩