σύνταξις | VII | syntaxis

Geschrieben von Uwe Jochum am 5.11.2023

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Leib und Leben

Die Eisenbahn kam auf — ohne staatliche Subventionen. Das Telephon kam auf — ohne staatliche Subventionen. Das Auto kam auf — ohne staatliche Subventionen. Das Internet kam auf — ohne staatliche Subventionen. Das iPhone kam auf — ohne staatliche Subventionen.

Und hier das Gegenteil: Solarpaneele, Windräder, E-Autos, Wallboxen, NGOs, FFF, Antonio-Amadeu-Stiftung.

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Um die Wahrheit eines Sachverhalts herauszufinden, muß man unterscheiden und durch das Unterscheiden differenzieren können: Etwas, das jetzt und heute ein A ist, kann nicht zugleich jetzt und heute ein B sein. Um das zu tun, muß man idealerweise selbst außerhalb des zu differenzierenden Bereichs stehen, d.h. man kann über die Nacht nichts wirklich Sinnvolles sagen, wenn man immerzu nur im Tag lebt und von dort her keine neutrale Perspektive auf die Nacht hat; denn alles, was man als Tagmensch über die Nacht sagen kann, wird aus der Tagperspektive gesagt sein und die Nacht verzerren.

Wer also »engagierten Journalismus« fordert oder eine »engagierte Wissenschaft«, wird Propaganda bekommen und die Wissenschaft ruinieren. Und zuletzt wird er sich selbst und seine Welt ruinieren, denn er wird, je länger er der Propaganda und der framenden Wissenschaft folgt, immer weniger an Sachhaltigem über die Welt erfahren; er wird in einer immer ver-rückteren Welt leben und irgendwann in der realen Welt nicht mehr lebensfähig sein.

Hier die Kurzversion dazu:

»Jene nämlich, die die Wahrheit richtig beurteilen wollen, müssen Schiedrichter und nicht Prozeßparteien sein.«
(Aristoteles: Vom Himmel, 279 b 10)

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Und damit wären wir bei einem der Aufreger unserer verwirrten Zeit, dem beliebten Thema der »schwangeren Männer«. Natürlich kann es biologisch gesehen keine schwangeren Männer geben, sondern nur »schwangere Männer«, also uneigentliche Männer, nämlich Männer, die biologisch Frauen sind und dann durch operative Maßnahmen ihre äußeren und teilweise ihre inneren Geschlechtsorgane verändern ließen. Nur wenn sie dabei auf ihre Gebärmutter nicht verzichtet haben, sind sie auch nach den Operationen, die sie äußerlich zum Mann transformierten, im Prinzip in der Lage, schwanger zu werden und das Kind auch auszutragen.

Wer hier also sachgemäß differenzieren will, kann Frauen, die einen Teil (oder auch alle) ihrer äußeren und inneren Geschlechtsorgane entfernen ließen, nicht »biologische Männer« nennen, wie es immer wieder geschieht. Es sind und bleiben biologische Frauen, die ihre Gestalt zu einer männlichen verändern ließen.

Aber natürlich geht es nicht nur um eine Gestaltveränderung. Es geht um das, was das Wesen einer Person ist. Und dieses Wesen ist eben nicht durch die Bestimmung von äußeren Merkmalen alleine zu fassen, sondern es gehören neben der Gestalt weitere Merkmale zu diesem Wesen. Im Falle von Frauen gehört zu ihrem Wesen: eine andere Struktur und Größe des Gehirns, eine andere Zusammensetzung der Hormone, die den Leib durchströmen, eine andere Muskelmasse, eine andere Verteilung und Dicke des Fettgewebes, die Fähigkeit, in der Brust Milch zu erzeugen und abzugeben, die Fähigkeit, im Eierstock Eier herzustellen usw. usf.

Wer also wissen will, was das Wesen einer Frau im Unterschied zum Wesen eines Mannes ist, muß über diese Dinge sachgemäß sprechen können und dann auch in der Lage sein, bei der Begegnung mit einem anderen Menschen das richtige, nämlich sachgemäße Urteil zu fällen: der ist ein Mann, die ist eine Frau.

Und wenn wir uns für diesen Unterschied nicht interessieren, weil er in der Situation, in der wir gerade sind, keine Relevanz hat? Dann lassen wir es eben. Aber das heißt nicht, daß wir dann ohne weitere Unterscheidungen auskommen. Wir werden in einer Gesellschaft, die sich gerade nicht über den Unterschied von Mann und Frau streitet, sondern gemütlich beisammen sitzt, immerhin noch zu unterscheiden haben, mit wem wir da reden, reden wollen und reden sollen: wahrscheinlich mit anderen Menschen und nicht mit der Haustür oder dem Hund.

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Schwierig wird unsere Welt immer nur dann, wenn eine Instanz, die sich für übergeordnet und maßgeblich hält, uns vorzuschreiben beginnt, was wir zu denken, zu sagen und zu tun haben. Dann beginnen wir, unsere Beheimatung in der Welt allmählich zu verlieren und mit ihr zu fremdeln: das Auto, das funktioniert, weil Leute, die sich damit auskennen, darüber nachgedacht haben, was zu tun ist, damit es funktioniert, wird zu einem fremden Gegenstand, über den andere bestimmen, die von diesem Gegenstand nicht gerade die größte Ahnung haben, aber meinen, sie hätten eine solche; der Mann und die Frau, die das Geschlecht der Menschen binär strukturieren und dank dieser Binarität aufeinander verwiesen sind, um in diesem Verwiesensein sich in Liebe zu finden und die Gattung des Menschen durch Fortpflanzung fortzusetzen, sollen nun zu qua Operationen veränderbarem beliebigem Fleisch werden, das das, was ihm an Verwiesenem fehlt, aus sich selbst zu generieren versucht: nach der Trans-Transformation erfolgt die Zeugung eines Menschen im Reagenzglas, das Austragen des Babys in einem Brutkasten und seine Aufzucht in einem Maschinenpark, der meilenweit von dem entfernt ist, was uns Menschen trägt: die Liebe. Sie ist nicht herstellbar, weder operativ noch pharmazeutisch noch medial. Sie ist das, was zwischen den binär aufeinander verwiesenen Menschen seit je spielt.

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Wir sind als Menschen Gattungswesen und Artwesen, sind auf der Stufe der Gattung und auf der Stufe der Art durch Unterschiede gekennzeichnet, die für alle Exemplare der Gattung und für alle Exemplare der Art gelten und ebendas sind, was ihr Wesen ausmacht.

Wer daher solche Unterschiede negiert, negiert unser Menschsein, das nicht anders zu haben ist als in diesen Unterschieden. Er schwingt sich auf zu einem Menschenmacher, der sich und anderen einredet, er könne das, was Gott kann, locker selber hinbekommen, nämlich Menschen machen nach seinem Bild. Daß das mißlingt, ist überall, wo die Menschenmacher auftauchen, mit Leichtigkeit zu sehen: Die trans-formierten Menschen sind operativ, pharmazeutisch und psychisch veränderte Menschen, die aus der Haut, aus der sie herauswollen, nicht herauskönnen und den Versuch des Aus-der-Haut-Fahrens damit bezahlen, daß sie immer weiter in ihren alten Adam zurückfahren. Das ist der Grund, warum sie rhetorisch so um sich schlagen: Es ist die Verzweiflung, die darin liegt, immerzu sich und anderen einzureden, man könne etwas tun, was schlechterdings unmöglich ist; sie wissen, daß sie es nicht können, aber sie verzweifeln an diesem Wissen und wenden die Verzweiflung in Aggression gegen andere, die ihre eingebildete Welt und ihre eingebildete Selbstwahrnehmung negieren, indem sie auf die Wahrheit des Wesens verweisen.

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»Das Geheimnis der modernen Empfindsamkeit beruht nun darin, daß sie einer Welt entspricht, in der der Leib mit dem Werte selbst identisch ist.«
Ernst Jünger: Über den Schmerz.

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Die Wahrheit unseres Wesens als Menschen. Aber natürlich, wir wissen es: Wir alle sind Menschen (adam, אדם) aus der rotbraunen (adom, אדום) Erde (adamah, אדמה) unseres Planeten, aus dem wir herauswachsen zur Sonne hin, die uns wärmt und durchstrahlt.